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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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könnte, dass man es sich nur eindringlich genug wünscht.
    Dummerweise ist das hier eine wahre Geschichte, die sich in der Wirklichkeit abspielt und nicht in einer Fantasywelt. Ich konnte nicht einfach aus diesem Gefängnis ausbrechen, nur weil ich das gerade so wollte.
    Aber ich würde an dieser Stelle gern noch etwas anderes anmerken. Willenskraft – wahre Willenskraft – ist mehr als bloß nur der Wunsch, dass etwas passieren soll. Willenskraft bedeutet, man will, dass etwas geschieht, und findet dann einen praktikablen Weg, um sicherzustellen, dass es auch tatsächlich geschieht, und zwar so, wie man es sich gewünscht hat.
    Und genau das geschah, sodass die Geschichte wie folgt weitergehen konnte.
    Ich ignorierte die Gitterstäbe und presste stattdessen meine Handflächen auf den steinernen Zellenboden. Er bestand aus großen, massiven Blöcken, die durch sorgfältig eingearbeiteten Mörtel miteinander verbunden waren. Die Stangen waren direkt in den Steinen verankert.
    Ich grinste und schloss wieder konzentriert die Augen. Bisher hatte ich mein Talent noch nicht oft so gezielt eingesetzt, aber ich spürte, dass ich langsam lernte, damit umzugehen. Es gelang mir, eine Kraftwelle durch meine Arme in die Steinblöcke zu schicken.
    Mit einem leisen Knacken brach der Mörtel unter meinen Fingern. Ich konzentrierte mich noch stärker und schickte eine mächtigere Kraftwelle los. Daraufhin ertönte ein lautes Krachen. Als ich die Augen öffnete, stellte ich fest, dass ich zwischen einem Haufen Staub und Steinsplittern hockte und der Boden unter meinen Knien vollkommen zertrümmert war.
    Ein wenig schockiert darüber, wie viele von den Steinblöcken ich zerstört hatte, sah ich mich um. Sing stand regungslos da; er wirkte überrascht. Sogar Bastille wurde aus ihrer Trauer gerissen. Bis in den hintersten Winkel der Zelle zogen sich Risse durch den Boden, die sich wie ein Spinnennetz ausbreiteten.
    Sie erklären mir die ganze Zeit, wie viel Macht hinter meinem Talent steckt, dachte ich. Was könnte ich wohl alles kaputt kriegen, wenn ich es wirklich darauf anlege? Voller Tatendrang griff ich mir eine der Stangen und versuchte, sie aus ihrer zerborstenen Verankerung zu reißen.
    Sie rührte sich nicht. Bewegte sich kein Stück.
    »Hast du wirklich geglaubt, das würde funktionieren?«, fragte eine amüsierte Stimme.
    Ich wandte mich dem Wächter zu, der herübergekommen war, um mir bei meinem Treiben zuzusehen. Seine Kleidung entsprach genau dem, was man von einem Bibliothekar erwartete – eine unmodische Strickweste über einem rosa Hemd, dazu passend eine pinkfarbene Fliege, die etwas dunkler war als das Hemd. Nicht einmal der Klebebandstreifen auf der Brille fehlte.
    Nur in einem Punkt entsprach er nicht meinen Erwartungen: Er war riesig. Er war ungefähr so groß wie Sing, aber bestimmt doppelt so muskulös. Im Ganzen wirkte er so, als hätte ein Bodybuildinggestählter Elitesoldat einen unglücklichen Freak verprügelt und ihm anschließend – aus irgendeinem hirnverbrannten Grund – die Klamotten gestohlen.
    Der Wächter schlug sich mit einer Faust in die geöffnete Handfläche und grinste. Er trug ein Schwert an der Seite, und seine Brille – die geflickte – hatte dunkle Gläser wie die von Bastille und Sing. Und wieder einmal schoss es mir durch den Kopf, wie unfair es war, dass die Krieger Sonnenbrillen tragen durften, während ich mich mit rosa Linsen abfinden musste.
    Über diesen Punkt bin ich übrigens bis heute nicht hinweggekommen.
    »Die Steine haben wir nur für die Optik«, erklärte der Bibliothekar. »Der gesamte Käfig besteht aus Verstärkungsglas – er ist wie ein großer Karton, und das Gitter bildet die Vorderseite. Die Steine aufzubrechen wird dir also rein gar nichts nutzen. Glaubst du, wir wissen nicht, mit welchen Tricks ihr Smedrys arbeitet?«
    Er ist zu weit weg um ihn zu berühren, dachte ich frustriert. Aber … was hat Grandpa Smedry noch mal gesagt, als ich die Pistole von diesem Attentäter kaputt gemacht habe?
    Dieser Mann hatte mich bedroht. Und mein Talent hatte instinktiv darauf reagiert.
    Über eine gewisse Distanz hinweg.
    Ich bückte mich und hob ein paar der Eimerbruchstücke auf, die Bastille nicht weggeschleudert hatte. Der kompakte Bibliothekar schnaubte abfällig und wandte sich ab, um auf seinen Posten zurückzukehren, aber ich warf eines der Holzstücke durch die Stäbe und traf ihn damit am Hinterkopf.
    Stirnrunzelnd drehte sich der Wächter zu mir um. Ich

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