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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Seite, um sich ihre Handtasche zu holen. »Ich hatte schon befürchtet, ich müsste mich mit diesen Durchschnittswaffen abfinden. Da wären mir ja ein paar Pistolen fast lieber gewesen.«
    »Das ist aber nicht nett«, beschwerte sich Sing und machte sich daran, seine Waffen zu untersuchen, die neben der Sporttasche auf dem Tisch lagen.
    Als Bastille in ihre silberne Jacke schlüpfte, schloss ich mich den beiden an. »Hier, Smedry.« Sie zeigte auf den Tisch, wo meine drei Linsenpaare lagen. Eifrig griff ich nach den Okulatorenlinsen und setzte sie auf.
    Natürlich kam keine große Veränderung. Aber irgendetwas war doch anders. Obwohl ich wirklich noch nicht daran gewöhnt war, die Linsen zu tragen, war es ein beruhigendes Gefühl, sie wieder auf der Nase zu spüren. Ich nahm auch die beiden anderen an mich; die Feuerspenderlinsen waren sogar noch in ihrem Beutel.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Bastille bestimmt.
    Sing nickte und überprüfte die Sicherung einer Pistole. Dann steckte er sich ein paar Maschinenpistolen vorne in den Gürtel seines Kimonos, legte vier Holster inklusive Waffen an und schnallte sich das Gewehr auf den Rücken. Am Ende sah er aus wie eine fette, bizarre Mischung aus Rambo und einem Samurai.
    »Wir müssen den Raum finden, in den sie deinen Großvater gebracht haben«, erklärte Bastille.
    »Nichts leichter als das«, erwiderte ich und tauschte die Okulatorenlinsen gegen die Fährtenspürlinsen aus. Blackburns Spuren waren zwar verschwunden, aber Grandpa Smedrys Abdrücke erstrahlten noch immer in feurigem Weiß. Sie führten aus der Tür, die sich am anderen Ende des Raumes befand. Ms. Fletchers Spuren trennten sich von ihnen und führten in eine andere Richtung.
    Um sie werden wir uns wohl später kümmern müssen, dachte ich und nickte den beiden anderen auffordernd zu. Sing schlang sich die Sporttasche über die Schulter – darin befand sich noch die Munition –, und wir machten uns auf den Weg, immer Grandpa Smedrys Fußspuren folgend.
    So war das also, als ich das erste Mal aus einem Kerker ausgebrochen bin.
    Willenskraft kann dich ziemlich weit bringen – auch wenn man sich, zugegebenermaßen, manchmal darauf verlassen muss, dass ein dreizehnjähriges Mädchen die Wachen k.o. schlägt.

 
KAPITEL VIERZEHN
     
     
    Ja, ihr seid wirklich clever. Ihr habt das Problem erkannt.
    Im letzten Kapitel ist es Sing, Bastille und mir gelungen, aus unserer Zelle zu fliehen, und wir sind sofort losgerannt, um Grandpa Smedry zu retten. Aber natürlich wurde Grandpa Smedry von eben dem Mann gefoltert, der Sing, Bastille und mich überhaupt erst in die Zelle gebracht hatte.
    Das hieß also, dass wir uns quasi wieder in derselben Situation befanden wie am Anfang. Wie wollten wir es mit einem Meister unter den Okulatoren aufnehmen – einem mächtigen, dunklen Kräften verfallenen Mann, der in diesen Dingen mehr Erfahrung hatte als wir alle zusammen? Na ja, die Lösung ist ganz einfach.
    Während unserer Gefangenschaft hatten wir zur Weisheit gefunden. Die Welt in all ihrer Komplexität hatte sich uns erschlossen, und wir waren uns unserer Stellung in ihr bewusst geworden. Wir waren zu neuen, tiefgehenden Einsichten gekommen, was unsere …
    Okay, okay. Keiner von uns hat auch nur einen Atemzug lang darüber nachgedacht, was wir da taten. Zu unserer Verteidigung sei gesagt, dass wir aufgrund der ganzen Situation ein wenig angespannt waren. Und zwei von uns waren Smedrys.
    Das sollte als Erklärung ausreichen.
    »Hier entlang«, sagte ich und zeigte einen Gang hinunter, der genauso schlossartig war wie die anderen, den Blick fest auf Grandpa Smedrys Fußspuren gerichtet. Und während wir ihnen im Laufschritt folgten, kam mir ein Gedanke. (Nein, nicht die Tatsache, dass wir den Mann verfolgten, der uns zuvor so vollkommen mühelos gefangen genommen hatte. Es war etwas anderes.)
    »Diese Gänge kommen mir bekannt vor«, stellte ich schließlich fest.
    »Das könnte daran liegen, dass hier alle Gänge gleich aussehen«, meinte Bastille.
    »Nein, es ist mehr als das«, widersprach ich. »Dieser Laternenhalter da drüben sieht aus wie eine Melone.«
    »Die sind alle wie irgendwelche Früchte geformt«, belehrte mich Bastille.
    »Und an diesem hier sind wir schon einmal vorbeigekommen«, beharrte ich.
    »Du glaubst also, dass wir im Kreis laufen?«
    »Nein, ich glaube, dass wir hier vorbeigekommen sind, als wir Blackburn das erste Mal verfolgt haben. Das ist die Laterne, die mich darauf gebracht hat,

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