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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sind.«
    Bastille zog die Brauen zusammen. »Wie gut kennst du diese Ms. Fletcher eigentlich?«
    Ich zuckte wortlos mit den Schultern.
    »Das ist jetzt Stunden her«, resümierte Bastille. »Ich bin überrascht, dass ihre Fußspuren immer noch sichtbar sind.«
    Ich nickte zustimmend, und dabei sprang mir noch etwas Merkwürdiges ins Auge.
    (Falls es euch noch nicht aufgefallen sein sollte, das ist das Kapitel, in dem seltsame Dinge entdeckt werden. Damit steht es im Gegensatz zu den anderen Kapiteln, in denen immer nur normale Dinge entdeckt werden. Zu diesem Thema könnte ich euch eine interessante Geschichte erzählen, aber da darin ein paar ziemlich anstößige Praktiken eine zentrale Rolle spielen, ist sie für das jüngere Publikum leider nicht geeignet.)
    Die in ihrer Normalität beeinträchtigte Sache, die mir auffiel, war an sich gar nicht so seltsam, wenn man die Umstände berücksichtigte. Es handelte sich um den Laternenhalter – genauer gesagt um die Schmuckverankerung, die ich aus der Wand gebrochen hatte, als ich den Laternenhalter nach dem Belebten hatte werfen wollen.
    An dieser Verankerung war eigentlich nicht viel Besonderes dran, außer der bereits erwähnten Tatsache, dass sie in Form einer Melone gestaltet war. So weit ich das beurteilen konnte, waren melonenförmige Laternen in Bibliotheken relativ häufig zu finden. Aber als ich mir diese so ansah, löste das eine Erinnerung in mir aus. Melone, das flatternde Papier bringt den Kniefall.
    Nachdenklich betrachtete ich den Gang hinter mir mit seiner aufgebrochenen Wand, dem noch aufgebrocheneren Boden und den Papierhaufen, die in der Zugluft raschelten.
    Es ist wahrscheinlich gar nichts, dachte ich.
    Aber ihr wisst es natürlich besser.

 
KAPITEL SECHZEHN
     
     
    Wenn ihr eine gewisse Ähnlichkeit mit mir habt – also clever seid, eine Vorliebe für Ziegenkäse habt und umwerfend gut ausseht –, dann habt ihr sicherlich schon viele Bücher gelesen. Und während ihr diese Bücher gelesen habt, wart ihr wahrscheinlich fest davon überzeugt, dass ihr schlauer seid als die Figuren in diesen Geschichten.
    Träumt weiter.
    Über das Prinzip der Vorausdeutung habe ich ja bereits gesprochen (eine literarische Konvention, die durch ihre ständige Einmischung eine Unschärfe in der Handlung erzeugt, auf die Heisenberg sicher stolz gewesen wäre). Es gibt aber auch noch andere Gründe, warum ihr bloß glaubt, schlauer zu sein als die Figuren in diesem Buch.
    Zuallererst befindet ihr euch, während ihr das hier lest, wahrscheinlich an einem sicheren Ort und sitzt bequem. Egal, ob ihr in einem Klassenzimmer, eurem Schlafzimmer, eurem Aquarium oder sogar in einer Bibliothek seid (aber auf diese Örtlichkeit wollen wir jetzt nicht weiter eingehen …) – ihr müsst euch jedenfalls keine Gedanken machen, dass monströse Belebte, bewaffnete Soldaten oder strohphobische Grmpfs auftauchen könnten. Deshalb seid ihr in der Lage, die Ereignisse, die ich hier schildere, mit klarem, unverstelltem Blick wahrzunehmen und zu prüfen. In einem so entspannten Zustand ist es einfach, Fehler zu finden.
    Zweitens befindet ihr euch in der angenehmen Lage, diese Geschichte in Buchform präsentiert zu bekommen. Die Erzählung ist vollständig und abgeschlossen, und ihr könnt sie in aller Ruhe durchgehen. Ihr könnt zurückblättern und einzelne Passagen noch einmal lesen (was ihr, wenn man bedenkt, wie herausragend gut dieses Buch geschrieben ist, zweifelsohne bereits getan habt). Ihr könnt sogar bis zum Ende vorblättern und die letzte Seite lesen. Lasst euch allerdings gesagt sein, dass ihr damit jedes heilige und ehrbare Prinzip der Erzählkunst verletzt, das die Menschheit sich je geschaffen hat, und so das Universum ins Chaos stürzt und Millionen und Abermillionen von Menschen unbeschreibliches Leid zufügt.
    Ihr habt die Wahl.
    So oder so, da ihr jederzeit hin und her blättern und bestimmte Dinge noch einmal lesen könnt, ist es euch möglich, in der Geschichte zurückzugehen und herauszufinden, wann genau ich das erste Mal etwas von Melonen hörte. Mit einem solchen Vorteil auf eurer Seite ist es unglaublich einfach, die Dinge aufzuspüren und zu benennen, die meinen Freunden und mir zunächst entgangen sind.
    Und der dritte Grund, der euch dazu verleitet zu denken, ihr wäret schlauer als die Charaktere, ist die Tatsache, dass ihr mich habt, um euch alles Mögliche zu erklären. Offensichtlich ist euch nicht bewusst, wie viele Vorteile das mit sich bringt.

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