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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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wie ich es mir gedacht hatte, eine Folterknechtlinse ins Auge geklemmt – diese schwarz-grüne Färbung war unverwechselbar.
    Vielleicht war ich also gar nicht so dumm, wie ihr dachtet.
    »Ah«, musste auch Bastille zugeben.
    Blackburn drehte sich um und konzentrierte sich auf Grandpa Smedry. Auch ohne meine Okulatorenlinsen spürte ich, wie ein Kraftstoß freigesetzt wurde – der Dunkle Okulator aktivierte die Folterknechtlinse. Nein!, dachte ich hilflos und erinnerte mich entsetzt an diese grauenhaften Schmerzen.
    Grandpa Smedry lag ruhig da und lächelte freundlich. »Entschuldigung«, sagte er schließlich, »wäre es vielleicht möglich, dass ich ein Glas Milch bekomme? Ich werde langsam ein wenig durstig.«
    »Wenn die Bäume keine Ohren haben, sehen Rollkragen besonders gut aus«, fügte Quentin hinzu.
    »Hah!«, schnaubte Blackburn. »Beantworte endlich meine Fragen, alter Mann! Wie kann ich das Hüterglas von Ryshadium umgehen? Wie züchtet man die Kristalle von Crystallia?« Er schickte einen weiteren Strom der Folterkraft durch Grandpa Smedrys Körper.
    »Ich sollte mich jetzt aber wirklich auf den Weg machen«, erwiderte Grandpa Smedry. »Ich bin spät dran – könnten wir vielleicht für heute Schluss machen?«
    Blackburn stieß einen frustrierten Schrei aus und nahm die Folterknechtlinse ab. Wütend musterte er sie. »Du da!«, raunzte er dann eine Wache an, die ich aus meiner Position nicht sehen konnte.
    »Äh … ja, Herr?«, fragte eine Stimme.
    »Rühr dich nicht vom Fleck«, befahl Blackburn und setzte das Monokel wieder an seinen Platz. Ich spürte einen weiteren Kraftstrom.
    Der Wächter schrie. Ich konnte nicht sehen, wie er zusammenbrach, aber ich hörte es – und ich hörte den Schmerz, die unsäglichen Qualen in der Stimme dieses armen Mannes. Ich zuckte zusammen und presste die Kiefer aufeinander, um mich von dem schrecklichen Geräusch abzulenken und von der Erinnerung an den kurzen Moment, als ich Blackburns Wut zu spüren bekommen hatte.
    Es kostete mich viel Kraft, nicht einfach wegzulaufen. Aber ich blieb. Ich möchte betonen, dass ich das nun, im Nachhinein, nicht als Mut bezeichnen würde – sondern als Dummheit.
    Die Wache hörte auf zu schreien und begann stattdessen leise zu schluchzen.
    »Hmmm. Die Linse arbeitet einwandfrei«, stellte Blackburn fest. »Dein Talent ist offenbar stärker, als ich erwartet hatte, alter Mann. Aber es kann dich nicht ewig beschützen. Bald wirst auch du diese Schmerzen kennenlernen!«
    Plötzlich packte Bastille mich am Arm – sie kniete noch immer neben mir und beobachtete das Ganze durch den Riss in der Tür. »Er kommt zu spät zu den Schmerzen!«, flüsterte sie aufgeregt. »Was für eine Kraft … er schafft es, ein abstraktes Gefühl zu verschieben. Das ist unglaublich.«
    Mir fiel auf, wie erleichtert Bastille aussah. Ihr liegt tatsächlich etwas an ihm, dachte ich erstaunt. Obwohl sie immer rumstänkert, trotz der ganzen Klagen. Sie hat sich wirklich Sorgen um ihn gemacht.
    »Was ist da drin los?«, wollte Sing flüsternd wissen. Er war zu breit, um neben uns vor die Tür zu passen.
    »Der alte Smedry steckt die Folter ganz gut weg«, klärte Bastille ihn auf. »Aber Quentin sieht ziemlich mitgenommen aus.«
    »Brabbelt er wirres Zeug?«, hakte Sing nach.
    Bastille nickte.
    »Dann ist er in den Antiinformationsmodus gegangen«, erklärte Sing. »Er kann sein Talent so steuern, dass es alles, was er sagt, in Unsinn übersetzt. Er kann es allerdings nicht wieder abstellen, selbst wenn er wollte – er muss warten, bis es von alleine aufhört, normalerweise einen Tag später.«
    »Deshalb ist er also so ein guter Spion«, stellte ich fest. »Er kann keine geheimen Informationen preisgeben – sie können ihn nicht zum Reden bringen, egal, was sie versuchen!«
    Sing nickte zustimmend.
    In der Kammer stürmte Blackburn wütend um den Tisch herum. Er holte sich aus der Ansammlung von Folterinstrumenten ein Messer und zielte damit auf Grandpa Smedry Bein.
    Die Klinge verfehlte ihr Ziel und rutschte knapp an dem Bein vorbei. Blackburn fluchte frustriert. Dann holte er wieder aus, achtete darauf, dass seine Hand ruhig blieb, und stieß noch einmal zu.
    Dieses Mal traf die Klinge Grandpas Bein und bohrte sich tief in sein Fleisch.
    »Zum Splitter noch mal!«, fluchte Bastille. »Das Messer ist eine zu mächtige Waffe – damit durchdringt er Smedrys Talent.«
    Vollkommen geschockt starrte ich auf die Wunde, die nun das Bein meines Großvaters

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