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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Halten wir hier einfach nur fest, dass diese Geschichte wesentlich verwirrender für euch wäre, wenn ihr mich nicht hättet. Es ist sogar eine Tatsache, dass der Versuch, diese Geschichte zu lesen, euch in extreme Verwirrung stürzen würde, wenn ihr mich nicht hättet.
    Immerhin würdet ihr dann nur auf leere Seiten starren.
    Der Gang verbreiterte sich vor uns zu einer Art Kammer, in der zwei Wachen standen, die in ein nettes Gespräch vertieft waren, während sie ganz offensichtlich die Tür bewachten, die sich zwischen ihnen befand. Sing, Bastille und ich krochen nicht weit von ihnen entfernt unbemerkt um eine Ecke. Wir waren Grandpa Smedrys Fußspuren bis hierher gefolgt. Die Spuren führten durch diese Tür – also war das der Weg, den wir nehmen mussten.
    Ich nickte Bastille auffordernd zu, woraufhin sie lautlos um die Ecke verschwand und sich mit der Grazie eines Eiskunstläufers über den glatten Steinboden bewegte. Als sie sich den Wächtern näherte, sahen diese hoch, aber sie war so schnell, dass sie keine Zeit hatten, auch nur einen Laut von sich zu geben. Bastille schlug einem von ihnen mit dem Ellbogen die Zähne ein, nahm den anderen in den Schwitzkasten und drückte ihm die Luft ab, damit er ruhig blieb. Wächter Nummer eins taumelte herum und hielt sich den Mund, was Bastille dazu nutzte, ihm einen Tritt vor die Brust zu verpassen.
    Daraufhin fiel Wächter Nummer eins hin, schlug sich den Kopf auf und wurde ohnmächtig. Einen Augenblick später ließ Bastille Wächter Nummer zwei zu Boden gleiten, nachdem dieser aufgrund des Sauerstoffmangels ebenfalls das Bewusstsein verloren hatte. Sie hatte noch nicht einmal ihren Dolch einsetzen müssen.
    »Du bist wirklich gut in so was«, flüsterte ich, als ich zu ihr rüberging.
    Bastille zuckte bescheiden mit den Schultern, während ich mich der Tür näherte. Sing folgte mir, blickte aber immer wieder nervös über die Schulter.
    Mir war bewusst, dass es nicht lange dauern würde, bis in der gesamten Bibliothek Alarm geschlagen wurde. Wir hatten also nicht viel Zeit. Der Sand von Rashid war mir inzwischen völlig egal. Ich wollte nur meinen Großvater zurückhaben.
    »Seine Fußspuren verschwinden unter der Tür«, flüsterte ich.
    »Ich weiß«, hauchte Bastille, während sie durch einen Spalt in der Tür spähte. »Er ist immer noch da drin.«
    »Was?« Ich ging neben ihr in die Hocke.
    »Verdammt, Alcatraz!«, zischte sie. »Blackburn ist auch da.«
    Ich blieb neben der Tür hocken und schielte durch ein offenes Astloch im Holz. Darin sind die altmodischen Holztüren ihren moderneren amerikanischen Nachfolgern überlegen. Bastille würde jetzt wahrscheinlich sagen, dass diese Art von Tür »fortschrittlicher« sei, da sie über eine zusätzliche Ausstattung in Form von Löchern verfügt, durch die man in den Raum dahinter spähen kann.
    Der Anblick, der sich mir bot, entsprach genau dem, was ich befürchtet hatte. Grandpa Smedry lag auf einem großen Tisch, sein Hemd war verschwunden, und er war gefesselt. Blackburn stand, noch immer in seinem feinen Anzug, nicht weit von ihm entfernt. Er schien wütend zu sein. Ich verlagerte mein Gewicht, um zur Seite schauen zu können. Dort entdeckte ich Quentin, der an einen Stuhl gefesselt war. Der kleine, drahtige Mann hatte offenbar ein paar Schläge abbekommen – seine Nase blutete, und er wirkte benommen. Ich konnte hören, wie er vor sich hin murmelte.
    »Kaugummi für den Primaten. Lang lebe der Whirlpool. Einmal Mond auf Eis, bitte.«
    An den Wänden der Kammer hingen die verschiedensten Folterinstrumente, deren Anblick allein schon nichts Gutes verhieß – sie erinnerten ein wenig an die Instrumente, die man in einer Zahnarztpraxis findet. Vorausgesetzt, der Zahnarzt ist ein geistesgestörter, folterversessener Dunkler Okulator.
    Außerdem entdeckte ich … »Bücher?«, flüsterte ich verwirrt.
    Bastille unterdrückte ein Schaudern. »Sie schneiden dich mit Papier. Das ist die schlimmste Foltermethode überhaupt.«
    Na klar, dachte ich.
    »Du musst von hier verschwinden, Alcatraz«, drängte Bastille. »Blackburn wird sonst wieder deine Aura entdecken!«
    »Nein, wird er nicht«, widersprach ich grinsend.
    »Warum nicht?«
    »Weil er gerade denselben Fehler macht, den ich vorhin gemacht habe«, erklärte ich ihr. »Er hat seine Okulatorenlinse abgelegt.«
    Das hatte er tatsächlich. Blackburns verbliebenes, von einem Monokel bedecktes Auge war vollkommen okulatorenlinsenfrei. Stattdessen hatte er sich,

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