Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
ja.
    »Für die Maschinenpistolen habe ich jetzt auch keine Munition mehr«, stellte Sing mit einem Blick in seine Tasche fest. »Das heißt dann wohl, dass wir beide die kleinen Waffen nehmen müssen.«
    Ich kniete mich hin, stupste die Feuerspenderlinse vorsichtig mit dem Finger an und versuchte, sie vom Boden aufzuheben. Sie begann zu glühen. Verdammt!, dachte ich und stupste noch einmal. Das Glühen verschwand.
    »Versuch es mit Dämlichkeit«, schlug Bastille vor.
    »Wie bitte?«, fragte ich stirnrunzelnd.
    »Du brauchst möglichst dämliche Gedanken. Oder versuch einfach, möglichst gar nicht zu denken. Die Linsen reagieren auf Wissen und Intelligenz. Also ist es einfacher mit ihnen umzugehen, wenn keins von beidem vorhanden ist.«
    Ich zögerte. Dann starrte ich die Linse an und versuchte möglichst … na ja, eben dumm zu sein. Hier sollte die Bemerkung erlaubt sein, dass das ein bisschen schwieriger ist, als es sich vielleicht anhört. Besonders für jemanden wie mich, der (wurde das bereits erwähnt?) ziemlich clever sein kann.
    Für einen vernumpftbegabten Menschen isst es nicht nur ziehmlich wiedernatürlich zu versuchen, sich einzureden, er sei dümmer, als er zu sain glaubt, es ist auch ziehmlich schwierich, an gar nichts zu denken, besonders, wenn man eksplizit dazu aufgefordert wird. Nur wirklich brilliante Köpfe können auf diesem Weg erfolkreich Dähmlichkeit vorteuschen.
    Aber es isst machbahr.
    Ich schloss die Augen und versuchte, meinen Geist von allen Gedanken zu befreien. Dann griff ich nach der Linse. Sie begann zu glühen. Stirnrunzelnd stupste ich sie an, bevor sie losgehen konnte.
    »Vielleicht sollten wir sie einfach hier liegen lassen«, schlug Sing nervös vor. »Bevor uns noch jemand entdeckt.«
    »Zu spät.« Bastille deutete mit dem Kopf den Gang hinunter, wo gerade einige Bibliothekare in dunklen Roben um die Ecke bogen. Sie wirkten sehr aufgeregt, was mich zu dem Schluss gelangen ließ, dass Bastille wohl recht gehabt hatte. Offenbar waren die Schüsse bemerkt worden.
    Bastille warf durch ihre Sonnenbrille einen Blick auf sie, drehte das Messer in ihrer Hand und holte aus, zum Wurf bereit.
    »Nein, warte!«
    Pflichtbewusst zögerte sie. Die Bibliothekare teilten sich auf, und einige von ihnen rannten zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Warum hast du mich aufgehalten?«, fragte Bastille gereizt.
    »Das sind keine Papiermonster, Bastille«, erklärte ich ihr. »Das sind unbewaffnete Menschen. Wir können sie nicht einfach so umbringen.«
    »Wir befinden uns im Krieg, Alcatraz. Diese Leute sind der Feind. Außerdem werden sie jetzt Blackburn alarmieren!«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Es hat sich einfach falsch angefühlt. Außerdem waren es zu viele, du hättest es nie geschafft, sie alle zu töten. Wir können unsere Flucht sowieso nicht länger geheim halten.«
    Bastille schnaubte abfällig, sagte aber nichts mehr. Jetzt hatte ich jedenfalls keine Zeit mehr, den Dummen zu spielen. Ich schnappte mir die Linse – die wieder zu glühen begann – und schob sie hastig in den Samtbeutel. Dann steckte ich einen Finger in den Beutel und berührte sie, um sie zu deaktivieren. Ich zog den Beutel zu und stopfte ihn in meine Tasche.
    »Also los.«
    Bastille nickte. Aber Sing, der zu dem Haufen zerfetzter und zerbröselter Papierstücke hinübergewandert war, der die Überreste des Belebten darstellte, sagte: »Hier ist etwas, das du dir ansehen solltest, Alcatraz.«
    »Was denn?« Ich lief zu ihm hinüber. Als ich mich dem Haufen näherte, sah ich, dass Sing in der Mitte des Bergs etwas entdeckt hatte; einen Teil des Belebten, der immer noch … na ja, belebt zu sein schien.
    Es richtete sich auf, als ich mich näherte, woraufhin Sing sofort eine Pistole auf das Ding richtete. Die Kreatur war jetzt kleiner und von der Form her wesentlich menschlicher. Aber sie bestand immer noch aus zusammengeknülltem Papier, und als ich mich nahe genug herangepirscht hatte, erkannte ich, dass sie zwei glänzende Knopfaugen hatte, die jedoch ziemlich gläsern wirkten.
    Stirnrunzelnd sah ich Sing an. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber ich verstehe natürlich auch nicht besonders viel von Belebung. Das ist ein Spezialgebiet der Dunklen Okularie.«
    »Warum das denn?«, wollte ich wissen, während ich den Papiermann, der jetzt nur noch ungefähr einen Meter fünfzig groß war, misstrauisch beäugte.
    »Einen leblosen Gegenstand auf diese Weise mit Leben zu

Weitere Kostenlose Bücher