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Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)

Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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versuchte zu schreien, auch um Aluki und Aydee zu warnen, die gleich um die Ecke warteten, aber der Knebel saß bombenfest. Die Bibliothekare verständigten sich mit kurzen zackigen Sätzen in einer Sprache, die ich nicht kannte. Das hätte mich eigentlich nicht überraschen sollen. Schließlich stammten nicht alle Bibliothekare aus denselben Ländern.
    Ich beruhigte mich, indem ich langsam ein- und ausatmete. Mein Talent würde mich schon aus diesem blöden Netz befreien, kein Problem. Ich musste es nur zur richtigen Zeit aktivieren, wenn die Bibliothekare nicht hersahen.
    Einige von ihnen sahen sich links und rechts des Weges um und spähten um Ecken, während zwei andere– ein ungeschlachter Kerl und eine rothaarige Frau– sich hinknieten und meine Taschen zu durchsuchen begannen. Die Frau entriss mir den Rucksack und zerrte ihn durch ein Loch im Netz heraus, während der Mann meine Hände zusammenpresste und mit einer dicken Schnur fesselte.
    Die Frau zog den Rucksack auf und durchstöberte ihn. Sie runzelte die Stirn über die Teddybären, stopfte sie aber wieder hinein. Dann begann sie die Taschen meiner Jacke zu durchsuchen.
    Da wurde ich nervös. Wenn sie meine Linsen fand… Es war Zeit, abzuhauen. Mein Talent würde die Bibliothekare vielleicht überraschen und mir eine Chance zur Flucht verschaffen. Ich holte durch den Knebel tief Luft und aktivierte das Bruchtalent.
    Nichts geschah.
    Okay, das stimmt nicht. Es geschah alles Mögliche. Ein paar Vögel flogen herum. Ein Käfer krabbelte vorbei. Das Gras wandelte mithilfe des Sonnenlichts Kohlendioxid in Zucker um. Mein Herz schlug (sehr schnell). Die Bibliothekare unterhielten sich (sehr leise). Und die Erde drehte sich unmerklich.
    Ich meinte eigentlich, dass nichts geschah, was mein Talent betraf.
    Es aktivierte sich nicht. Nichts ging zu Bruch. Nach einem Augenblick der Verzweiflung versuchte ich es erneut. Das Talent bockte. Es war, als könnte ich spüren, wie es da drinnen vor Wut kochte. Fast so, als nähme es mir gewisse Dinge übel, über die ich mit meiner Mutter gesprochen hatte.
    Es war lange her, dass ich das letzte Mal Schwierigkeiten gehabt hatte, mein Talent dazu zu bringen, zu tun, was ich wollte. Mir kamen Situationen aus meiner Kindheit in den Sinn, in denen es verrücktspielte und alles Mögliche zerbrach, nur nicht das, was es zerbrechen sollte.
    Ich wand mich in meinen Fesseln, doch der grobschlächtige Bibliothekar drückte mich nur noch brutaler zu Boden. Er hatte ein schiefes derbes Gesicht.
    Die Frau sagte etwas und klang überrascht, als sie die Okulatorenlinsen aus meiner Jackentasche zog. Ich hatte die Brille nicht mehr aufgesetzt, nachdem ich meine Mutter durch die Wahrheitsfinderlinse beobachtet hatte.
    Alle Bibliothekare in der Nähe machten finstere Gesichter. Die Frau zog etwas aus ihrer Tasche– eine Art kleine Schusswaffe. Sie richtete sie auf die Linsen in ihrer Hand.
    Es blitzte und sie zerfielen zu Staub. Dann schien sogar dieser Staub restlos zu verbrennen. Die Bibliothekarin schüttelte das noch intakte Brillengestell und inspizierte es, dann warf sie es weg.
    Na klar!, dachte ich. Die Armee gehört zur Sekte der Geborstenen Linse, die alle Arten von Glas hasst. Nun wurde ich noch panischer. Ich wand mich so heftig, dass der brutale Kerl, der mich am Boden hielt, wütend knurrte und etwas aus seiner Tasche zog– eine andere Waffe.
    Ich riss die Augen auf und erstarrte, als er sie auf mich richtete und abdrückte.
    Und dann starb ich.
    Doch, wirklich. Ich starb und war mausetot.
    Was sagt ihr? Ihr fragt, wie ich tot sein konnte? Ihr meint, ich hätte zumindest noch lange genug gelebt, um dieses Buch schreiben zu können?
    Nun… äh… ich könnte es doch auch als Geist schreiben, oder? Na also.
    BUUH!
    Ihr habt ja recht. Die Waffe brachte mich nicht um. Sie schoss eine Art Pfeil, an dem ein Seil hing, links von mir in die Erde. Und dann noch einen Zweiten rechts von mir. Das Seil straffte sich und hielt das Netz– und damit auch mich– am Boden. Die Frau zog ein Messer hervor und schnitt mir damit die Jacke vom Leib.
    Ja, genau, meine grüne Lieblingsjacke, die ich ständig getragen hatte, seit ich die Länder des Schweigens verlassen hatte.
    Das bedeutet Krieg!, dachte ich grimmig.
    (Bitte erzählt Bastille nicht, dass der Verlust meiner Jacke mich fast so sehr schmerzte wie ihr Bewusstseinsverlust.)
    Die Frau schnappte sich die Reste meiner Jacke. Dann zogen die beiden Bibliothekare sich zurück und ließen

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