Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)
etwas zu erledigen haben, und dann müssen wir aus der Stadt flüchten, bevor sie fällt.«
»Ich werde Tuki Tuki nicht verlassen!«, fuhr ich sie an.
»Es hat keinen Sinn mehr, weiterzukämpfen«, sagte sie und deutete nach oben. »Nicht bei diesem großen Loch in der Kuppel. Die Sekte der Geborstenen Linse verfügt über Fledermausroboter. Die werden in Kürze durch das Loch hereinfliegen und in der Stadt landen.«
»Moment mal. Sie haben Roboter, die wie Fledermäuse aussehen und fliegen können?«
»Genau.«
Ich schluckte. »Was auch passiert, ich werde nicht weggehen. Die Mokianer verlassen sich auf mich. Sie brauchen mich.«
»Alcatraz«, sagte sie und verschränkte die Arme. »Wir kämpfen für den Fortbestand der ganzen Menschheit! Im Vergleich dazu ist eine einzelne Stadt unwichtig. Denkst du, es ist mir leichtgefallen, dich all die Jahre so zu behandeln? Aber das musste ich tun, weil ich wusste, dass etwas noch Wichtigeres auf dem Spiel stand!«
»Verstehe«, sagte ich und wandte mich zum Gehen. »Man sollte dir für deinen absolut unvergleichlichen Mutterinstinkt einen Preis verleihen, Shasta.«
»Alcatraz!«
Ich lief weg. Zu viele Dinge ergaben keinen Sinn. Ich musste sie erst überdenken. Während ich zurücklief, kamen Aydee Ecks und Aluki auf mich zugerannt– sie mit ihrem Rucksack voller Teddybären über der Schulter, er mit einem brennenden Speer in der Hand.
»Majestät«, sagte Aluki eindringlich, »Lady Aydee hat uns gerade mitgeteilt, dass die Beobachter etwas entdeckt haben, draußen vor der Stadt. Wir sind in Schwierigkeiten.«
»Etwa riesige Fledermausroboter?«
»Ja.«
»Wie viele?«
»Hunderte, Alcatraz!«, erwiderte Aydee. »Ich wollte sie zählen, aber Aluki hat mich gebremst…«
»Das war wahrscheinlich besser so«, sagte ich.
»Sie haben offenbar gewartet, bis die Kuppel aufbrach, um uns dann zu überraschen«, sagte Aluki. »Majestät, sie sind fähig, Tausende von Soldaten durch dieses Loch in die Stadt zu fliegen! Wir haben keine Luftwaffe. Sie werden uns innerhalb von Minuten vernichten!«
»Ich…«
Aluki und Aydee sahen mich eindringlich und Hilfe suchend an.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll«, flüsterte ich und kratzte mich am Kopf.
»Aber Sie müssen wissen, was zu tun ist«, beharrte Aluki. »Sie sind der König!«
»Das heißt nicht, dass ich auf jede Frage eine Antwort weiß!«, sagte ich gereizt. Was meine Mutter mir erzählt hatte, hatte mich schockiert und aus der Fassung gebracht.
Manchmal ändern Dinge sich schlagartig. Im einen Augenblick kann ein Mensch noch vor Selbstsicherheit strotzen und im nächsten kann eine Erkenntnis ihn so schockieren, dass er völlig verunsichert ist. Wenn meine Mutter für das Richtige kämpfte und mein Vater derjenige war, der die Welt zu zerstören versuchte…
Ich hatte ihn gerettet. Wenn alles schieflief, war das meine Schuld. War ich vielleicht sogar noch mehr furchtbaren Irrtümern erlegen?
Aber konnte ich meiner Mutter wirklich glauben?
Sie hat recht, dachte ich mit wachsendem Grausen. Was sie gesagt hatte, während ich sie durch die Wahrheitsfinderlinse beobachtet hatte… was mein Vater gesagt hatte… was ich gelesen hatte… meine eigenen Vermutungen und meine Erfahrungen mit dem Dunklen Talent. All das vermengte sich in mir und ergab eine Mischung, die so übel war wie ein Cocktail aus einer Bar im Hades.
Das Dunkle Talent, mein Talent, wollte, dass jeder wie die Smedrys war. Ich wusste, dass Alcatraz der Erste es irgendwie in unserer Familie gehalten und so seine Zerstörungskraft begrenzt hatte. Ihm hatten die Ehepartner von Smedrys es zu verdanken, dass sie auch Talente bekamen. Doch ansonsten waren nur noch Cousins von Smedrys der direkten Linie– die von meinem Großvater über meinen Vater zu mir verlief– echte Smedrys. Entferntere Verwandte wurden ohne Talente geboren.
Bisher war das Risiko also überschaubar gewesen, doch mein Vater wollte es auf die ganze Menschheit loslassen. Angesichts dieser Gefahr empfand ich mein Talent nicht mehr als etwas Besonderes, sondern als einen Makel.
»Alcatraz…«, sagte Aydee hoffnungsvoll. »Wir brauchen einen Plan.«
»Ich habe aber keinen Plan!«, entgegnete ich lauter als nötig. »Lasst mich in Ruhe. Ich will nur… ich muss nachdenken!«
Die beiden sahen mich bestürzt an. Da ließ ich sie einfach stehen und rannte davon, mit meinem Rucksack voller Teddybären über der Schulter. Ja, das war eine heftige und kindische Reaktion. Aber vergesst
Weitere Kostenlose Bücher