Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)
mein Talent zu aktivieren. Vergeblich. Ich versuchte, mich herauszuwinden, aber ich war wie festgenagelt. Ich konnte nur die rechte Hand bewegen, sonst nichts.
Einer der Bibliothekare schimpfte, als wäre er gegen die Ermordung eines gefesselten Kindes.
Der Bibliothekar mit der Pistole bellte etwas zurück, was den anderen zum Schweigen brachte. Dann sah er mich grimmig an.
Nun geriet ich wirklich in Panik. Ich konnte jetzt nicht sterben! Nicht solange alles so unklar war. Ich musste es wissen. Hatte mein Vater recht oder meine Mutter? Worum ging es bei dem Ganzen? Ich hatte die Ritter nach Tuki Tuki geholt. Ich konnte jetzt nicht sterben! Nein, ich…
Die Bibliothekare hatten meinen Rucksack rechts neben mir fallen lassen.
Ich blinzelte, als ich plötzlich sah, dass aus dem hinteren Reißverschlussfach eine Schlaufe herausschaute– so eine, mit der man den Sicherungsstift einer Teddybärengranate herauszog. Dahinter konnte ich ein bisschen violetten Plüsch erkennen.
Hastig streckte ich die Finger aus und riss an der Schlaufe. Der Rucksack kam mir entgegen, aber ich konnte die Schlaufe herausziehen.
Der Bibliothekar drückte ab.
Es knackte in der Luft, als die Waffe losging.
Etwas blitzte vor meinen Augen. Der Rucksack explodierte und löste sich in nichts auf. Die Kugel verpuffte in der Luft. Die Explosion fegte über mich hinweg und zerstörte– wie geplant– das Netz, die Schlaufe und alles, was mich am Boden hielt.
Natürlich verschwanden auch meine Klamotten.
KAPITEL ∞
Jetzt versteht ihr vielleicht, warum ich euch ausdrücklich gebeten habe, das letzte Kapitel nicht nachzuspielen. Solltet ihr diesen Rat nicht befolgt haben, ist es wirklich nicht meine Schuld, wenn ihr Probleme bekommt, weil ihr euch an den Boden gefesselt habt oder weil ihr den ganzen Nachmittag nackt herumlauft.
Jedenfalls nennen wir Schriftsteller das, was gerade passiert ist, einen »Teddybären-Striptease«. Das ist eine alte Erzählregel, die besagt: »Wenn in einem Buch ein explosiver Teddybär vorkommt, der Klamotten zerstören kann, dann muss dieser Teddybär vor dem Ende des Buches dazu benutzt werden, die Klamotten von jemandem zu zerstören.« Zufällig ist dieses Buch das einzige, in dem ein Teddybär vorkommt, der Klamotten zerstören kann, deshalb ist dies die erste, letzte und einzige Anwendung dieses literarischen Gesetzes.
Die Explosion hatte einen zu kleinen Radius, um auch die Bibliothekare zu treffen. (Leider!) Doch sie reichte gerade weit genug, um die Läufe ihrer Waffen in Luft aufzulösen. Und mich stürzte sie zudem in einen ungefähr anderthalb Meter tiefen Krater im Boden. Ich sah die Bibliothekare oben stehen, völlig verblüfft über das, was passiert war.
Ich verspürte einen Adrenalinstoß. Nicht weil ich immer noch in Gefahr war, sondern weil ich nun splitternackt mitten in einem Kriegsgebiet lag. Und trotz des tropischen Klimas fühlte sich die Nachtluft auf meiner Haut kühl an.
Mit schamrotem Kopf kletterte ich aus dem Loch und flitzte an den Bibliothekaren vorbei. Ich hielt nur kurz an, um mir meine Jacke zu schnappen– mitsamt der Überträgerlinse und der Wahrheitsfinderlinse, die beide obendrauf lagen.
Die Bibliothekare fanden endlich die Sprache wieder und nahmen brüllend die Verfolgung auf. Die Explosion hatte sie erschreckt, aber ein nackter Smedry anscheinend noch mehr. Ich versuchte, mir die Jacke vor meine empfindlichsten Körperteile zu halten, aber so konnte ich nicht richtig laufen. Und da es wichtiger war, meine Haut zu retten, als sie bedeckt zu halten, nahm ich die Jacke und die Linsen in die rechte Hand und rannte so schnell, wie ich konnte, durch den Zoo.
So kam es, dass ich im Adamskostüm um eine Ecke raste und prompt mit einer Gruppe zusammenstieß, die aus Aluki, Aydee, zwanzig mokianischen Kriegern und Kriegerinnen und Bastilles Mutter Draulin bestand.
Das war nicht gerade mein tollster Augenblick.
»Ein bibliothekarisches Killerkommando ist hinter mir her! Grmpf!«, rief ich und versteckte mich hinter Draulin, die ihre volle Crystin-Rüstung mit Helm trug.
Die Gruppe blickte in die Richtung, aus der ich gekommen war. Es waren keine Bibliothekare zu sehen. Wir warteten alle ein paar angespannte Augenblicke lang, dann blickte Draulin zu mir zurück. »Ähm, ist mit Ihnen alles in Ordnung, Lord Smedry?«
»Sehe ich aus, als wäre mit mir alles in Ordnung?«, fragte ich.
»Nein, du siehst nackt aus«, erwiderte Aydee.
»Grmpf!«, sagte ich und bedeckte mich
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