Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)
Majestät.«
»Splitterndes Glas!«, fluchte ich. Jetzt war meine Mutter frei. Ihre Gefangenschaft hatte nicht lange gedauert.
Und ich wusste immer noch nicht, was ich glauben sollte. Doch als ich aus dem Frachtraum der Owlport hinausschaute, sah ich, wie mehrere Bibliothekare ihre Fledermausroboter direkt in die Seitenwände der Glaskuppel steuerten und diese durchbrachen, sodass die Bibliothekarstruppen, die draußen bereitgestanden hatten, nun auch in die Stadt eindringen konnten.
Tuki Tuki brannte. Überall gingen Hütten in Flammen auf. Schemenhafte Gestalten kämpften in der Nacht. Gellende Schreie zerrissen die Luft. Gruppen gingen aufeinander los und lieferten sich heftige Gefechte. Und im Hintergrund marschierte eine gewaltige Streitmacht der Bibliothekare– mit Spezialgewehren und riesigen Kampfrobotern– durch eine Bresche in der Stadtmauer herein.
In jenem Augenblick begriff ich, was es hieß, sich mitten in einem Krieg zu befinden. Und ich gelangte zu einer schrecklichen Erkenntnis.
Die Ritter von Crystallia waren keine Kavallerie, die uns in letzter Minute rettete. Zweihundert Leute, selbst wenn sie Meister der Kampfkunst waren, konnten in diesem Krieg das Blatt nicht wenden.
Tuki Tuki würde trotzdem fallen.
»Wir können abreisen«, sagte Draulin und gab einem Mokianer, der Verbindung zum Cockpit hatte, ein Handzeichen.
»Abreisen?«, fragte Kaz, als die Bordleiter hochgezogen wurde.
»Nach Nalhalla«, erklärte Draulin und verschränkte ihre gepanzerten Arme. »Wir sind schließlich nach Tuki Tuki gekommen, um Alcatraz herauszuholen. Nun können wir zurückkehren.«
»Was? Nein!«, rief Kaz. »Wir müssen kämpfen! Deshalb haben wir euch hergebracht, Draulin! Lasst die Bordleiter wieder herunter!«
Ich starrte nur hinaus auf das Schreckensszenario.
Draulin trat neben mich. »Ich weiß nicht, ob ich Sie dafür verfluchen soll, dass Sie uns in diesen Albtraum hineingezogen haben«, sagte sie zu mir, »oder ob ich Ihnen dankbar sein soll, dass Sie uns einen Grund geliefert haben, herzukommen und mitzukämpfen. Viele von uns wollten das, obwohl wir alle wussten, dass es völlig sinnlos war. Sie wollten lieber in einer großen Schlacht gegen die Bibliothekare sterben als miterleben, wie sie die Freien Königreiche zerschlagen, indem sie eines nach dem anderen erobern.«
»Verdammt, Draulin«, sagte Kaz. »Sind Ihre Ritter denn alle…«
»Sie hat recht«, unterbrach ich ihn, während die Glaseule startete. »Ich sehe es ein. Auch wenn die Ritter mitkämpfen, kann Mokia diesen Krieg nicht gewinnen. Wenn sie eine Chance gesehen hätten, eine Niederlage zu verhindern, wären sie den Mokianern längst zu Hilfe gekommen, nicht wahr, Draulin?«
»Es war eine schwierige Entscheidung«, erwiderte Draulin mit ernster Miene, und ich sah Schmerz in ihren Augen. »Es war, als müsste ein Chirurg sich zwischen zwei Patienten entscheiden, von denen der eine schwerer verletzt ist als der andere. Soll er demjenigen helfen, den er noch retten kann, und den Schwerverletzten sterben lassen? Oder soll er versuchen, den Schwerverletzten zu retten, und damit das Risiko eingehen, beide zu verlieren? Wir hielten Tuki Tuki für rettungslos verloren. Trotzdem wollten viele von uns herkommen, um die Mokianer zu unterstützen.«
»Ihr gebt also einfach auf?«, wollte Kaz wissen.
»Natürlich nicht«, erwiderte Draulin. »Nun, da wir hier sind, werden wir kämpfen. Und sterben. Aber ich habe die Pflicht, Alcatraz in Sicherheit zu bringen, und Sie und Aydee ebenfalls. Meine Brüder und Schwestern werden weiterkämpfen.«
Und verlieren. Die Eule stieg höher, und aus der Luft konnte ich nun sehen, wie riesig die Armee der Bibliothekare war.
Erneut hatte ich die Situation völlig verkannt. Ich hatte gedacht, ich könnte Tuki Tuki retten, doch das war ein Irrtum gewesen. So wie ich mit der Befreiung meines Vaters die ganze Welt in Gefahr gebracht hatte, so musste ich nun erkennen, dass meine Versuche, den Mokianern zum Sieg zu verhelfen, nicht nur sinnlos waren, sondern fatale Folgen haben würden. Nicht nur Tuki Tuki und ganz Mokia würden fallen, sondern auch die meisten Ritter von Crystallia.
Ich hatte absolut nichts erreicht.
Als ich klein war, hatten meine Bemühungen, nichts kaputt zu machen, alles nur schlimmer gemacht. Als ich für Joan und Roy ein Abendessen kochen wollte, ging ihre Küche in Flammen auf. Und als ich das Auto meines Pflegevaters polieren wollte, fiel es auseinander. An all das erinnerte
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