Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
Bibliothekare aufpasst?«, fragte ich beim Aussteigen.
    »Das tut er auch, Jungchen.«
    »Und wo tut er das?«
    Tante Patty deutete zu einem Laden, der verdächtig nach einer Eisdiele aussah. »Da, wo sonst?«

Kapitel 6
    Als ich noch klein war, fuhr eine Pflegemutter eines Tages mit mir zu einem öffentlichen Schwimmbad. Das ist so lange her, dass ich mich kaum noch daran erinnern kann. Ich muss damals drei oder vier Jahre alt gewesen sein.
    Aber ein Bild blieb mir im Gedächtnis: eine Gruppe von drei oder vier seltsam geformten Bauten neben der Straße. Ich hatte sie schon öfter gesehen und mich jedes Mal gefragt, worum es sich dabei handelte. Sie waren so groß wie Häuser und sahen aus wie weiße Kuppeln.
    Als wir an ihnen vorbeikamen, fragte ich meine Pflegemutter: »Was ist das?«
    »Da gehen die Verrückten hin«, sagte sie.
    Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass es in meiner Stadt eine Nervenheilanstalt gab. Nun wusste ich also, wo sie war. Immer wenn ich in den darauffolgenden Jahren mitbekam, dass es in einem Gespräch um psychische Probleme ging, erklärte ich den Leuten, wo sich die Nervenheilanstalt befand. Ich war stolz, als Kind schon zu wissen, wo die Verrückten hingebracht wurden, wenn sie… na ja, durchdrehten oder so.
    Als ich etwa zwölf Jahre alt war, kam ich mit einer anderen Pflegefamilie wieder an diesen kuppelähnlichen Bauten vorbei. Inzwischen konnte ich lesen. (Ich war ziemlich weit für mein Alter, wisst ihr.) Ich sah das Schild, das an dem Gebäudekomplex hing.
    Darauf stand nichts von einer Einrichtung für psychisch Kranke, sondern der Name einer Kirche.
    Plötzlich begriff ich, dass der Satz »Da gehen die Verrückten hin« für meine damalige Pflegemutter etwas völlig anderes bedeutet hatte als für mich. Jahrelang hatte ich allen möglichen Leuten stolz erzählt, wo die Nervenheilanstalt war, ohne zu ahnen, dass ich total falschlag.
    (Warum ich euch diese Geschichte erzählt habe, werdet ihr noch sehen.)
    Ich machte mich auf alles gefasst, als ich die Eisdiele betrat. Schließlich hatte ich schon Kühlschränke gesehen, in denen sich ganze Speisesäle verbargen, und Bibliotheken, die sich als Geheimverstecke gefährlicher Sekten entpuppten. Ich sagte mir, dass ein Ort, der wie eine Eisdiele aussah, wahrscheinlich etwas ganz anderes war, zum Beispiel eine Testanlage für explosive Kreide. (Ha! Das wird dich lehren, die Wände vollzukritzeln, Jimmy!)
    Aber wenn diese Eisdiele tatsächlich nur eine Attrappe war, dann war sie wirklich gut gemacht. Sie sah genauso aus wie ein Lokal aus den Fünfzigerjahren, mit bunten Pastellen an den Wänden, Hockern an den Tischen und Kellnerinnen in rot-weiß gestreiften Röcken, die Eisbecher und Schokoshakes servierten– allerdings einer Gruppe von mittelalterlich gekleideten Gästen.
    Ein Schild an der Wand wies das Lokal als ein ECHT SCHWEIGELÄNDISCHES RESTAURANT aus! Als Tante Patty und ich hineingingen, wurde es ganz still im Raum. Und draußen drängten sich Leute um die Fenster, um einen Blick auf mich zu erhaschen.
    »Schon gut, Leute«, rief Tante Patty. »So interessant ist er nun auch wieder nicht. Außerdem riecht er etwas streng, deshalb rate ich euch, Abstand zu halten.«
    Ich lief knallrot an.
    »Siehst du, wie ich sie davon abhalte, dich zu belästigen?«, sagte sie und klopfte mir auf die Schulter. »Du kannst mir später danken, Jungchen. Ich gehe jetzt Folsom holen!« Tante Patty drängte sich durch den vollen Raum. Sobald sie weg war, kamen trotz ihrer Warnung immer mehr Freie Untertanen auf mich zu. Aber sie waren schüchtern. Selbst Männer mittleren Alters wirkten scheu wie fremdelnde Kinder.
    »Äh… Kann ich Ihnen helfen?«, fragte ich, während sie mich umringten.
    »Du bist es, nicht wahr?«, fragte einer von ihnen. »Alcatraz, der Verlorene.«
    »Ach, so verloren fühle ich mich gar nicht«, sagte ich, aber ich fühlte mich allmählich unbehaglich. Die Leute kamen mir so nahe und waren so ehrfürchtig… Ich wusste einfach nicht so recht, wie ich reagieren sollte. Wie hatte eine lange verschollene Berühmtheit sich zu verhalten, wenn sie sich zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierte?
    Ein junger Fan von vielleicht sieben Jahren löste das Problem. Er trat vor mich hin, mit einem quadratischen Stück Glas von etwa fünfzehn Zentimetern Durchmesser in der Hand. Das Glas war klar und dünn, als wäre es aus einer Fensterscheibe herausgeschnitten worden. Er hielt es mir mit zitternder Hand hin.
    Seltsam, aber was

Weitere Kostenlose Bücher