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Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Pferdewagen waren und blieben für mich ein ziemlich altmodisches Transportmittel.
    »Wie bitte?«, sagte ich. »Pferdewagen sind doch nicht fortschrittlicher als Autos.«
    »Klar sind sie das«, entgegnete Tante Patty.
    »Und warum?«
    »Ganz einfach. Wegen dem, was bei Pferden hinten herauskommt.«
    Ich sah sie verständnislos an.
    »Was kommt bei diesen Ottos hinten heraus? Stinkende Abgase. Und bei Pferden?«
    »Pferdeäpfel?«
    »Genau. Dünger«, sagte sie. »Man kommt ans Ziel und erhält obendrein ein nützliches Nebenprodukt.«
    Ich lehnte mich zurück. Ich war leicht irritiert, nicht wegen dem, was Tante Patty gesagt hatte– ich war inzwischen an solche Erklärungen der Freien Untertanen gewöhnt–, sondern weil ich es tatsächlich geschafft hatte, in nur zwei Kapiteln sowohl über Exkremente als auch über Blähungen zu reden.
    Wenn ich irgendwie auch noch Kotze einbauen könnte, wäre der Klowitz-Hattrick komplett.
    Vom Pferdewagen aus konnte ich mir die Stadt und ihre Bewohner gut ansehen. Ich war überrascht, dass alles irgendwie so … normal wirkte. Klar, die Gebäude waren Burgen und die Leute trugen Tuniken und Roben statt Hosen und Hemden oder Blusen. Aber ihre Gesichtsausdrücke – ob fröhlich, frustriert oder gelangweilt – waren die gleichen wie bei den Mundtoten, unter denen ich aufgewachsen war.
    Auf der Kutschfahrt durch die belebten Straßen, auf deren Seiten die Burgen mit ihren Türmen und Zinnen wie zerklüftete Felsen gen Himmel ragten, kam ich mir fast so vor, als würde ich in einem Taxi durch New York City fahren. Und Menschen sind Menschen, egal, wo sie herkommen und wie sie aussehen. Wie der Philosoph Garnglegoot der Verwirrte einmal sagte: »Ich hätte gern ein Sandwich mit Banane und Kreide.« ( Garnglegoot hatte immer Probleme, beim Thema zu bleiben.)
    »Wo wohnen all diese Leute?«, fragte ich, dann zuckte ich zusammen, weil ich erwartete, dass Bastille gleich spöttisch entgegnen würde: »In ihren Häusern natürlich, du Dummkopf«, oder etwas in der Art. Es dauerte eine Sekunde, bis mir einfiel, dass Bastille mich gar nicht aufziehen konnte, weil sie nicht da war. Das machte mich traurig, obwohl ich eigentlich hätte froh sein müssen, dass mir ihr Spott erspart blieb.
    »Die meisten sind von hier, aus Nalhalla City«, erwiderte Tante Patty. »Allerdings sind heute wohl etliche per Transporterglas angereist.«
    »Transporterglas?«
    Tante Patty nickte. »Das ist eine hochinteressante Technologie. Sie wurde vor Kurzem vom Kuanalu-Institut drüben in Halaiki entwickelt, unter Verwendung von Sanden, die dein Vater vor mehreren Jahren entdeckt hat. Sie ermöglicht es den Menschen, im Nu große Entfernungen zu überwinden, und ist dabei relativ sparsam im Verbrauch von Leuchtsand. Ich habe einige faszinierende Forschungsarbeiten über das Thema gelesen.«
    Ich war verblüfft. Ich glaube, ich habe schon erwähnt, wie schrecklich gelehrtenhaft der Smedry-Klan ist. Viele meiner Verwandten sind Professoren, Forscher oder Wissenschaftler. Wir sind wie eine unheilige Mischung aus der Brady-Familie und dem Lehrkörper einer Eliteuniversität.
    »Du bist Professorin, stimmt’s?«, sagte ich ihr auf den Kopf zu.
    »Ja, genau, mein Lieber!«, sagte sie.
    »Für Silimatik?«
    »Richtig. Wie hast du das erraten?«
    »Das war nur ein Zufallstreffer«, sagte ich. »Hast du je von einer Theorie gehört, nach der Okulatoren nicht nur ihre Linsen, sondern auch technologisches Glas mit Energie aufladen können?«
    Sie räusperte sich. »Aha, du hast also mit deinem Vater gesprochen.«
    »Mit meinem Vater?«
    »Ich kenne die Abhandlung, die er geschrieben hat«, fuhr Tante Patty fort, »aber ich glaube nicht an seine Theorie, dass Okulatoren gewissermaßen Leuchtsand in Menschengestalt sind. Findest du diese Vorstellung nicht albern? Wie kann Sand Menschengestalt annehmen?«
    »Ich…«
    »Ich gebe zu, dass es gewisse Widersprüche gibt«, fiel sie mir ins Wort. »Aber dein Vater zieht voreilige Schlüsse. Dieses Thema muss viel gründlicher erforscht werden, als er es getan hat! Und zwar von Leuten, die mehr Erfahrung mit echter Silimatik haben als dieser Halunke. Ach übrigens, es sieht so aus, als würdest du einen Pickel auf der Nase bekommen. Zu dumm, dass der Mann in dem Wagen neben uns gerade ein Bild von dir gemacht hat.«
    Ich fuhr hoch und blickte zur Seite. Neben uns hatte ein anderer Pferdewagen angehalten. Der Mann darin hielt quadratische Glasplatten mit einer Seitenlänge von

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