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Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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soll’s, dachte ich und griff nach dem Stück Glas. Kaum dass ich es berührte, begann es zu glühen. Da zog der Junge es hastig zurück, und ich sah, dass mein Daumen und meine Finger leuchtende Abdrücke darauf hinterlassen hatten. Das war offenbar die Art der Freien Untertanen, ein Autogramm zu ergattern.
    Andere begannen sich vorzudrängen. Einige hatten ebenfalls Glasstücke dabei, andere wollten mir die Hand schütteln oder ein Bild mit mir haben. Manche baten mich, mein Talent zu benutzen, um etwas von ihnen zu zerbrechen, als Erinnerung. Jemand anderen hätte dieser Menschenauflauf vielleicht genervt, aber nach einer Kindheit, in der ich entweder verspottet, ausgeschimpft oder gefürchtet worden war, weil ich ständig Dinge zerbrach, hatte ich nichts gegen ein bisschen Verehrung.
    Und hatte ich die Anerkennung denn nicht verdient? Schließlich hatte ich verhindert, dass die Bibliothekare den Sand von Rashid bekamen. Ich hatte Blackburn besiegt. Und ich hatte meinen Vater vor den Schrecken der Bibliothek von Alexandria gerettet.
    Grandpa Smedry hatte recht. Es war Zeit, mich zu entspannen und zu vergnügen. Ich machte Daumenabdrücke, posierte für Bilder, schüttelte Hände und beantwortete Fragen. Als Tante Patty zurückkam, schilderte ich gerade sehr dramatisch meine erste Bibliotheksinfiltration mit Grandpa Smedry. An jenem Tag in der Eisdiele erkannte ich, dass ich wohl einen guten Schriftsteller abgeben würde. Ich schien eine Begabung fürs Geschichtenerzählen zu haben. Ich köderte das Publikum mit Informationen, was passieren würde, doch ich verriet das Ende nie ganz, sondern beließ es bei Andeutungen.
    Ach übrigens, habt ihr gewusst, dass am Abend jenes Tages jemand versuchen würde, König Dartmoor zu ermorden?
    »Schon gut, schon gut«, sagte Tante Patty und schob meine Fans beiseite. »Lasst dem Jungen doch etwas Platz.« Sie packte mich am Arm. »Keine Sorge, Jungchen, ich werde dich retten.«
    »Aber…!«
    »Du brauchst mir nicht zu danken«, sagte Tante Patty. Dann wandte sie sich mit lauterer Stimme an die Leute: »Alle zurückbleiben! Alcatraz war in den Ländern des Schweigens! Ihr wollt euch doch nicht mit einer seiner tückischen Bibliothekarskrankheiten anstecken!«
    Viele Leute wurden bleich und die Menge wich zurück. Dann führte Tante Patty mich zu einem Tisch, an dem zwei junge Leute saßen, ein Mann und eine Frau. Der Mann war in den Zwanzigern, hatte schwarze Haare und ein scharf geschnittenes Gesicht und kam mir irgendwie bekannt vor. Das muss Folsom Smedry sein, dachte ich, denn er sah seinem Bruder Quentin sehr ähnlich. Die junge Frau, die ihm gegenübersaß, trug einen braunen Rock und eine weiße Bluse. Sie hatte dunkle Haut und an ihrer Brille war eine Kette befestigt.
    Ehrlich gesagt war ich überrascht, dass die Bibliothekarin so hübsch und so jung war. Keine von denen, die ich bisher kennengelernt hatte, war hübsch gewesen. Aber da die meisten versucht hatten, mich umzubringen, war ich vielleicht ein bisschen voreingenommen.
    Folsom stand auf. »Alcatraz!«, sagte er und reichte mir die Hand. »Ich bin dein Cousin Folsom.«
    »Freut mich, dich kennenzulernen«, sagte ich. »Was ist dein Talent?« (Diese Frage stellte ich Smedrys inzwischen gleich bei der ersten Begegnung. Sich mit einem Smedry zum Essen hinzusetzen, ohne sein Talent zu kennen, war ein bisschen so, als würde man eine Granate entgegennehmen, ohne zu wissen, ob der Sicherungsstift gezogen wurde oder nicht.)
    Folsom lächelte bescheiden, als wir uns die Hände schüttelten. »Es ist eigentlich kein so wichtiges Talent. Weißt du, ich kann richtig schlecht tanzen.«
    »Ah«, sagte ich. »Sehr beeindruckend.«
    Ich bemühte mich, aufrichtig zu klingen, aber es war schwierig, jemandem Komplimente zu machen, weil er ein miserabler Tänzer war.
    Folsom lächelte erfreut, ließ meine Hand los und bot mir einen Platz an. »Toll, dass ich dich endlich kennenlerne«, sagte er. »Oh, und ich würde diesem Händeschütteln vier von sechs Punkten geben.«
    Ich setzte mich. »Wie bitte?«
    »Vier von sechs Punkten«, sagte er und setzte sich ebenfalls wieder. »Die Festigkeit war okay und der Augenkontakt gut, aber du hast ein bisschen zu spät losgelassen. Egal, darf ich dir Himalaya Rockies vorstellen, die früher in den Ländern des Schweigens gelebt hat?«
    Ich blickte zu der Bibliothekarin hinüber und streckte zögernd die Hand aus. Ich befürchtete, sie könnte gleich eine Knarre zücken und mich

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