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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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nächtliches Konzert. Trotz der vordergründigen Idylle rutschte Icherios unruhig auf dem Sitz hin und her. Etwas war anders, fremdartig. Dann fiel es ihm auf. Der Geruch! Die Luft roch metallisch nach Kupfer und feuchtem Hund. In was war er nur hineingeraten?
    Die Fahrt endete an einer breiten Kreuzung. Das Haus des Bürgermeisters ragte hoch in den Himmel, beleuchtet von einer einzelnen Laterne, deren Licht einen verlorenen Kampf gegen den aufziehenden Nebel führte. Im Fachwerk leuchteten die Umrisse der mit kunstvollen Läden verschlossenen Fenster.
    Renfin lud das Gepäck ab, wobei er es diesmal sogar achtsam behandelte. Icherios bezweifelte allerdings, dass noch etwas vorhanden war, das beschädigt werden konnte. Danach ging der Kutscher zur Tür und betätigte den gusseisernen Türklopfer in Form eines Eberkopfes. »Zeit sich zu verabschieden. Passen Sie auf sich auf, und sorgen Sie für Ordnung!«
    Icherios wusste nicht, was er antworten sollte und sagte schließlich nur: »Danke«. Manchmal wünschte er sich die Beredsamkeit seines Vaters.
    Renfin drehte sich um, bestieg die Kutsche und trieb die Pferde an. Icherios beobachtete, wie das Gespann in Begleitung der Worge im Nebel verschwand. Die verletzten Tiere hinterließen eine Blutspur auf dem Boden, die im Mondlicht schwarz glänzte.
    Schnelles Getrappel erklang hinter der Tür, dann wurde sie von einer blassen, jungen Frau aufgerissen. »Sie wünschen, Herr?« Ihre Stimme klang ebenso dünn und sphärisch, wie ihre gesamte Erscheinung wirkte.
    »Inspektor Icherios Ceihn aus Karlsruhe. Man erwartet mich.«
    »Treten Sie ein. Ich bin Marie.« Die Frau sank in einen tiefen Knicks. Nachdem sie sich aufgerichtet hatte, griff sie nach Icherios’ Gepäck, doch er kam ihr zuvor. Mit gesenktem Blick trat sie zur Seite.

7
    Das Spiel beginnt
    G
    W ie so oft hatte er sich in die Finsternis geflüchtet, in der er sich so wohl fühlte, während er den Neuankömmling beim Aussteigen aus der Kutsche beobachtete. Die Augen hatten den Inspektor als Unwissenden verraten – das ungläubige Staunen, das sich in den Gesichtern aller Städter widerspiegelte, die sich nach Dornfelde verirrten. Die wenigsten überlebten ihre erste Nacht in dem Ort. Er schmunzelte. Sollte der Inspektor doch zu den Ausnahmen gehören, würde er ihm noch einige blutige Überraschungen bereiten. Er war gut vorbereitet.
    Er lehnte sich an die moosbewachsene Hauswand, in deren nächtlichen Schatten er sich verbarg, und genoss wie die Kälte sein erhitztes Blut abkühlte. Zu frisch war die Erinnerung an das Blutbad, das die Irrlichter vor Dornfelde angerichtet hatten. Zu sehr hatte ihn die Erregung beim Anblick und Duft des Blutes gepackt. Er holte sein kleines, holzgeschnitztes Kreuz – eine Erinnerung an längst vergangene Tage – hervor und küsste es. Schon bald würde sein Werk vollendet sein.
    Widerstrebend verließ er sein Versteck unter dem tief nach unten gezogenen Dach und schlich um das Haus des Bürgermeisters, nachdem der Inspektor darin verschwunden war. Er musste zurück, bevor jemandem sein Fehlen auffiel. Niemand ahnte, was sich hinter seiner Fassade verbarg; sah die Gefahr, die unter ihnen lauerte. Dieser Inspektor würde ihn nicht aufhalten. Niemand würde ihn aufhalten.
    Eine Katze sprang bei seinem Anblick fauchend auf und rannte davon. Im Gegensatz zu den Tieren hatten die Menschen verlernt, auf ihre Instinkte zu vertrauen.

8
    Die sieben Elemente
    G
    I m Inneren des Hauses vom Bürgermeister befand sich eine kleine Eingangshalle, von der ein breiter Hausflur, dessen Wände mit dunklem Kirschholz getäfelt waren, abzweigte. Eine blank polierte und mit edlem Teppich bedeckte Treppe führte in das obere Stockwerk.
    »Möchten Sie ablegen?« Marie lächelte dienstbeflissen.
    Icherios drehte sich unter dem Vorwand in seinen Koffern nach etwas zu suchen von ihr weg, um Maleficium aus seiner Manteltasche in eine Tasche seiner Weste gleiten zu lassen. Anschließend überreichte er ihr mit einem Lächeln Mantel und Hut.
    »Nehmen Sie bitte Platz.« Sie deutete auf ein üppiges, mit grünem Samt bezogenes Kanapee. Beim Anblick der geschwungenen, schmalen Füße bezweifelte Icherios, dass das Möbel ihn tragen würde. Vorsichtig setzte er sich, wobei er sich bemühte sein Gewicht mit den Beinen abzustützen. Er lächelte verkrampft.
    »Ich werde den Bürgermeister über Ihre Ankunft verständigen.« Mit einem weiteren Knicks verabschiedete sich das Hausmädchen und huschte davon.
    Es

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