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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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sich doch im Schutz des Ortes. »Gibt es keine Glocke oder ein anderes Tor?«
    Der Kutscher drehte sich nicht zu ihm um. »Bewegen Sie Ihren Städterhintern sofort zurück in die Kutsche, bevor Ihr warmes Fleisch die Irrlichter anlockt.«
    Wie zur Bekräftigung seiner Worte zuckten die Worge zusammen und wandten sich knurrend zum Wald. Ein schwaches Glimmen war zwischen den Bäumen zu erkennen. Es schwankte im Wind hin und her, während das Leuchten intensiver wurde. »Gott verdammt, macht doch endlich jemand auf!« Die Panik in Renfins Stimme war nicht zu überhören.
    Icherios faszinierte das Schimmern, welches einer Nebelschwade gleich über die Wiese glitt. Das Knurren der Worge wurde lauter. Ihre sehnigen Körper zitterten vor Anspannung. Der gefährlich glitzernde Nebel kroch auf sie zu. Er war nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt, als er sich wiegend aufrichtete und Gestalt annahm. Icherios glaubte ein hohes Wispern zu hören. »Fleisch. Saftiges, rotes Fleisch. Blut. Köstliches, warmes Blut.«
    Nun lief es auch ihm kalt den Rücken hinunter, während weitere Lichter aus dem Wald strömten, die die Gestalt fast durchsichtiger Figuren annahmen und sich im Wind wiegten. Icherios rannte zum Tor und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit in den Ort zu gelangen. Seine Finger glitten über Scharniere und Balken. Das Knurren der Worge wurde bedrohlicher, unterbrochen von vereinzeltem, heiserem Bellen. Endlich hörten sie schlurfende Schritte näherkommen. Die Wolfswesen waren mittlerweile bis zum Tor zurückgewichen und schützten den Rücken der Menschen mit ihren mächtigen Körpern. »Wer da?«, rief jemand von drinnen.
    »Die gottverdammte Kutsche mit dem Flachländer. Lasst uns ein, bevor die Irrlichter einen Nachtschmaus erhalten!« Renfins Stimme donnerte durch die Nacht. Dann sprangen die Worge mit einem Aufheulen los, mitten unter die fresslüsterne Ansammlung von Geistern. Der Kutscher und Icherios drückten von Todesangst erfüllt mit aller Kraft gegen das Tor. Langsam schwang es auf. Aus den Augenwinkeln warf Icherios einen Blick auf das Gemenge aus Worgen und Geistern. Blut färbte den Schnee rot, während sich das Leuchten im Wald noch immer verstärkte. Lange würden die Wolfswesen nicht mehr durchhalten können. Die Pferde wieherten zornig. Ihre Augen glühten im Dunklen. Aufgebracht schlugen sie nach dem Dunst, der sich zu ihren Füßen sammelte. Ihre Leiber zitterten vor Kampfeswut. Kaum war der Spalt breit genug, trieb Renfin sie voran, wobei er darauf achtete, dem Nebel nicht zu nahe zu kommen. Die Kaltblüter weigerten sich, seiner Anweisung Folge zu leisten. Mit Kampfeslust in den Augen versuchten sie sich zu befreien, um die Worge zu unterstützen. Dann preschten sie vorwärts. Icherios konnte sich in letzter Sekunde zur Seite werfen, er hörte die Hufe neben seinem Kopf auf den Boden trommeln.
    »Schnell! Helft mir das Tor zu schließen!« Die Schläfrigkeit war aus der Stimme des Torwächters gewichen.
    Ein Pfiff von Renfin genügte, um die Worge zu veranlassen, sich aus dem Kampf zu lösen und den Schutz der Ortschaft aufzusuchen, bevor sich das Tor krachend schloss. Beim Anblick der Verletzungen drehte es Icherios den Magen um. Den Tieren war an einigen Stellen sogar das Fleisch von den Knochen geschält worden.
    Renfin bemerkte seinen Blick. »Keine Sorge, die werden wieder. Der Fürst ist für seinen guten Worgzwinger bekannt. Es sind zähe Viecher.« Liebevoll tätschelte er Lantags Schulter. »Steigen Sie ein. Ich bringe Sie zum Haus des Bürgermeisters.«
    Bevor Icherios irgendwelche Einwände erheben konnte, marschierte Renfin zur Kutsche. Der Torwärter verriegelte das Tor, nickte Icherios mit unsicherem Blick zu, um anschließend in eine Gasse davonzuschleichen. Mühsam kletterte Icherios in die Kutsche und sank in die Polster. Seine Knie zitterten, und bunte Flecken tanzten vor seinen Augen. Nachdem sich sein rasender Herzschlag endlich beruhigt hatte, starrte er neugierig aus dem Fenster. Dornfelde war eine kleine Stadt mit gepflegten Fachwerk- und Steinhäusern. Die Straßen glänzten im Mondlicht, und in ihren Schatten verbarg sich so manch eine Ratte. Die Hauptstraße war gepflastert, die anderen Wege bestanden aus festgetretenem Lehm, in den Fuhrwerke tiefe Rinnen gegraben hatten. Ein Weg aus groben Holzbohlen säumte die größten Straßen, um Fußgänger vor dem durch die ständigen Regenfälle entstandenen Matsch zu schützen. Ein einsamer Hund gab ein

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