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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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dauerte nicht lange, bis ein runder, schwerfälliger Mann mit Schweinsaugen und Halbglatze aus einer Tür trat und auf Icherios zusteuerte. Marie folgte ihm mit gesenktem Kopf. Ihre Hände kneteten nervös an der schneeweißen Schürze, die sie über einem schlichten, grauen Kleid trug. »Ihr seid der Inspektor? Icherios Ceihn?«
    »Ja, Herr. Ich wurde auf Ersuchen des Fürsten von Sohon geschickt.« Icherios sprang auf und streckte ihm die Hand entgegen.
    Der fette Mann ignorierte die höfliche Geste und polterte weiter. »Seid Ihr nicht zu jung, um Inspektor zu sein?«
    Icherios zog seine Hand zurück. »In Karlsruhe ist man nicht dieser Ansicht. Ich kann Ihnen gerne meine Referenzen vorlegen, Herr …?«
    »Endrik zu Arken.«
    Der Bürgermeister richtete sich stolz auf und brüstete sich dermaßen, dass Icherios schon fürchtete das Hemd könnte platzen, so straff war es über den mächtigen Bauch gespannt.
    »Bürgermeister von Dornfelde. Aber was stehen wir hier rum? Ihr Lohn ist zu hoch, um die Zeit mit diesem Geplänkel zu vertrödeln. Schlimm genug, dass Ihr erst jetzt angekommen seid, wo wir Euch bereits heute Nachmittag erwartet hatten.« Arken tätschelte Maries Wange mit einem anzüglichen Lächeln, wobei seine Hand länger als nötig auf der weichen Haut verweilte. »Danke, Marie. Sie kann zu Bett gehen.«
    Hastig eilte das Hausmädchen den Gang hinunter.
    »Gehen wir in mein Amtszimmer. Sie werden bereits erwartet.«
    Icherios folgte ihm durch die mit dickem Teppich ausgelegte Eingangshalle zu der nächstgelegenen Tür. Er wunderte sich, dass der Bürgermeister mit seiner Leibesfülle durch die schmale Öffnung passte. Von den Wänden des Amtszimmers starrten die Köpfe ausgestopfter Tiere vorwurfsvoll herab. Icherios war, als wenn die toten Knopfaugen ihn verfolgten. Die dunklen Kirschholzmöbel nahmen das Licht der Kristallleuchter auf und tauchten den Raum in ein düsteres Rot.
    Mit einem entschuldigenden Kopfschütteln in Richtung Icherios begrüßte der Bürgermeister die drei anwesenden Männer. »Meine Herren, darf ich vorstellen, Icherios Ceihn, der Inspektor aus Karlsruhe.«
    Ein Mann fortgeschrittenen Alters, dessen schwarze Robe und die dazugehörige Kette mit dem großen, silbernen Kreuz ihn als Geistlichen auswiesen, trat vor. »Willkommen in Dornfelde, junger Mann. Ich bin Pfarrer Lef Bernsten, verantwortlich für das Wohlergehen der Seelen in diesem Ort.« Bernsten ergriff Icherios’ Hände mit schwitzigen Stummelfingern. »Zögern Sie nicht damit, zu mir zu kommen, sollte Sie etwas belasten.« Er warf einen hastigen Blick in die Runde. »Meine Tür steht jedem Menschen offen.«
    Aus dem Schatten eines monströsen Sessels löste sich eine schlanke, hochgewachsene Gestalt. Icherios hatte so einen großen Mann noch nie zuvor gesehen. Unter kaum vorhandenen Augenbrauen funkelten ihn goldene Augen aus tiefen Augenhöhlen an. »Wie Sie das Wort Mensch betonen, Pfarrer.« Der Riese spuckte den Titel regelrecht aus. Dann wandte er sich an Icherios. Ein Lächeln verlieh dem spitzen Gesicht einen freundlichen Glanz. »Ich bin Jorm Rabensang, Schreiner und Führer der …«
    »Das ist nicht von Bedeutung«, fiel der Bürgermeister ihm ins Wort. »Lasst uns nicht noch mehr Zeit verschwenden.« Mit einer wegwerfenden Handbewegung deutete er auf einen unscheinbaren, grauen Mann von etwa dreißig Jahren, der am Schreibtisch Papiere sortierte. »Das ist Kindel, mein Assistent. Und nun genug des höflichen Getues. Wir haben Wichtiges zu entscheiden. Ein weiteres Opfer wurde gefunden.«
    Stille breitete sich im Raum aus. Icherios konzentrierte sich auf das Knistern des Feuers im Kamin, um sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Der Mörder war ungeduldig. Das ersparte ihm, Monate auf ein neues Verbrechen zu warten. Die Aussicht längere Zeit in Dornfelde zu bleiben, wirkte nicht gerade verführerisch auf ihn.
    »War es wieder ein Verlorener?«, brach der Pfarrer das Schweigen.
    Der Bürgermeister schüttelte den Kopf. »Das ist noch nicht bekannt. Der Fürst bringt das Opfer gerade zum Schloss, anschließend wird er zu uns stoßen.«
    Icherios wusste, dass von ihm mehr erwartet wurde, als nur stumm herumzustehen, aber es fielen ihm keine schlauen Worte ein. Hufgetrappel vor dem Haus erlöste ihn aus der Zwangslage. Kurz darauf öffnete sich die Tür und ein Mann, der trotz seiner jungen Jahre nur der Fürst von Sohon sein konnte, fegte begleitet von einem kalten Luftzug herein. Es war nicht

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