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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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Er betrachtete Rabensangs Augen. Sie reflektierten das Licht der Laterne und funkelten in hellem Gelb. Rabensang bemerkte seine Blicke und wandte sich ihm mit einem Lächeln, das schneeweiße, scharfe Zähne entblößte, zu.
    »Ich dachte Ihr Stadtmenschen seid besser darin, Eure Gedanken zu verbergen. Und ja, ich bin ein Werwolf.« Er deutete auf die schmale Sichel des Mondes, dessen Schein kaum die Nacht zu erhellen vermochte. »In Nächten wie diesen, wenn die Macht Lunas schwindet, ist eine Verwandlung allerdings schmerzhaft und schwierig.«
    Icherios’ wissenschaftliche Neugier erwachte. Was, wenn es wahr war? Wenn er einem echten Werwolf gegenüberstand? Das Aufsehen, das solch eine Nachricht in Karlsruhe und an den Universitäten auslösen würde, könnte ihm den lang ersehnten Studienplatz einbringen.
    »Wir bauen auf Ihr Schweigen«, fuhr Sohon dazwischen. »Zu viel steht für diesen Ort auf dem Spiel, und Raban wäre nicht erfreut, wenn Ihr sein Geheimnis verraten würdet.«
    Icherios entging die unterschwellige Drohung nicht. »Sein Geheimnis?«
    »Was glaubt Ihr, warum ich ausgerechnet Raban um Hilfe bat? Er ist ein Vampir.«
    Diese Nachricht erschütterte Icherios. Sollte sein geliebter Mentor ein Blut trinkendes Monster sein? Hatte er das mit seinen abschließenden Worten im Brief gemeint? Icherios’ einst so stabile Welt schien auf wackeligen Füßen gebaut zu sein. Er brauchte etwas, um sich abzulenken, bis er einen ruhigen Moment fand, um über alles nachzudenken. Mit fahrigen Bewegungen kramte er seinen Notizblock und den Kohlestift aus der Jackentasche. Maleficium piepste empört über die grobe Behandlung, doch niemandem fiel das Geräusch auf. »Können Sie mir bitte die Namen der Angehörigen der Opfer und die Personen, die die Leichen entdeckten, nennen? Je mehr ich weiß, desto leichter wird es, den Täter zu finden.«
    »Urch Dornschweifs einzige Verwandte sind seine Frau Hel und seine Tochter. Hel fand ihn am frühen Morgen.«
    »Warum erst am nächsten Tag?«
    Rabensang räusperte sich. »Er besuchte oft Die Schwarze Maid , eine Schenke. Manchmal wurde es etwas später.«
    »Bamian Centh lebte ohne Angehörige«, fuhr Sohon fort. »Er erschien nicht zu einer Besprechung, deshalb suchte ich ihn Zuhause auf und gewahrte, was man ihm angetan hatte.« Der Fürst holte tief Luft. Ihre Schritte hallten gespenstisch von den Hausmauern wider, während sie der gepflasterten Straße folgten. Hier und da sah man schemenhaft, wie Gesichter aus den Fenstern blickten, schnell wurden aber meist die Vorhänge wieder geschlossen.
    »Jaine Windsucher wohnte zusammen mit ihrer Familie. Am besten kannten sie ihr Vater und ihre drei älteren Brüder. Sie sind dem Wahnsinn nahe vor Kummer. Ihre Mutter hatte das Unglück sie zu finden. Seither weigert sie sich zu sprechen.« Sohon zögerte. »Merelle Sgund lebte ebenfalls allein. Nachbarn fanden sie.«
    Icherios bemühte sich alles im Gehen zu notieren. Er hoffte nur, seine Schrift später entziffern zu können. Seine Brille war beschlagen, wodurch er kaum erkennen konnte, wohin sie gingen, geschweige denn, was er aufschrieb. Er musste die Angehörigen und Freunde verhören. Zwei Werwölfe und zwei Vampire, jeweils ein männliches und weibliches Exemplar, das veränderte Blut und die Markierungen durch die Elemente – alles deutete auf einen Serientäter hin, der seine Opfer nicht aus persönlichen Gründen wählte. Das bereitete ihm Sorgen.
    Die Gruppe blieb vor einem schmucken Fachwerkhaus stehen. Die Wände waren frisch getüncht, und die Balken glänzten von einem neuen Anstrich. Wein rankte über einen kleinen, hölzernen Torbogen. Sohon führte sie nicht hinein, sondern einen schmalen, verschlungenen Pfad entlang zu dem Garten hinter dem Haus. Eine hohe Trauerweide beschattete den größten Teil der Wiese und ragte über die Palisade hinaus. Rabensang zündete eine Fackel an. Ihr flackerndes Licht verlieh dem Baum eine gespenstische Erscheinung. Als sie näher kamen, konnte Icherios Stricke an den Ästen erkennen. Der Boden war dunkel von geronnenem Blut.
    Ein Mann in Icherios’ Alter mit hellen Haaren und sorgenzerfurchtem Gesicht kam ihnen entgegen. Bei Icherios’ Anblick hellten sich seine Züge auf. Er ergriff Icherios’ Hände und schüttelte sie überschwänglich. »Sie müssen der Inspektor aus Karlsruhe sein.«
    Icherios nickte und wollte zu einer Antwort ansetzen, doch der Mann redete sofort weiter. »Ich bin Lynnart Kolchin, Flurhüter und

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