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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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deutlich gezeigt, dass er keine Chance hatte zu entkommen.
    Auf einem Bein hüpfend schlüpfte Icherios in seine Hose. Sein Knie schmerzte bei der geringsten Belastung. Eine dunkelblaue Schwellung verlieh ihm den doppelten Umfang.
    Er hatte beschlossen, den Flurhüter zu besuchen, und humpelte daher langsam zu dessen Hütte. Sonnenlicht drang mühsam durch eine fast lückenlose Wolkenschicht. Das Haus des Amtsmannes, das etwas abseits der anderen am Dorfrand lag, war umgeben von einem kleinen Garten. Ein dichtes Netz aus wildem Wein und Efeu wucherte an seinen Wänden. Blühende Geranien zierten die Blumenkästen, die den breiten, hölzernen Balkon umsäumten.
    Auf sein Klopfen hin öffnete ihm Eva Kolchin. Bei seinem Anblick wurde sie blass. Wissen glitzerte in ihren Augen. Sie hatte ihn wiedererkannt. Icherios nickte ihr verlegen zu. Er konnte ihren nackten Körper unter dem Pfarrer nicht vergessen.
    »Guten Morgen, Frau Kolchin. Ist Euer Mann zu sprechen?«
    Unwille spiegelte sich in ihrem Gesicht wider. Icherios fragte sich, ob aus Besorgnis um ihren Mann oder Angst. Entweder war sie eine großartige Schauspielerin und hatte am gestrigen Abend eine preisverdächtige Vorführung geliefert, oder sie war ihrem Mann aufrichtig zugetan. Aber weshalb gab sie sich dann mit Bernsten ab? Auf den ersten Blick war sie keine Schönheit, trotz ihres glänzenden, blonden Haares. Ihr Liebreiz strahlte eher von innen heraus und verlieh ihr ein Leuchten und einen Glanz, der schwer zu fassen war. Dem Künstler, der Kolchins Medaillon angefertigt hatte, war es gelungen, diese Aura einzufangen. Icherios verstand, warum sich die Menschen fragten, wie der Flurhüter sie hatte erobern können.
    Zögerlich bat sie ihn herein. Vom Eingang führten zwei Gänge ins Haus. Sie führte ihn den rechten hinunter in einen gemütlichen Raum mit Kamin und einer bequemen Chaiselongue. Auf dem Boden lagen fransige, cremefarbene Teppiche, auf denen Spielzeug verstreut lag. Ein robuster alter Tisch wurde von einer weißen Spitzendecke bedeckt, auf der eine kunstvolle Porzellanschüssel mit rotwangigen Äpfeln thronte. In einer Wiege unter dem Fenster schlief Kassandra, Kolchins Tochter. Kolchin selbst ruhte in einem Sessel, dick eingepackt in einen Stapel Decken. Eine Tasse mit dampfendem Tee stand auf einem Hocker neben ihm. Icherios verspürte einen Anflug von Neid. Der Flurhüter war im selben Alter wie er und hatte Frau, Heim und Kind, während er in einem Kellerloch hauste und von einer dubiosen Kanzlei durch die Welt geschickt wurde.
    »Wie geht es Euch?« Kolchin blickte ihm erfreut entgegen.
    »Gut, und wie fühlt Ihr Euch? Der Bär hat Euch schwer erwischt.«
    »Nur ein Kratzer. Ich würde aufstehen, aber Eva ist ein wahrer Drachen.«
    Seine Frau trat an ihn heran und verpasste ihm einen liebevollen Hieb.
    »Gibt es Neuigkeiten? Mein Hausdrache sorgt dafür, dass ich kaum etwas mitbekomme.«
    »Bisher nicht. Zumindest nichts, das man mir mitteilt.«
    »Wir müssen den Mörder unbedingt finden. Im Ort brodelt es seit letzter Nacht. Rabensang hat mich vorhin besucht und mir einen kurzen Bericht gegeben. Der Angriff hat die Situation nur noch verschärft. Die Menschen beschuldigen jetzt die Werwölfe und Vampire und umgekehrt. Rabensang würde Peyr Teker, der die Menschen nur noch mehr gegen die Werwölfe aufbringt, am liebsten die Kehle zerfetzen. Das alte Misstrauen ist wieder da.«
    Die Verantwortung lastete schwer auf Icherios. Er fühlte sich wie eine Maus im Labyrinth. Jeder Hinweis, dem er folgte, führte in eine Sackgasse. »Ich werde mich bemühen.«
    Kolchin wandte sich an seine Frau. »Du musst uns helfen. Gib uns einen Rat.«
    Icherios runzelte die Stirn. Was sollte sie schon wissen?
    Doch sie funkelte ihren Mann wütend an. »Bedeuten Kassandra und ich dir so wenig?« Sie nahm ihre Hand von seiner Schulter.
    Lynnart ergriff sie und hielt sie fest. »Wenn wir den Mörder nicht bald finden, wird es einen Kampf geben. Dann wird es keinen Unterschied mehr machen, wer dein Geheimnis kennt. Auch wenn die Narren im Ort es nicht begreifen. Bernsten ist der Einzige, der versteht, dass wir uns zurückhalten müssen, wenn wir überleben wollen.«
    Icherios fiel es wie Schuppen von den Augen. »Der Pfarrer! Natürlich! Er allein verfügt über die Macht, Meister Belwin zum Schweigen zu veranlassen.«
    Kolchin nickte nachdenklich. »Er hasst Vampire und Werwölfe.«
    »Seid ihr von Sinnen? Lef würde niemals morden!«, brauste Eva auf.
    »Wir

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