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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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war der Fürst von Sohon. Seine Kleider hingen zerfetzt und blutbeschmiert von seinem schmalen Körper herab. Innerhalb von wenigen Augenblicken hatten sich seine Wunden jedoch wieder geschlossen. Der Schädel des Bären lag zu seinen Füßen. In diesem Moment erkannte Icherios die unbändige, tierische Kampfeswut der Vampire. Ein blaues Feuer leuchtete in Sohons Augen. Er zitterte und schien kurz davor, sich auf Icherios zu stürzen. Ein lautes Jaulen lenkte ihn davon ab. Aus dem Wald unterhalb des Hanges strömte eine Meute Worge und hetzte den Berg herauf. Sohon schien sich bei ihrem Anblick zu beruhigen. Dann fauchte er Icherios an, der immer noch mit dem Knüppel in der Hand vor der Hütte stand. »Kümmert Euch um den Flurhüter. Ich kann nicht … das Blut.«
    Scham wallte erneut in Icherios auf. Da hatte er nutzlos in die Nacht gestarrt, während sein Freund Hilfe benötigte!
    Trotz der vereinzelten Wolken, die den Mond umtanzten, war die Nacht hell genug, um die große Wunde an Kolchins Schulter zu erkennen. Seine Lippen waren zusammengekniffen, die Augen weit geöffnet und starr gen Himmel gerichtet. Die Verletzung war nicht lebensgefährlich, aber der junge Amtsmann hatte viel Blut verloren. Er brauchte dringend Ruhe und Wärme.
    Hechelnd erreichten die Worge die kleine Gruppe. Der riesige Leitwolf Lantag schob zur Begrüßung seine Schnauze unter Icherios Hand und verlangte gestreichelt zu werden.
    »Hier können wir nicht bleiben. Die Irrlichter kommen.« Sohon deutete auf den Waldsaum am Fuß des Hanges. Dort sammelte sich der dichte Nebel der Geisterwesen.
    Icherios schluckte. Der Dunst erstreckte sich bis weit unter die Bäume.
    »Es sind zu viele. Wir müssen fort.« Der Fürst bedeckte Kolchins Wunde mit einem Tuch und warf sich den jungen Mann über seine Schulter. »Lauft!«, brüllte er.
    Gemeinsam stürzten sie los, gefolgt von der aufgeregt hechelnden Meute Worge. Die Tiere freuten sich über den Ausflug und genossen es, mit ihren weichen Pfoten nahezu lautlos über das Gestein hinwegzufegen. Trotz Kolchins Gewicht war Sohon schneller als der Gelehrte. Federleicht schien er über die Felsbrocken zu springen und sie direkt zum Waldsaum zu führen, in dem der Nebel sich verfestigte. Es fiel Icherios schwer, doch er vertraute dem Fürsten und folgte ihm in den Dunstschleier hinein. Nur ein leichtes Prickeln strich über seine Haut, dann waren sie schon hindurch. Gierig sog er die klare Luft in seine brennenden Lungen.
    Im Wald konnte er dann nicht mehr mithalten. Sein Knie pochte als würde es gleich zerspringen, sein Atem rasselte. Zornig trieb der Fürst ihn an, zerrte ihn vorwärts. Die Irrlichter zogen ihren Kreis immer enger. Auf einer Lichtung gab Sohon den Befehl anzuhalten. Vor ihnen türmte sich ein Wall aus Nebel auf.
    »Da kommen wir nicht vorbei.« Sohon legte Kolchin sanft ab, während die Worge schon in Vorfreude auf den Kampf aufjaulten. Der Fürst reckte seinen Stab den Sternen entgegen. Kurz darauf schimmerte er in einem weißen Licht. »Dilabit in lux aeterna!« Dann fiel er auf die Knie. Den Stab packte er mit beiden Händen und schlug das Ende in den Boden, sodass es ein Stück im Erdreich versank. Eine Druckwelle gepaart mit einem grellen Lichtblitz schoss kreisförmig aus dem Stab und riss Icherios von den Füßen. Die Feuchtigkeit kroch aus der Erde in seine Kleidung und sog seine Körperwärme gierig auf. Er war müde, so unendlich müde und erschöpft. Er wollte nicht mehr aufstehen, nicht mehr weiterrennen. Das Leuchten verblasste. Wimmernd öffnete Icherios die Augen – die Irrlichter waren verschwunden! Einzelne Nebelschwaden irrten noch ziellos über den Boden, aber das Mondlicht löste sie rasch auf. Die Worge winselten voller Enttäuschung. »Schnell, wir müssen fort. Es wird sie nicht lange aufhalten.«
    Sohon warf sich den Verletzten wieder über die Schulter. Der Flurhüter hatte das Bewusstsein verloren. Dann packte Sahon Icherios am Genick und zog ihn auf die Beine wie eine Hündin ihre Welpen. Sie eilten weiter. Der Fürst gab dem Leitwolf einen Befehl in einer Sprache, die Icherios nicht kannte. Daraufhin trieb ihn der riesige Worg vorwärts. Wann immer er langsamer wurde, stieß ihm das Tier die spitze Schnauze in den verletzten Rücken. Icherios verlor das Zeitgefühl. Die Welt raste an ihm vorbei. Zwei graue Worge flankierten ihn und verhinderten, dass er umfiel. Sie führten ihn auf sicherem Wege, unter niedrigen Ästen hindurch und an spitzen Steinen

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