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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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ruckartigen Bewegungen zog sie vier Münzen heraus und ordnete sie in der Form eines Kreuzes auf dem Boden an. Sie bestanden aus Messing, der an den Rändern dunkel angelaufen war. Ihre Rückseiten glänzten makellos glatt im Feuerschein.
    »Der erste Stein berichtet von der Vergangenheit.« Ihre Stimme klang, als hätte sich ein fremdes Wesen ihres Körpers bemächtigt. Zudem betonte sie die Silben, als ob sie die Wörter kannte, aber die Sprache noch nie gesprochen hätte.
    Sie drehte die oberste Münze um. Auf ihrer Vorderseite befand sich eine verschlungene Rune. »Die Vergangenheit wird Euch einholen. Entweder schließt Ihr mit ihr ab, oder sie wird Euch vernichten.«
    Icherios zuckte bei diesen Worten zusammen. Die Male auf seinen Handgelenken brannten.
    »Der zweite Stein zeugt von der Gegenwart.« Erneut drehte sie eine Münze um. Diesmal war ein zackenförmiges Symbol eingeprägt. »Ihr seid in großer Gefahr.«
    Ihr Atem wurde langsamer, man konnte das Heben und Senken ihres Brustkorbes kaum noch verfolgen. »Der dritte Stein erkennt die Zukunft.«
    Diesmal war ein Skelett auf der Münze abgebildet.
    »Ihr werdet Unheil bringen.«
    Kolchins Frau begann am ganzen Körper zu zittern. Icherios fragte sich, ob das normal sei. Die Besorgnis auf dem Gesicht des Flurhüters sprach dagegen.
    »Der letzte Stein rät, was zu tun ist.« Sie nahm die vierte Münze in die Hand, um sie umzudrehen. Plötzlich begann das Metall zu glühen. Hitze strahlte von der Münze aus. Sie brannte sich in das Fleisch ihrer Hand, ohne dass Eva Kolchin eine Reaktion zeigte. Die Männer schrieen auf. Der Gestank verbrannter Haut stieg in die Luft. Icherios schlug heftig gegen ihren Unterarm, sodass die Münze aus ihrer Hand flog. Als sie aufschlug, klang es, als wenn ein großer Bleikasten auf den Boden aufgeschlagen wäre. Sie blieb sofort liegen, ohne noch einmal in die Luft zu springen oder davonzurollen. Rauch wallte auf, als sie sich in das Holz einbrannte. Dann war es schlagartig vorbei. Das Metall erkaltete im Bruchteil eines Augenblickes, und die Frau des Flurhüters brach ohnmächtig zusammen. Das Kind weinte. Während Kolchin seine Frau umdrehte und ihr ein Kissen unter den Kopf legte, ging Icherios zu Kassandra hinüber und versuchte sie zu beruhigen. Sie hatte die blauen Augen ihrer Mutter und die Haarfarbe ihres Vaters. Icherios entlockte ihr ein Lächeln. Ihre Händchen umklammerten seinen kleinen Finger.
    Stöhnend kam Eva Kolchin zu Bewusstsein. Sie schlug die Augen auf, erblickte Icherios an der Wiege und schrie. »Bleibt meiner Tochter fern.« Sie stürzte zu ihrem Kind und nahm sie hoch. Dann wich sie, den einen Arm schützend um Kassandra gelegt, auf die andere Seite des Raumes zurück.
    Kolchin war mit der Situation überfordert. »Was ist los, meine Liebe?«
    »Er wird Unheil bringen.«
    Icherios zuckte zusammen. Es tat weh, seine eigenen Befürchtungen aus dem Mund dieser Frau zu hören. Oder war es ein Trick? Sie wusste, dass er sie mit dem Pfarrer gesehen hatte. Wollte sie ihn von hier vertreiben, einen Keil zwischen ihn und ihren Mann treiben? War Bernsten der Mörder und steckte sie mit ihm unter einer Decke?
    Während der Flurhüter versuchte, eine vernünftige Antwort aus ihr herauszubekommen, ging Icherios zu der Münze hinüber. Der Holzboden um sie herum war schwarz verbrannt. Sie konnten froh sein, dass sie nicht auf einen der Teppiche gefallen war und das Haus in Brand gesteckt hatte. Bei seiner Berührung zerfiel die Münze zu Staub. Falls es ein Trick war, dann war es ein sehr guter. Icherios bemühte sich, seine aufkommende Panik zu unterdrücken. Es gab mit Sicherheit auch dafür eine wissenschaftliche Erklärung.
    Eva Kolchin beäugte unterdessen Icherios weiterhin misstrauisch aus der Ecke des Raumes, während ihr Mann leise auf sie einredete und ihr über die Wangen strich.
    Ich sollte sie allein lassen. Icherios wollte sich gerade verabschieden, als es an der Tür klopfte und Pfarrer Bernsten, ohne auf eine Antwort zu warten, eintrat. Bei Bernstens Anblick versteckte Eva Kolchin ihre verbrannte Hand im Kleidchen des Babys. Ihr Mann schob währenddessen den Beutel und die losen Münzen unauffällig unter einen Sessel. Icherios verstand nicht, warum sich diese Frau auf der einen Seite mit dem Pfarrer einließ und auf der anderen ihr Handeln vor ihm verbarg. Zur Ablenkung beschloss Icherios‘ Bernsten direkt auf ihren Verdacht anzusprechen. »Gut, dass Sie hier sind. Ich wollte Sie heute sowieso

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