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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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der Körpermasse des Bären wirkte das Skalpell lächerlich und verwandelte die Obduktion in ein Schlachtfest, bei der Icherios von oben bis unten mit schleimigen Sekreten bespritzt wurde. Der Geruch, der ihm aus der Bauchhöhle entgegenschlug, ließ ihn würgen. Hastig öffnete Icherios ein Fenster, lehnte sich hinaus und schnappte nach Luft.
    In diesem Moment betrat Sohon den Raum. Im Gegensatz zu dem jungen Inspektor schien ihn der Gestank nicht zu stören. »Irgendwelche Neuigkeiten?«
    Icherios bemühte sich, seinen Würgereflex unter Kontrolle zu bekommen. »Es ist etwas merkwürdig. Einerseits deuten die Maden im Fleisch darauf hin, dass der Bär erst wenige Tage tot ist. Andererseits dürfte sich nach so kurzer Zeit das Fell noch nicht so stark gelöst haben. Zudem haben sich seine Innereien bereits vollständig zersetzt.« Er ging zu dem Ungetüm hinüber und fuhr mit dem Messer in die Bauchhöhle hinein. Als er es wieder herauszog, war es mit einer stinkenden, schwärzlichen Flüssigkeit bedeckt.
    »Die Maden siedelten sich also erst nach seiner Wiederauferstehung an?«
    »Vermutlich.«
    Sohon nickte. »Das lässt auf einen tierischen Ghoul schließen. Man kann Ghoule aus Knochen erschaffen. Das Fleisch bildet sich aus der ihn umgebenden Erde – ein komplizierter Prozess.«
    »Ihr kennt Euch damit aus?«
    »Ich bin alt genug, um mich mit allerlei Dingen beschäftigt zu haben. Vor uns liegt der alte Urs. Kein anderer derart großer Bär hat seither im Dunklen Territorium gelebt.«
    »Kolchin erwähnte ihn.«
    »Gibt es einen Hinweis auf den Mörder?«
    Icherios schüttelte verzweifelt den Kopf. »Jeder Weg, den ich einschlage, endet in einer Sackgasse, woraufhin ich gezwungen bin, an den Anfang zurückzukehren.«
    »Denken Sie an die Menschen im Ort. Vampire und Werwölfe sind aufgebracht. Für sie ist der Täter unter den Menschen zu finden.«
    Icherios fragte sich, ob Sohon tatsächlich glaubte, dass er noch mehr Ansporn benötigte. Dass der Fürst so viel über die Erschaffung untoter Wesen wusste, hatte seine Zweifel erneut geweckt. Was sollte er tun, wenn Sohon der Mörder war?
    »Die Menschen hingegen glauben, dass es sich um Streitigkeiten zwischen Vampiren und Werwölfen handelt. Zumindest behauptet dies der Pfarrer.«
    Der Vampir ging zum Fenster hinüber. Sein Blick schweifte sehnsuchtsvoll in die Ferne. »Wer auch immer recht hat … Wir wissen beide, wer die Auseinandersetzung überleben wird. Ich weiß nicht, wie lange ich sie zurückhalten kann. Unser ewiges Leben und die uns verliehenen Kräfte bringen leider nicht mehr Verstand mit sich. Die meisten verstehen nicht, dass wir auf die Menschen angewiesen sind und auf ihr Wohlwollen, wenn wir nicht wieder als Nomaden und einsame Jäger umherziehen wollen.«
    Icherios wunderte sich über diese Einsichten. Sohon schien ein weitaus vielschichtigerer Mann zu sein, als er im ersten Moment gedacht hatte.
    »Wie können Sie eigentlich das Tageslicht ertragen? In allen Berichten, die ich las, wurde die Sonne als tödlich für Vampire beschrieben.«
    Sohon lachte auf: »Das Sonnenlicht ist uns unangenehm und schwächt uns, aber es schadet uns nicht mehr als einem Kranken grelles Licht. In dieser Gegend scheint die Sonne selten genug, was es für uns angenehm macht. Viele Legenden sind frei erfunden und falsch. Andere beziehen sich auf die Strigoi.«
    »Ist das nicht die transsilvanische Bezeichnung für Vampir?«
    »Verzeiht, ich vergaß, dass Ihr mit den Mythen nicht so vertraut seid wie die Bewohner Dornfeldes. Es gibt verschiedene Arten von Vampiren. Zum einen von uns geborene und bewusst geschaffene.« Der Fürst seufzte. »Um einen Menschen in einen Vampir zu verwandeln, muss man ihn aussaugen und anschließend Vampirblut trinken lassen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, von einem Vampir gebissen zu werden und nicht zu sterben.« Die Sonne trat hinter einer Wolkenbank hervor. Sohon hielt seine Hand gegen das Licht und bewunderte die geschwungenen Linien seiner Adern. »Stirbt man dann später eines natürlichen Todes, kehrt man als Strigoi, als seelenlose Bestie zurück. Vor ihrem Tod können gebissene Menschen ein normales Leben führen. Nur in der Nacht zum Feiertag des heiligen Andreas, der in Rumänien als der Herr der Wölfe bezeichnet wird, gewinnt die vampirische Seele überhand und die Befallenen ziehen mordend und Blut trinkend umher. Die Erschaffung eines Strigoi ist in unserer Linie verboten. Es zieht unerwünschte Aufmerksamkeit

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