Alchemie der Unsterblichkeit
auf sich. Aber gerade in Griechenland, Ungarn, Rumänien und Serbien halten sich die Clans nicht daran. Die Strigoi erfüllen sämtliche Klischees, die von Vampiren existieren. Sie sind brutal, besitzen wenig Verstand und Sonnenlicht würde sie verbrennen. Außerdem haben sie vor allem Angst, was sie aus Geschichten über Vampire gehört haben, auch vor Weihwasser und Kreuzen. Wie gesagt, sie sind nicht die klügsten.«
»Was passiert, wenn ein Vampir einen Menschen bis zum Tode aussaugt?«
»Dann ist der Mensch tot.« Er lächelte.
»Wussten Sie deshalb, wie man den Bären tötet? Ist das Abreißen des Kopfes die übliche Vernichtungsmethode für untote Wesen?«
»Er ist nicht vernichtet.« Sohon schüttelte traurig den Kopf. »Er ist nur handlungsunfähig. Selbst wenn wir die Körper verbrennen, kann es sein, dass die Seelen gefangen im Staub weiterexistieren bis ans Ende der Zeit. Wir wissen es nicht genau.«
Sohon hielt seine Hand immer noch gegen das Licht, sodass Icherios nun sehen konnte, wie dunkles Blut in die Hand des Fürsten schoss.
»Urs war ein stolzes Tier. Ein solches Schicksal hat er nicht verdient. Es mag seltsam anmuten, dies von einem Untoten zu hören, aber Ghoule sind ein Verbrechen an der Natur. Allein dafür sollte ihr Erschaffer mit dem Leben bezahlen.« Wolken nahmen erneut den Platz der Sonne ein, der Himmel verdunkelte sich, und Sohon nahm seine Hand wieder herunter. »Wisst Ihr wo die Leichen hingebracht wurden?«
Icherios zögerte. Die Pause war zu kurz, als dass ein Mensch sie hätte bemerken können, aber den geschärften Sinnen eines Vampirs entging es nicht. Drohend richtete sich der Fürst auf. »Verschweigt mir nichts.«
Icherios verfluchte seine Unfähigkeit zu lügen. »Wir fanden heraus, dass Pfarrer Bernsten und der Bürgermeister gemeinsam die Leichen in der Köhlerei verbrannten. Offenbar schuldete Arken Bernsten einen Gefallen, und der Meister ist dem Pfarrer hörig. Bernsten wollte nicht, dass unheilige Kreaturen die geweihte Erde des Friedhofs beschmutzten.«
Sohons Hände klammerten sich an das Fensterbrett. Seine Knöchel traten schneeweiß hervor. »Ich werde mich darum kümmern.« Er wandte sich um und ging zur Tür. »Und übrigens: Nehmen Sie sich vor Carissima in Acht. Sie sucht ein neues Spielzeug.«
24
Mordpläne
G
Die Schatten wurden länger, und die Kreaturen der Nacht erwachten. Der Mörder betrachtete sich selbst nicht als ein Geschöpf der Dunkelheit. Auch wenn seine Opfer nur in der Nacht ihr Schicksal ereilte. Bald würde die wunderschöne, filigrane Chaela in ihr Haus zurückkehren. Beim Gedanken an sie regte sich seine Männlichkeit. Es war nicht ihre Erscheinung, sondern die Vorfreude auf ihr Blut und ihre Schreie, die seine Erregung steigen ließen. Mit leichtem Bedauern dachte er daran, dass sie eines seiner letzten Opfer sein würde. Sein Werk war nahezu vollendet. Immerhin blieb ihm noch die Brut des Bürgermeisters. Endlich bog sie um die Ecke. Die Hände des Mörders ballten sich zu Fäusten, als er sah, dass der Fürst von Sohon persönlich seine Cousine nach Hause begleitete und ihr liebevoll einen Arm um die Schulter gelegt hatte. Familie! Alle hatten sie Familie! In seinem Inneren zog sich alles zusammen. Wenn ihn niemand lieben konnte, sollten sie ihn fürchten und im Dreck vor ihm knien. Bald war der Zeitpunkt für die Rache gekommen. Sie würden bezahlen für all sein Leid.
Eine Gruppe von Katzen kam Chaela entgegen. Sie beugte sich hinab und begrüßte sie. Dabei fiel die sonst so unnahbare Arroganz und Kälte von ihr ab. Ihre Ähnlichkeit mit dem Fürsten war unverkennbar. Dieselben herrischen, schwarzen Augen und klaren Züge. Ungeduldig wartete er, bis er sich mit einem leichten Kuss auf ihre Wange verabschiedet hatte und Chaela in ihrem Haus verschwunden war. Er zückte seine Klinge, verbarg sie hinter seinem Rücken und ging zur Hintertür. Dort wartete er auf den richtigen Moment, um sein Werk zu beginnen. Geduld zahlte sich aus.
Chaelas Selbstverliebtheit würde diese Nacht in einem Strom von Blut hinweggespült werden. Er hatte sie sich aufgespart, um zuerst seine Techniken bei den anderen zu verbessern. Bei ihr würde er sich viel Zeit lassen.
25
Blutnacht
G
C haela hängte ihren Mantel an die Garderobe. Dann beugte sie sich zu Minel, der ältesten ihrer Katzen, hinab. Das Tier besaß tatsächlich sieben Leben. Sechs Mal war sie dem Tod bereits von der Schippe gesprungen. Das letzte Mal bei der Geburt ihrer
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