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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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wunderbarsten Bequemlichkeiten zu bieten. Sie haben ein Vermögen ausgegeben, um ihr Schloß in Windsor zu vergrößern, und Ihr werdet es zweifellos sehr spektakulär finden.«
    »Spektakulärer als das hier?« Alejandro wies auf den Saal mit seiner reichen Ausstattung, in dem sie sich befanden. »Wie ist das möglich?«
    »Edward will die Franzosen in allem überbieten. Das ist eigentlich nur natürlich, da er über seine Mutter den französischen Thron für sich selbst beansprucht. Ihr werdet sehen, daß die Franzosen ein sehr viel sittsameres und aufgeklärteres Volk sind als die Engländer. Edward muß der Aufgabe gewachsen sein, sie zu regieren, falls ihm diese Ehre zufallen sollte.«
    Er schwieg ein paar Augenblicke, damit Alejandro in sich aufnehmen konnte, was er gesagt hatte. »Besondere Aufmerksamkeit sollt Ihr Prinzessin Isabella zollen, denn Seine Heiligkeit hat Pläne für ihre Vermählung. Ich warne Euch, sie ist ein eigensinniges und störrisches Mädchen und eine große Schönheit. Sie wird versuchen, Euch mit Charme nachsichtig zu stimmen, aber Ihr dürft nicht zulassen, daß ihre Natur Euch an der Erfüllung Eurer wichtigen Aufgabe hindert. Die anderen, den Schwarzen Prinzen und die Königin, ihre Gefolgsleute, werdet Ihr ähnlich geartet finden, aber weniger stark. Ich denke, Edward und Isabella werden Euch alle Hände voll zu tun geben.« Er erhob sich und zeigte damit an, daß das Gespräch beendet war. »Ich beneide Euch nicht um die Schwierigkeiten Eurer dortigen Arbeit«, sagte er, »aber ich beneide Euch um die erregende Aufgabe. Ich wünschte, ich könnte an Eurer Stelle gehen.«
    Alejandro mißfiel die Idee, daß sein Wissen zu einem so anstößigen Zweck benutzt wurde, denn er konnte den Wunsch des ehrgeizigen Papstes nicht gutheißen, sich in die Affären der europäischen Staaten einzumischen, und wollte damit nichts zu tun haben. Doch er konnte nicht leugnen, daß de Chauliac recht hatte. Es war eine unvergleichliche Chance. Er schwor sich, diese Chance, soviel wie möglich zu lernen, gut zu nutzen.
    »Ich werde mein Bestes tun, Herr«, sagte der Jude.
    De Chauliac verbeugte sich tief und ging durch den üppigen Salon des Papstes auf den Pontifex zu. Wieder einmal hörte er sich dessen Klagen an und sprach mitfühlende Worte, doch die Isolierung wollte er nicht aufheben.
    »Unter den Ärzten ist ein Spanier«, sagte er zu Clemens. »Er ist klug und geschickt und wird seine Sache besser machen als die anderen, glaube ich. Ich habe ihn nach England gesandt.«
    Clemens lächelte zustimmend und fächelte sich mit seinem Fächer aus Pfauenfedern. »Gut gemacht, mein Freund. Zweifellos wird Edward erfreut sein, daß es uns gelungen ist, ihm einen Arzt zu schicken, der kein Franzose ist.« »Wir werden ungefähr zwanzig Tage unterwegs sein«, sagte der Hauptmann zu Alejandro. »Seine Heiligkeit hat uns zehn Gardisten gegeben, denn die Straßen sind heutzutage unsicher, überall herrscht Anarchie. Wir werden so schnell wie möglich reisen, denn ich will nicht zu lange an einem Ort bleiben, weil ich Angst vor der Pest habe.«
    Sehr weise, dachte Alejandro, während er sein Pferd bestieg, ein feuriges dunkles Roß, das die schönen Insignien der Päpstlichen Garde trug. Er hatte seine Satteltasche gut hinter sich festgeschnallt und folgte dem Hauptmann, der die Gruppe aus dem Palasthof führte. Unter dem schützenden Banner des Papstes machten sie sich am späten Vormittag auf den Weg.
    Ihre Reise ging bis zum vierten Tag zügig und ereignislos vonstatten. Sie nahmen eine Route, die ungefähr parallel zur Rhône verlief, und hatten auf dem Weg nach Dijon, das drei Tagesritte nördlich lag, bereits Lyon passiert, als sie einer unheimlichen Prozession von zerlumpten, schmutzigen Bauern begegneten, die sich auf der Straße staute und ihr Fortkommen behinderte.
    »Sie sehen aus wie Gerippe«, sagte Alejandro und lenkte sein Pferd an der stöhnenden Karawane vorbei; er hielt sich den Ärmel vor die Nase, um ihrem Geruch zu entgehen. »Es müssen zweihundert oder mehr sein.« Er ritt nach vorn zum Hauptmann und fragte: »Was in aller Welt tun diese erbärmlichen Kreaturen?«
    »Solche sind auf dem Land überall, sie ziehen von Stadt zu Stadt und geißeln sich vor aller Augen. Sie behaupten, die Retter der Menschheit zu sein, und denken, die schrecklichen Dinge, die sie einander und sich selbst antun, würden von Gott als Buße für die Sünden der Welt betrachtet. Sie meinen, Gott werde dadurch

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