Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
Vom Netzwerk:
Grußkarten zum Muttertag unterschrieben hat .
    Endlich wurde ein Sitzplatz frei, und Janie ließ sich müde darauf nieder, sie zitterte vor Entsetzen über ihre eigenen Gedanken. Die Aktentasche hatte sie neben Bruces Füßen auf dem Boden stehen lassen. Sie sah zu ihm auf, begegnete erneut seinem Blick und nickte fast unmerklich in Richtung Tasche, damit er darauf aufpaßte. Er nickte zustimmend.
    Der Zug raste und kam dem Institut näher und näher; nur noch ein paar Haltestellen, dann hatten sie es erreicht. Bruces Hand pochte von der Verbrennung, und einen kurzen Augenblick gab er dem Schmerz nach und schloß die Augen. Ein junger einheimischer Ganove brauchte nicht lange, bis er merkte, daß die Tasche unbewacht war. Der Teenager stand auf und trat näher an Bruce heran, als der Zug sich einem Bahnhof näherte; nervös sah er sich um, ob ihn jemand beobachtete. Seine Nase war vom Schnupfen diverser weißer Pulver viel zu abgestumpft, als daß er den üblen Geruch bemerkt hätte, der von der Aktentasche aufstieg, und als sich die Gelegenheit bot, während der Zug zum Halten kam, schnappte er den Ledergriff der Tasche und sprang auf die offene Tür zu.
    Als sie den Jungen, die Tasche und ihren toxischen Inhalt ins Freie fliehen sah, spürte Janie vor Angst bittere Gallenflüssigkeit in ihre Kehle aufsteigen. Ihr Herz raste, als Adrenalin durch ihr Blut strömte. Sie sprang auf und rannte hinterher; sie rief Bruce etwas zu, als sie den Zug verließ; er wurde plötzlich aufmerksam und lief ihr nach; er konnte gerade noch aus dem Zug springen, ehe die Tür sich schloß und der Waggon wieder anfuhr. Der Dieb sprang über die Sperre wie über eine Hürde auf einer Rennbahn, und Bruce starrte ehrfürchtig hinterher, als seine nicht mehr ganz junge Gefährtin genau dasselbe tat und bei der wilden Verfolgung nicht eine einzige Stufe verfehlte.
    Sie konnte sich nicht die Zeit nehmen, um sich umzudrehen, aber Janie spürte, daß Bruce an Boden verlor und zurückfiel. Plötzlich fühlte sie sich schrecklich verwundbar und klein. Ich kann jetzt nicht stehenbleiben , dachte sie mit wachsendem Entsetzen. Entweder fasse ich diesen Jungen allein oder überhaupt nicht.
    Drei Meilen täglich in den letzten zehn Jahren ... das zahlt sich jetzt aus ... Sie befahl sich, schneller zu laufen, und zwang ihre Beine, sich rascher zu bewegen. Trotz ihrer Fitneß war sie dem leichtfüßigen jungen Mann nicht gewachsen, den sie verfolgte. Janie wußte, daß sie bald außer Puste sein würde, aber sie wagte es nicht, um Hilfe zu rufen, da sie fürchtete, dann unter Umständen einem Biocop erklären zu müssen, warum die Tasche, die er für sie zurückgeholt hatte, eine abgeschnittene, pestverseuchte Hand enthielt. Oder warum sie trotz der offensichtlichen Gefahr den Dieb so hartnäckig verfolgt hatte. Entsetzt sah sie, während ihre Füße in zum Rennen ungeeigneten Schuhen über das Kopfsteinpflaster trabten, daß der Abstand zwischen ihr und dem Jungen größer wurde. Er war der Meister dieses Spiels und eindeutig in seinem Element, und Janie wußte, wenn nicht bald etwas Unerwartetes passierte, würde er das Rennen mit Sicherheit gewinnen.
    Er bog um eine Ecke, und sie folgte ihm, hoffte, daß es nicht seine Wohngegend war, wo es Verstecke gab, die nur er und ein paar andere Anwohner kannten. Sie verlor ihn, sie wußte es. Yersinia pestis würde sich tatsächlich in London frei bewegen, wie Bruce es befürchtet hatte. Zweifellos würde der Dieb die Tasche wegwerfen, sobald er die versiegelte Plastiktüte öffnete und ihren grausigen Inhalt sah, unbekümmert darum, wo sie landen mochte. Bald würden Fliegen und Ratten kommen, und dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis Ratten ihre infizierten Fliegen durch die Stadt trugen, und die Geschichte würde sich wiederholen.
    Wer nicht aus der Geschichte lernt ... dachte sie bei sich, während sie weiterrannte, ist dazu ausersehen, sie zu wiederholen. Überall werden bald wieder Zustände wie im Mittelalter herrschen.
    Sie kämpfte gegen den stechenden Schmerz in ihren Beinen an und versuchte, sich auf schnelleres Laufen zu konzentrieren, aber das einzige, was ihr einfiel, war die vage Erinnerung an einen Drang, diesen kleinen Stoffkreis zu nehmen und in Ruhe zu lassen, als sie sich im Labor mit Frank anschickten, ihn zu untersuchen. Dieser schicksalhafte Tag, der weniger als eine Woche zurücklag, schien ihr eine Ewigkeit entfernt.
    Sie war vollkommen außer Atem; ihre Kehle schrie nach

Weitere Kostenlose Bücher