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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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wünschte, war Zeit, genug Zeit, um sorgfältiger über die Situation nachzudenken, um sich selbst auf die Suche nach Caroline zu machen. Einige Minuten lang war nichts weiter sichtbar als lauter Baumwollfasern, und die Chance, Zeit zu gewinnen, rückte in greifbare Nähe. Schließlich schoben sich ein paar Zellen ins Bild, dann noch ein paar, und schließlich war das Feld voll mit verstreuten Zellen. Janie verglich die Mikroben auf beiden Schirmen. Nachdem sie einige Male hin und her geschaut hatte, sagte sie zu Bruce: »Schau dir das an. Ich bin ziemlich sicher, daß es dieselben sind.«
    »Laß mich mal sehen«, sagte Bruce. Auch er schaute mehrmals zwischen den beiden Abbildungen hin und her. Schließlich sagte er: »Ich glaube, du hast recht.«
    Janie seufzte. Jetzt kommt der Moment, wo ich verflucht bin, wenn ich es tue, und auch verflucht, wenn ich es nicht tue, dachte sie traurig. »Caroline war wahrscheinlich krank, aber Ted hat ihr wahrscheinlich Medikamente gespritzt. Sieht aus, als würde keiner gewinnen«, sagte sie.
    Ihre Blicke trafen sich. Jeder wartete darauf, daß dem anderen eine bessere Lösung für ihr Dilemma einfiel. Ein paar Sekunden herrschte Schweigen.
    »Ich rufe an«, sagte Bruce müde und ging auf das nächste Telefon zu.

19
     
    Alejandro wischte den Speichel aus Kates Mundwinkeln und den Schweiß von ihrer Stirn. Er nahm eine Schale mit Haferschleim vom Nachttisch und tauchte einen Löffel hinein. Für ihn sah er wenig appetitanregend aus, aber er wußte, er war eine milde Speise und gut verträglich, und seine kleine Patientin würde ihn wohl nicht wieder erbrechen, wie sie es mit so ziemlich allem getan hatte, was er ihr einzuflößen versuchte.
    »Kate«, sagte er leise, »macht den Mund auf, Kind; Ihr müßt etwas essen, wenn wir Erfolg haben wollen. Ihr müßt ein wenig zu Kräften kommen…
    Doch die schmalen Lippen blieben hartnäckig geschlossen, also stellte er die Schale mit dem Löffel wieder auf den Tisch, stand auf und verließ das Zimmer.
    Adele wartete in der Diele vor dem Zimmer, mit verzweifelter Miene die Hände ringend. »Nun?« sagte sie.
    Alejandro nahm die Kräutermaske ab, als er aus dem Zimmer kam. »Sie hat seit drei Tagen fast nichts gegessen«, sagte er. »Drei Tage. Es ist ein Wunder, daß sie noch lebt.«
    Mit hoffnungsvoller Stimme fragte Adele: »Also wirkt die Medizin vielleicht?«
    »Vielleicht«, sagte er, »aber ich glaube, es ist noch zu früh, das zu sagen. Wie oft hast du das Stundenglas umgedreht, seit wir sie ihr zuletzt gegeben haben?«
    »Es wird jetzt das vierte Mal werden.«
    »Dann rufst du besser die anderen.«
    Sie nickte, weil sie Angst vor dem hatte, was bald kommen würde, und wandte sich ab.
    Alejandro zog sich die Maske wieder vor das Gesicht und ging ins Krankenzimmer zurück. »Vier Fingerknöchel und eine halbe Handvoll«, sagte er laut, während er das Pulver und die gelbe Flüssigkeit für Kates nächste Dosis mischte. Er rührte den dicklichen Brei, hielt dann den Löffel über die Schale und sah, wie ein dicker Faden der Mischung wieder in die Schale tropfte.
    Adele kam mit einer Maske vor dem Gesicht ins Zimmer, und gleich darauf folgten die Haushälterin und der Verwalter, ebenso maskiert.
    »Fertig?« sagte Alejandro.
    Alle drei nickten.
    »Gut, dann haltet sie fest.«
    Die Haushälterin und der Verwalter hielten Kate jeweils an einem Arm und einer Schulter nieder, während Adele ihre Lippen aufzwang, indem sie fest gegen ihre Wangen drückte. Alejandro löffelte ihr die glitschige Mixtur in den Mund, stellte dann rasch die Schale ab und hielt Kate Mund und Nase zu.
    Das Kind versuchte zu spucken und wehrte sich mit überraschender Kraft, wollte die unappetitliche Masse ausspeien; die Erwachsenen sprachen alle gleichzeitig auf Kate ein und versuchten, sie zu beruhigen, doch sie hörte nicht auf, sich herumzuwerfen.
    »Schluckt doch, um Gottes willen!« rief der Arzt, während sie die Medizin hartnäckig im Mund behielt. Schließlich, als er sah, daß sie blau anzulaufen begann, befahl Alejandro den anderen, sie loszulassen. Kaum war sie dem Zugriff ihrer Peiniger entronnen, spie Kate die graugrüne Masse aus und beschmutzte ihr Bettzeug und ihr Nachthemd.
    Niemand sprach; sie hatten dieses enttäuschende Ritual viele Male vollzogen, manchmal mit Erfolg, manchmal mit niederschmetterndem Mißerfolg. Die Haushälterin wollte das Zimmer verlassen, doch Alejandro hielt sie auf.
    »Wartet«, sagte er.
    »Ich gehe zum Schrank und

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