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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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interpretiert wurde, veränderte und verformte sich das Bild der Frau auf dem Bildschirm.
    »Komm schon, Darling«, sagte er, »laß dich anschauen.«
    Während die Musik anschwoll und mit hohen Soprantönen über dem harmonischen Chor endete, erschienen auf dem Schirm die letzten Details des Bildes. Rotes Haar, blaue oder grüne Augen, etwas über einssechzig groß, schlank, wenn sie nicht fett geworden war. Eine echte Schönheit; eine auffallende Erscheinung.
    »Oh, Baby, Baby, Baby!« flüsterte er, während er das Bild schärfer stellte. Rosow fragte sich, wie sie in Wirklichkeit aussehen mochte, nachdem sie so lange in der realen Welt gelebt hatte, wie sie es eben tat. Er hatte nie den Nerv gehabt, sein eigenes Bild abzurufen, zu sehen, was das Leben im Vergleich zu seinem unangetasteten Potential aus ihm gemacht hatte. Er hatte das bei ein paar Bekannten getan (ohne deren Wissen oder Zustimmung, wie er einräumen mußte) und war entsetzt gewesen, wie Schwerkraft, Wetter und Sorgen allen Menschen zusetzen. Aber diese Frau hatte mit einem tollen Potential angefangen und würde vermutlich auch heute nicht allzu schlecht aussehen. Die Interpretation der Zellgenerationen bestätigte seine Einschätzung ihres Alters.
    Er isolierte ihre Gesichtszüge und vergrößerte sie auf dem Bildschirm. Er holte ein Eingabefenster auf den Schirm und kennzeichnete alle Merkmalsdaten, die er aussenden wollte. Als er mit den ausgewählten Informationen zufrieden war, drückte er die »Senden«-Taste und wartete ein paar Sekunden, während der Apparat das Gesicht dieser Frau und eine Liste mit Identifizierungsmerkmalen an alle Biopol-Stationen und mobilen Einheiten in ganz England übermittelte.
    Michael Rosow konnte nicht auf die Programme warten, von denen man munkelte, sie würden im Institut entwickelt, und die ihm angeblich ermöglichen würden, das rekonstruierte Bild dieser Frau genauso atmen und sich bewegen zu lassen, wie es die echte Frau tun würde.
    Die sexy Stimme meldete sich wieder. »Die Übertragung wurde erfolgreich beendet. Sonst noch etwas?«
    Rosow lachte und sagte: »Ja, Schätzchen. Zeig mir, wie du aussiehst.«
    Die zerlumpte Frau war vielleicht die seltsamste von den vielen hundert Silhouetten, die sich von der untergehenden Sonne abhoben, als sie ihren Einkaufskarren über die Brücke schob. Autos sausten vorbei, vereinzelte bunte Flecken in der rasch dahinziehenden Herde schwarzer Taxis, die vom Glück begünstigte Menschen in ihre bequemen Vorortheime beförderten. Andere, ein bißchen weniger vom Glück begünstigte Leute gingen zu ihren Apartments am Rande Londons, und daher herrschte auf der Brücke einiger Fußgängerverkehr. Obwohl sie wußte, daß ihre Gefährten wieder nach ihr Ausschau hielten, war die Frau, die ihren Kar- ren über die Brücke schob, etwas ängstlich. Sie hätte sich sehr viel wohler gefühlt, wenn sie wieder bei der Gruppe gewesen wäre, die unter der Brücke zu finden war, eine sehr andere Art von Gesellschaft.
    »Ich mag Menschenmengen nicht sonderlich«, sagte sie zu Caroline, die sich eine ganze Weile nicht bewegt hatte und nicht in dem Zustand war, in dem man eine Antwort von ihr hätte erwarten können. »Hatte nie was übrig für große Gruppen von Leuten.« Sie ging langsamer und dachte über andere Routen nach, die sie nehmen könnte und auf denen sie den Bedrohungen der Zivilisation weniger ausgesetzt wäre. Doch jede war mit irgendeinem Problem verbunden, und jede bedeutete eine gefährliche Verlängerung der Zeit, die sie brauchen würde, um ihre kranke Fracht abzuliefern. Irgendwie mußte sie auf die Südseite des Flusses gelangen, und diese Brücke wies die wenigsten Hindernisse auf, denn wie ein Rollstuhl konnte ihr Einkaufswagen keine Treppen bewältigen; auf dieser Brücke waren die Gehsteige wie die Straße glatt und eben.
    Die Brücke bestand aus Stahlträgern und - balken, elegant und neu, ein stärkerer Ersatz für die ursprüngliche Brücke aus Stein und Zement, die vor ein paar Jahren von der Bombe eines Terroristen zerstört worden war, zusammen mit einer Menge Geschichte. Der Frau hatte die alte Brücke besser gefallen. Sie war eine schöne, stattliche Verbindung zwischen den beiden Ufern gewesen und hatte zu den umgebenden Gebäuden gepaßt.
    »Eine Schande, wie sich alles verändert«, murmelte sie. Sie beugte sich dichter über Caroline, als könne die jüngere Frau wirklich hören, was sie zu ihr sagte. »Früher kannte ich meinen Weg durch diese

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