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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Arzt beendete rasch seine Arbeit, wusch sich die Hände und kratzte sich dann den trockenen Lehm mit der Spitze seines Messers unter den Fingernägeln hervor. »Ich werde mit Euch reiten«, sagte er, »denn ich möchte die Frau ausführlicher befragen.«
    »Wie Ihr wollt, Doktor, aber ich zweifle nicht an ihren Worten. Sie hat jetzt sieben von ihren neun Kindern verloren, und sie kann die Pest wohl erkennen, wenn sie ein weiteres ihrer Kinder holt.«
    Alejandro bot ihnen an, sein zweites Pferd zu reiten, denn der Mann und der Junge waren den langen Weg zu seinem Haus zu Fuß gekommen, und er wußte, daß seine eigene Ungeduld ihn hindern würde, langsam zu reiten.
    Als sie eine Stunde später den Hof der Frau erreichten, sah Alejandro die sieben frisch zugeschütteten Gräber, auf denen nur spärliches Grün wuchs, und sein Herz wurde schwer vor Mitgefühl mit dem tiefen Leid dieser Familie. Er band sein Pferd an einen Baum, ging zum Fenster der Lehmhütte und spähte durch die Ritzen der Fensterläden. Obwohl er bei dem hellen Licht, das draußen herrschte, nicht viel sehen konnte, machte er drei reglose menschliche Gestalten aus. Die größte, die er für die Mutter hielt, lag auf einem Bett aus Stroh, zwei kleinere, beides Mädchen, auf dem Lehmboden daneben. Schwärme von Fliegen umkreisten sie, und sogar durch die Ritzen der Fensterläden konnte Alejandro die dunklen Verfärbungen an Nacken und Kehlen sehen.
    »Es ist, wie ich befürchtet hatte; sie sind alle tot«, sagte er zu dem Bauern, als er ihm den Anblick beschrieb. »Wir müssen verhindern, daß sich die Krankheit weiter ausbreitet, und den Ort mit Feuer reinigen. Besitzt Ihr Öl?«
    »Nur auf meinem eigenen Hof, an dem wir auf dem Weg nach hier vorbeigekommen sind.«
    Sie ritten zurück zum Haus des Bauern, das er mit seinem Vieh teilte, und tränkten einen Lappen mit etwas von seinem kostbaren Ölvorrat.
    »Genug!« sagte der Mann. »Öl ist teuer!«
    Ärgerlich, weil der Mann gegen die Verwendung von Öl für einen so guten Zweck protestierte, schlug Alejandro einen Handel vor. »Meine Dienste für Euren Sohn gegen Euer Öl. Das scheint mir ein fairer Tausch.«
    Der Bauer brummte, akzeptierte aber das Angebot. Alejandro ritt davon, den ölgetränkten Lappen auf den Sattel seines Packpferdes geschnallt. Er wußte, daß der Vater den Knaben so bald wie möglich wieder arbeiten lassen würde und daß der Junge infolge der Uneinsichtigkeit seines Vaters lebenslänglich verkrüppelt bleiben würde.
    Als er die Hütte wieder erreicht hatte, vergeudete er keine Zeit. Mit seinem Feuerstein zündete er den Öllappen an und warf ihn auf das trockene Strohdach. Es fing sofort Feuer, und bald stieg dichter Rauch zum Himmel. Rasch sprang Alejandro auf sein wartendes Reittier und griff nach den Zügeln des Packpferdes. Dann entfernte er sich ein wenig und wandte sich noch einmal um, ehe er zu seinem eigenen Haus zurückkehrte. Während er blinzelnd im Sonnenlicht auf das sich ausbreitende Feuer schaute, konnte er Ratten erkennen, die die Hütte verließen, sich durch die Überreste der geborstenen Außenwände zwängten und davoneilten, um sich ein neues Versteck zu suchen.
    Ratten. Immer Ratten, überall.
    Überall Ratten, wo Leute krank werden. Ratten auf Schiffen, Ratten in Häusern und Scheunen. Ratten mit ihren verfluchten Fliegen, die jede arme Seele quälen, die lange genug stillhält.
    Und mit dem gleichen Gefühl der Offenbarung, das ihn überflutet hatte, als er Carlos Alderons verhärtete Lunge sah, wußte er, daß die Ratten und Fliegen ein Teil der Pestseuche waren.
    Er gab seinem Pferd die Sporen und ritt rasch davon, da er so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die schreckliche Szene legen wollte.
    Als er wieder in seinem eigenen Haus war, versorgte Alejandro schnell seine Pferde, reinigte sich vom Schmutz der Straße und ging dann sofort mit Feder, Tinte und Pergament an den großen Tisch.
     
    An Seine Majestät, König Edward III.
     
    In einem Dorf nördlich meines Hauses, für das ich Euch großen Dank schulde, ist eine Familie von neun Personen gestorben, alle mit den Anzeichen der Pest, von der wir geglaubt hatten, sie habe uns endlich verlassen . Ich habe zwar keine weiteren Fälle gesehen , kann aber die Möglichkeit nicht von der Hand weisen , daß es solche geben wird . Ich habe alle Vorkehrungen gegen die Ausbreitung der Krankheit getroffen, indem ich die Hütte der Familie niedergebrannt habe , doch während sie von den Flammen

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