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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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ihre Spitzen denn nie aufhören? Wenn er und Adele verheiratet wären, würde diese schnippische Prinzessin eine Art Schwester für ihn sein, da sie seiner Braut so nahe stand. Mich schaudert bei dem bloßen Gedanken! Wieder unterdrückte er seine Abneigung gegen sie und sagte: »Danke, Hoheit, aber Ihr erweist mir zuviel Ehre. Ohne die Selbstlosigkeit und fleißige Hilfe der edlen Dame an Eurer Seite wäre ich elend gescheitert, und Ihr würdet für immer über meine linkischen Versuche lachen.«
    Kate spähte hinter Isabellas Rock hervor, wo sie sich »versteckt« oder doch so getan hatte, und blickte zu ihrer Schwester auf.
    »Isabella, darf ich es ihm jetzt geben?«
    »Nun gut, ja; Gott verdamme deine Ungeduld! Ich muß dem guten Doktor noch Lebewohl sagen, aber bitte, nur zu.«
    Kate trat vor und streckte Alejandro eine rechteckige Holzdose entgegen, die dieser mit dramatischen Gesten und unter vielen »Ohs« und »Ahs« entgegennahm und betrachtete.
    »Wie schön ist das! Und was für eine feine Arbeit. Aber was mag es enthalten?« Er fingerte an dem Kästchen herum, fand den Verschluß, der den Deckel hielt, staunte, wie genau er eingepaßt war, und öffnete die Dose. Überrascht stieß er den Atem aus. Er lächelte Kate zu und sagte: »Das Kästchen allein wäre schon viel zu großartig gewesen, aber schaut nur die Schätze, die ich darin finde!« Eine nach der anderen nahm er die exquisit geschnitzten Schachfiguren heraus und untersuchte sie genau.
    »Freut Ihr Euch, Monsieur?«
    Er nahm das Kind in die Arme und sagte: »Noch mehr werde ich mich freuen, wenn Ihr mich bald in meinem neuen Heim besucht und mir alle Geheimnisse erfolgreichen Spiels beibringt. Diese Figuren dürfen nur von den besten Spielern benutzt werden, weil sie so wunderbar fein gearbeitet sind. Wenn Ihr im Schach eine ebenso gute Lehrerin seid wie in der höfischen Verbeugung, dann werde ich unsere Partien bald gewinnen.«
    Das Kind umarmte ihn fest und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich werde Euch so vermissen! Bitte, Monsieur, könnt Ihr mich nicht jetzt mitnehmen?«
    Sanft setzte er sie ab und sah, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. Ja, ich werde sie auch vermissen, dachte er. »Wer weiß, wie lange es dauern wird, bis mein Heim so ausgestattet ist, daß es eine junge Lady von Eurem Rang aufnehmen kann?« sagte er. »Ihr müßt mir genug Zeit zur Vorbereitung lassen. Wir sehen uns in Canterbury wieder, und dann sprechen wir darüber.«
    Isabella war ungewöhnlich geduldig, während Alejandro sich Kate widmete, doch nun verlangte sie wieder seine Aufmerksamkeit. »Ich danke Euch, daß Ihr mich und meine Familie sicher durch die Seuche gebracht habt, und obwohl Ihr manchmal selbst eine Pest gewesen seid, stehe ich wegen Eurer ausgezeichneten Arbeit tief in Eurer Schuld.«
    Alejandro hatte überraschend das Gefühl, daß sie aufrichtig war. Dann wurde ihr freundlicher Ton düsterer, und nachdem sie sich umgeschaut hatte, um sich zu vergewissern, daß sie nicht belauscht wurden, fuhr die Prinzessin fort: »Ich rate Euch, dafür zu sorgen, daß Adele kein Leid geschieht, denn es würde mir sehr mißfallen, wenn ihr in Euren Händen irgendein Schaden zugefügt würde. In dem Fall müßt Ihr mit strenger Behandlung rechnen.«
    Was soll ich auf eine so widersinnige Rede antworten? Wie kann sie auch nur denken, daß ich irgend etwas tun würde, was Adele Schmerz zufügt? Ich habe doch sogar schon meinen Glauben aufgegeben , um mit ihr zusammenzusein ! Was könnte ich mehr tun?
    Nach diesem zornigen Gedanken flüsterte er: »Solange ich an ihrer Seite bin, soll es Adele niemals an etwas fehlen.«
    »Sorgt dafür, daß dem so ist, Doktor, oder Euch selbst wird es an einigem fehlen.« Dann sprach sie absichtlich wieder lauter und fügte hinzu: »Ich wünsche Euch eine sichere Reise, und möge Gott Euch beschützen. Ich weiß, daß Lady Throxwood sich von Euch verabschieden wollte, und ich werde sie zu Euch schicken. Sorgt dafür, daß der Abschied sanft ausfällt, denn sie ist eine überaus sensible Frau.« Sie wandte sich um und rauschte majestätisch davon. Alejandro sah sich um, begegnete aber niemandes Blick.
    Ich muß dieses Zimmer verlassen, ich kann keine Minute länger hierbleiben. Er suchte nach einem mitfühlenden Gesicht, und gerade in diesem Augenblick kam die Nurse herein.
    »Nurse«, sagte er in leicht bittendem Ton, »bitte, sagt Lady Throxwood, daß ich sie auf dem Westbalkon erwarten werde. Ich brauche etwas frische Luft, denn

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