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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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hier ist es ein wenig stickig geworden.«
    Als Adele ihn fand, starrte er in die Ferne und bewunderte das üppige Grün der englischen Landschaft. Als er sie näher kommen hörte, drehte er sich um, lächelte und sagte: »Selbst nach der Kälte des Winters finde ich die Kühle eures Frühlings recht angenehm. Um diese Jahreszeit wäre es in Aragon ziemlich warm, und das Grün wäre schon beinahe braun.«
    Sie trat neben ihn und schob ihren Arm durch seinen. Tief atmete sie die Frühlingsluft ein. »Es ist ein Genuß, die kühle Luft zu atmen, vor allem nach unserem langen, qualvollen Winter; dieses Jahr erscheinen die Frühlingsfrische und das grüne Land ungewöhnlich lieblich und willkommen.«
    Mit einem liebevollen Blick sagte er zu ihr: »Auch darin stimmen wir überein. Können wir uns auch darauf einigen, uns in Canterbury zu treffen, wo ich den König um die große Ehre bitten werde, dich zur Frau nehmen zu dürfen?«
    »Mein Liebster, du hättest nicht einmal zu fragen brauchen.«
    »Alsdann, in Canterbury.«
    »Ja«, seufzte sie, »in Canterbury.«
    Alejandro bestieg sein Reitpferd und vergewisserte sich, daß das Packpferd gut angebunden war und ihm folgte. Er bog um die Ecke des hölzernen Stallgebäudes und ritt auf das Tor zu. Vor ihm im Hof befand sich eine ungewöhnlich große Anzahl von Soldaten, die anscheinend alle auf jemandes Ankunft warteten. Er hatte nicht gehört, daß heute ein wichtiger Gast erwartet würde, und war überrascht über die Menge der Wachen.
    Ein Soldat sah ihn und schrie: »Achtung!« Die übrigen stellten sich rasch in zwei parallelen Reihen auf, etwa eine Mannshöhe voneinander entfernt. Alejandro war ziemlich beeindruckt von der Schnelligkeit, mit der diese Truppe in perfekter Ordnung antreten konnte; nur einmal hatte er sie als einheitliche Streitmacht erlebt, als der bemitleidenswerte Gegner ihr armer Kamerad Matthews gewesen war.
    Er hielt die Pferde an und blieb stehen, um zu sehen, was nun passierte, nachdem die Leute so feierlich Aufstellung genommen hatten. Wer mag bloß dieser wichtige Besucher sein? dachte er.
    Und dann sah er, daß die ganze Versammlung nur ihn anschaute. Sir John Chandos, Alejandros früherer Mitkerkermeister, stand am Ende der Reihe und winkte ihn durch.
    Während Alejandro zwischen den beiden Reihen strammstehender Soldaten hindurchritt, zogen alle Männer die Schwerter, hoben sie an und kreuzten die Spitzen, so daß ein Tunnel von Schwertern entstand, den Alejandro langsam passierte. Verblüfft und verlegen schaute er die Männer an, die ihn mit einem solchen Salut ehrten. Als er das Ende der Reihen erreicht hatte, wo Sir John wartete, brachen die Soldaten ihr Schweigen und begannen zu pfeifen und zu jubeln; der Ritter selbst verneigte sich tief vor Alejandro.
    »Im Namen der Männer, die unter mir dienen, danke ich Euch dafür, daß Ihr uns das Leben gerettet und uns Gelegenheit gegeben habt, unserem König erneut in Frankreich zu dienen. Gott mit Euch, Doktor; möge die Vorsehung Euch leiten.«
    Er hatte solchen Jubel nie erlebt. Er winkte den Soldaten zu, und diese stießen laute Hochrufe aus. Dann lenkte er seine Pferde durch das Tor und wandte sich nach Norden. Er war noch in Hörweite, als die Zugbrücke ächzend hochging und seinen Aufenthalt in Windsor Castle zu einem Abschluß brachte.
    Während er auf der Stepney Road nach Norden ritt, müde, staubig und erschöpft von der anstrengenden Reise, begann Alejandro sich zu fragen, ob seine Güter womöglich so weit entfernt waren, daß sie eine Art Verbannung darstellten. Er dachte daran, für die Nacht haltzumachen, als er endlich die Gruppe von Landmarken erkannte, die Sir John ihm in seinen Anweisungen beschrieben hatte. Nun wußte er, daß es nicht mehr weit war und beschloß, die Reise schnell zu beenden.
    Er wäre beinahe an seinem »Gut« vorbeigeritten, denn die Straße war nach monatelanger Vernachlässigung beinahe zugewachsen. Das galt auch für den Hof; es gab reichlich Gras, das die Pferde weiden konnten. Hier werde ich leben, dachte er, als er langsam das Tor öffnete; dies ist mein Zuhause. Das Tor quietschte an rostigen Angeln, und er trat vorsichtig ein. Aus der modrigen Dunkelheit heraus schwirrte eine Fledermaus an ihm vorbei; rasch bückte er sich und blieb nervös ein Weilchen geduckt in der Hoffnung, weiteren Kontakt mit den üblen kleinen Geschöpfen zu vermeiden. Lieber Gott, du hast mich heil durch viele Pestmonate geleitet; bitte, laß nicht zu, daß mich jetzt

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