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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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verzehrt wurde , sah ich Dutzende von Ratten fliehen. Die Anwesenheit dieses Ungeziefers habe ich fast überall bemerkt , wo die Pest sich zeigte , und ich muß daraus schließen , daß sie möglicherweise die Krankheit auf ihre Opfer übertragen. Sicherlich ist die Pest auf diese Weise nach England gekommen ; ich kann mir nicht vorstellen , daß es in den Lagerräumen der Schiffe , die regelmäßig aus Frankreich kommen, an Ratten fehlt. Ihr müßt deshalb unverzüglich Maßnahmen ergreifen , um Eure Schlösser und Eure Flotte von Ratten zu befreien .
    Von einer weisen alten Frau, einer höchst verehrungswürdigen Heilerin , habe ich außerdem gelernt , daß ein Pulver , welches aus den Überresten der Opfer gewonnen wurde, die Macht des Geistes des Dahingeschiedenen auf ein noch lebendes Opfer überträgt, wenn man diesem davon eingibt, und es so unter Umständen am Leben erhält! Ich bitte untertänig um Eure Erlaubnis , den Leichnam eines Menschen zu exhumieren, der der Pest erlegen ist, damit wir ein Mittel erlangen , die neu Erkrankten am Leben zu erhalten .
    Betet zu Gott, daß dieses Geschehen nur ein letztes Aufbäumen der Pest ist , die ebenso ungern sterben will wie ihre unglücklichen Opfer. Es wäre mir eine Ehre , Eurer Familie erneut zu dienen , falls das nötig werden sollte. Möge es dem Allmächtigen gefallen, eine solche Notwendigkeit nicht entstehen zu lassen, und möge die Ausrottung der Nagetiere dieser Seuche ein Ende machen .
    Mit großer Erwartung sehe ich Eurer Antwort entgegen .
     
    Euer untertänigster Diener
    Alejandro Hernandez
     
    Er schickte den Brief noch am gleichen Tag durch einen Boten ab. Während der nächsten paar Tage hörte er sich in der Umgebung um, ob irgend jemand vom Wiederauftauchen der Pest in der Gegend erfahren habe. Das war nicht der Fall, obwohl er genügend Patienten mit anderen Beschwerden hatte. Dennoch war er nicht ganz beruhigt.
    Nun , vielleicht liegt es einfach in meiner Natur , Unheil zu erwarten , wo andere das Licht der Hoffnung sehen, dachte er. Dennoch wäre es ein Trost, sich einmal wirklich sicher zu fühlen , und ich wünschte , diese Vorahnung würde mich in Ruhe lassen .
    »Verdammte Seuche!« schrie der König. »Werden ihre Zerstörungen denn ewig anhalten? Ich kann nicht durch die Straßen meiner eigenen Stadt gehen, ohne über den Leichnam irgendeiner armen Seele zu stolpern und den faulen Gestank zu atmen! Schickt sofort nach dem Oberbürgermeister! Ich will eine Erklärung für diesen grauenhaften Zustand.«
    Seine fröhliche Stimmung bei der Rückkehr nach London war sofort vergangen, als er die Stadt inspizierte und sah, wie es dort wirklich zuging. Verweste Leichen vom herbstlichen Angriff der Pest lagen an vielen Stellen der Stadt noch immer unbestattet in den Rinnsteinen, und die Themse war eine einzige schlammige Masse aus Abfall, Fäkalien und Leichen, die wenig Raum für Wasser ließen. Obwohl nichts König Edward mehr beglückte, als sein schönes Reich zu regieren, waren die Probleme, vor denen er jetzt stand, viel zu zahlreich, um sie sofort in Angriff zu nehmen. Als ein atemloser Bote ihm Alejandros Brief überbrachte, war Seine Majestät daher alles andere als erfreut.
    » Ratten!« brüllte er. »Ich soll die Paläste von Ratten befreien? Eine unmögliche Aufgabe! Es wäre einfacher, all meine Schlösser von Steinen zu befreien. Habt Ihr jemals solchen Unsinn gehört, Gaddesdon?«
    Sein üblicher Leibarzt, der sich in London wieder zu ihm gesellt hatte, nachdem er mit seinen jüngeren königlichen Kindern ein Jahr lang nach Eltham Palace verbannt gewesen war, spottete über die Gefahr und versuchte, die Bedrohung herunterzuspielen. »Wir können diesem Spanier nicht erlauben, das Königreich von neuem in Panik zu versetzen! Seit dem Frostmond habe ich keinen einzigen neuen Pestfall gesehen; ich glaube, daß er sich voreilig und allzu überzeugt äußert. Ich glaube fest daran, daß wir nichts zu fürchten haben. Ich kann Euch versichern, daß wir beruhigt mit den Plänen für die Einsetzung des Erzbischofs vor der Sonnenwende fortfahren können. Erlaubt diesem Ausländer nicht, Euch von Euren Vorhaben abzubringen.«
    Aber der König war unsicher; er war ein schlauer Mann, gewohnt, ein Risiko gegen ein anderes abzuwägen. Er dachte weiter über den Inhalt von Alejandros Brief nach. »Master Gaddesdon«, sagte er, »vielleicht sind wir zu hastig in unserem Urteil. Erinnert Euch bitte daran, daß der gute Doktor Hernandez, wenn er

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