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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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er, dachte der alte Mann; er hat sich angestrengt, genau wie ich. Am besten lasse ich ihn ausruhen. Er kehrte zu seinen Aufgaben zurück.
    Um eine leere Walnußschale war ein weißes Band gebunden; er hatte es selbst erst am Vortag verknotet. Jetzt fummelten seine steifen Finger unbeholfen an dem kleinen Knoten herum, und er fragte sich, wie er ihn so fest hatte anziehen können. Doch nach einigem Ziehen und Zerren löste er sich; der Mann hielt die Nußschale dicht über Carolines Brust, teilte die beiden Hälften und legte sie auf die Bettdecke. Eine kleine schwarze Spinne krabbelte heraus und machte sich eilig davon.
    Sarin sah zu, wie das Tier unter den Bettdecken verschwand, und dachte daran, wieviel schwerer es gewesen war, es in die Nußschale zu praktizieren.
    Er war ungeheuer erleichtert gewesen, als er die beiden Hälften sicher um die Spinne hatte schließen können. »Das war ein lebhaftes kleines Ding, was, Kumpel?« sagte Sarin zu dem Hund.
    Er erwartete ein zustimmendes Jaulen, aber alles blieb still. Wieder schaute er sich im Zimmer um und hoffte, das Tier zu sehen. Schläft noch immer, dachte er. Wirklich ein sehr langer Schlaf.
    Zweiter Schritt vollbracht , dachte er. Er legte die leere Nußschale zusammen mit dem Band wieder in die Schachtel. Nur für den Fall, daß sie noch einmal gebraucht wird ... Er flüsterte ein kurzes Gebet, dies möge nicht der Fall sein. Lieber Gott, laß sie nicht gebraucht werden , laß es hier zu Ende sein .
    Er brach ein paar Krumen von einer Brotkruste ab, die so trocken war, daß sie bei seiner Berührung beinahe zerfiel. »Drei Krumen von einem Brotlaib, der am letzten Karfreitag gebacken wurde ...«, sagte er und drückte die Brotkrumen an Carolines Lippen. Es spielte keine Rolle, ob sie sie schluckte, das wußte er; es reichte, sie ihr darzubieten. Dritter Schritt vollendet ...
    Und nun der vierte. Er nahm einen kleinen Kupferring und steckte ihn an einen ihrer Finger. Ein Ring aus von Aussätzigen erbettelten Pennies ...
    Was wohl die andere fernhielt? Hatte sie seine Botschaft nicht erhalten? Er stand von dem Stuhl auf und ging in den Wohnraum der Hütte. Nachdem er den Vorhang von dem kleinen Fenster gezogen hatte, schaute er nach draußen in das Dunkel der Nacht und fragte sich, wann endlich die Scheinwerfer um die Ecke kommen und langsam in seine Einfahrt einbiegen würde.
    »Ich kann es selbst tun, weißt du?« sagte er laut und fast trotzig. »Schließlich habe ich richtig geübt ... nicht wahr, Kumpel?«
    In der Hütte blieb es still. Er rief laut nach dem Hund, aber das Tier erschien nicht. Er ging zur Tür und öffnete sie, weil er dachte, er hätte den Hund vielleicht draußen gelassen; das war denkbar angesichts seiner Eile, aber er konnte sich einfach nicht erinnern. Er pfiff in die stille Nacht und wartete. Endlich schloß er die Tür wieder, verwirrt und besorgt. Er ging zu der Stelle, wo der Hund gewöhnlich lag, einer alten, abgenutzten Decke, die das Tier mit den Zähnen stets anders anordnete, ehe es sich niederließ. Jeden Abend pflegte es sich rituell dreimal über der zerknitterten Decke zu drehen und mit dem Schwanz zu wedeln, ehe es sich lächelnd niederließ und den Kopf auf die Vorderpfoten legte. Doch die Decke war leer bis auf ein paar einzelne Hundehaare und dem leichten Hundegeruch, den sie vor allem an feuchten Tagen verströmte. Sarin sah sich rasch im restlichen Raum um, fand aber keine Spur von dem Tier.
    »Du mußt doch hier drin sein«, sagte er laut. Und obwohl es in der kleinen Hütte schwer war, irgend etwas zu verstecken, fing Sarin an, Dinge zu verschieben und vom Boden aufzuheben und seinen Hund zu suchen. Das fiel ihm schwer, und er war nicht an diese Arbeit gewöhnt. Nach wenigen Minuten war er sehr müde. Verzweifelt ging er ins Schlafzimmer zurück; er konnte die Pflege der jungen Frau nicht zu lange aufschieben.
    Unter dem Bett schaute das Schwanzende des Hundes heraus.
    »Da bist du ja!« sagte Sarin erleichtert. »Was hat dich denn so erschreckt, alter Freund? Komm jetzt heraus.«
    Der Hund rührte sich nicht. Sarin pfiff leise, ein Signal, von dem er wußte, daß es den Hund auch aus dem allertiefsten Schlaf weckte. Er wartete darauf, den Kopf mit den gespitzten Ohren auftauchen zu sehen, doch das Tier bewegte sich nicht.
    Der alte Mann kniete sich auf den Boden und schob die Hand unter das Bett, um sie dem Hund auf den Rücken zu legen. Er sollte sich heben und senken ... warum hebt und senkt sein Rücken sich

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