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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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zurück. Dort nahm die Nurse die Sache in die Hand und bat ihn, Adeles schlaffen Körper vorsichtig auf das Bett zu legen. Als er es getan hatte, forderte sie ihn kühn auf, sich sofort zu entfernen.
    »Geht nun; dies ist kein Ort für einen Mann, oder wollt Ihr unter meiner Obhut mehr über den Fluch der Frauen lernen?«
    Der gute Sir John, mit der Intimität von Frauen nicht vertraut, entfernte sich nur zu gern. Kaum war er fort, begann die Nurse das Mieder von Ade- les Kleid zu öffnen und rief Isabella zu Hilfe.
    Erschrocken fingerte die Prinzessin an den Spitzen herum, aber ihre ungeschickten Finger waren nicht zu viel nütze. »Was hat sie denn?« fragte sie die Nurse.
    Die Nurse sagte nichts und wich Isabellas Blick aus.
    »Sprecht, Frau!« befahl Isabella.
    Als die Nurse noch immer schwieg, entband Adele, die wieder zu sich gekommen war, sie von ihrem Versprechen, ihr Geheimnis der Lady, der sie diente, vorzuenthalten. »Ich werde es selbst erklären«, sagte sie schwach. »Meine Krankheit ist die der meisten schwangeren Frauen. Ich trage Alejandros Kind.«
    Isabella ahmte Adeles übliche Geste nach, indem sie sich bekreuzigte. Schockiert über Adeles Geständnis, verließ die Prinzessin deren Bett und überließ es der Nurse, sich um ihre Bedürfnisse zu kümmern. Sie ging im Raum umher wie eine zornige Wildkatze; sie war verwirrt und wollte ihre Lage unbedingt unter Kontrolle behalten. Zuerst empfand sie Wut darüber, daß ihre liebste Freundin einen so hinterhältigen Verrat begangen hatte; dann Eifersucht auf die Nähe, die Adele mit dem Vater ihres Kindes teilte, während sie selbst, eine königliche Prinzessin, kein Glück in der Liebe hatte!
    Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, kehrte sie zu dem Bett zurück, wo Adele mit einem feuchten Tuch auf der Stirn lag. »Oh, Adele, ich dachte, Ihr liebtet mich; von allen, die mich umgeben, hielt ich Euch für die letzte, die mich im Stich lassen würde.«
    Adele versuchte sich aufzusetzen, schaffte es aber nur, sich auf die Ellbogen zu stützen. »Isabella, wie könnt Ihr an mir zweifeln? Ich war an Eurer Seite, seit wir beide kleine Mädchen waren!«
    »Aber Ihr habt zugelassen, daß Eure Liebe zu mir durch die Liebe dieses gottlosen Spaniers besudelt wurde. Zuerst erliegt mein Vater seinem beengenden Einfluß, und dann stiehlt mir dieser üble Schurke auch noch Eure kostbare Zuneigung und Loyalität!«
    »Ihr urteilt zu hart über ihn! Und ich habe ihm meine Liebe bereitwillig gegeben.«
    Isabella nahm Adeles Hand in ihre. »Er steht unter Euch. Er verdient Euch nicht. Ihr seid aus edelster Familie, und er ist ein gewöhnlicher Spanier.«
    Adele, die allmählich zornig wurde, verteidigte Alejandro. »Euch blendet das Mißfallen an den Einschränkungen, die er uns auferlegt hat, denselben Einschränkungen, die uns das Leben gerettet haben. Ihr könnt nicht über Euren Ärger hinwegsehen! Und wenn Ihr ihn so gut kennen würdet wie ich, würdet Ihr ihn alles andere als gewöhnlich finden.«
    »Ihr kennt ihn zweifellos sehr gut«, sagte Isabella, »wenn man Euren Zustand bedenkt.« Dann wandte sie sich ab und lief ärgerlich fort; sie ließ Adele bestürzt über ihre boshaften Bemerkungen und allein in ihrem Elend zurück.
    Wie konnte das passieren, und ausgerechnet zum schlimmstmöglichen Zeitpunkt? fragte sich Isabella. Sie wußte, daß eine Frau mit einer solchen Last im Leib eine ernste Gefahr für den Rest der Reisegesellschaft darstellte, weil eine so anfällige Mitreisende das erforderliche schnelle Tempo der Reise erheblich verzögern konnte. Und welcher Monarch würde eine unverheiratete Dame, deren schwellender Leib ihre Sündhaftigkeit bewies, an einen fremden Hof schicken? König Edward nicht, da war Isabella sicher.
    Was tun? Oh, heilige Jungfrau, wie soll ich mich verhalten?
    Ihre in sich selbst versunkene Melancholie wurde unterbrochen, als Kate sie leicht am Ärmel zupfte. Unwirsch fuhr Isabella das Kind an: »Ach, Ihr! Was wollt Ihr schon wieder?«
    »Bitte, Schwester, was fehlt der Lady?«
    »Sie leidet unter dem Fluch, eine Frau zu sein, den Ihr selbst bald genug kennenlernen werdet; dann wird vielleicht Eure kindliche Art, jedermann lästig zu fallen, endlich aufhören! Und nun geht und stört mich heute nicht mehr!«
    Kate war zwar an Isabellas Unfreundlichkeiten gewöhnt, aber diesmal fühlte sie sich durch ihre Worte doch beleidigt. Sie hatte mehr als sonst das Gefühl, nicht willkommen zu sein, knickste kurz und rannte aus dem Zimmer,

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