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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Vaters Idee, mich mit Euch zu schicken. Ihm bringt das keinen Nutzen. Es muß Euer Einfall gewesen sein.«
    Isabellas Lächeln verging. »Wir werden mit meinem Vater ein andermal darüber reden, liebe Freundin, denn heute abend werden wir feiern.«
    »Und warum sollte ich feiern?« sagte Adele bitter. »Welche wunderbaren Dinge werden uns zustoßen, die wir feiern müßten? Ihr werdet mit einem Mann verlobt, den Ihr nicht liebt , und ich werde auf Euren Wunsch gegen meinen Willen von dem Mann getrennt, den ich liebe . Ist das ein Grund zu feiern?«
    »Adele«, sagte Isabella, »wir werden ein andermal über diese Angelegenheit sprechen.«
    Adele, die sich jetzt in Zorn geredet hatte, sagte: »Es wird kein anderes Mal geben, denn ich werde Euren Dienst auf der Stelle verlassen.«
    Isabella versteifte sich und sagte: »Ich verbiete es. Mein Vater wird es verbieten.«
    »Ihr und Euer Vater sollt verdammt sein.«
    Isabella streckte die Hand aus und schlug Adele voll ins Gesicht. Als Adele danach dastand, die Hand an der Wange, Tränen in den Augen, lächelte Isabella und sagte: »Lady Throxwood, ich warte noch immer auf Eure Meinung über mein Kleid.«
    Sie sah Adele direkt in die Augen und fragte: »Bin ich kein schöner Anblick?«
    Adele erwiderte den Blick, beherrschte ihre Wut und starrte Isabella ebenso bösartig an. »Wahrhaftig, Prinzessin, Ihr seid ganz unbeschreiblich.«
    Mit großer Befriedigung bemerkte sie den schockierten Ausdruck auf Isabellas Gesicht, als dieser der wahre Sinn der klug formulierten Antwort klar wurde. Adele lachte bitter, gab ihrem inneren Aufruhr nach und erbrach sich über Isabellas zierliche, silberbeschuhte Füße.
    Als er die Zugbrücke zum Schloß von Canterbury überquerte, sah Alejandro Arbeiter, die damit beschäftigt waren, auf einem nahen Feld Zuschauertribünen zu errichten; er wußte daher, daß bald tapfere Ritter ihre Geschicklichkeit zur Schau stellen würden. Adele hatte ihm das in einer ihrer letzten gemeinsamen Nächte erzählt und versucht, ihn auf die Rechte und Pflichten des Rittertums vorzubereiten.
    Er sprach bei dem Wachmann vor und wurde zum Hauptmann der Garde geleitet; es hieß, dieser könne ihm sagen, wo sich der König aufhalte. Alejandro trug nur seine Satteltasche bei sich und ließ sein Pferd locker angebunden bei den Wachen zurück; dem Stallburschen sagte er, er solle das Pferd erst in den Stall führen, wenn er ihm die Anweisung dazu übersende.
    »Er ist zum Manöver mit einem Teil seiner Truppen ausgeritten, fürchte ich«, sagte der Hauptmann. »Vor morgen wird es keine Audienzen geben.«
    »Gibt es keinen Minister, den ich aufsuchen könnte? Ich bringe Nachricht vom Wiederaufleben der Pest auf dem Lande.«
    Der Mann ließ vor Überraschung das Kinn fallen. »Gott im Himmel!« rief er. »Wahrhaftig, das duldet keinen Aufschub. Ihr müßt mit Master Gaddesdon sprechen! Er ist der Leibarzt der ganzen königlichen Familie und gerade mit den jüngeren Kindern aus Eltham zurückgekehrt. Er wird wissen, was zu tun ist.«
    Alejandro fand den ihm noch unbekannten Kollegen schließlich im Vorraum zu den Gemächern des Königs, stellte sich sofort vor und sagte, er habe ein dringendes Anliegen.
    »Ach ja, Master Hernandez! Der König spricht großzügig von Euren medizinischen Fähigkeiten. Es ist mir eine Ehre, Eure Bekanntschaft zu machen.«
    »Aber nein, werter Herr«, sagte Alejandro, der sich an die Manieren der Engländer erinnerte. »Ich bin derjenige, der sich geehrt fühlt, Euch kennenzulernen.«
    Alejandro beeilte sich, einen detaillierten Bericht von den Ereignissen zu geben, die ihn zu der Überzeugung gebracht hatten, daß die Pest in entlegenen Landstrichen wiederaufgeflammt war, und erklärte seine Theorie, wie neue Opfer möglicherweise geheilt werden könnten. »Ich habe Seiner Majestät in meinen Briefen all das geschrieben. Gewiß hat er sie Euch gezeigt.«
    »Das hat er«, sagte Gaddesdon, »aber bitte, erklärt Euch genauer.« Er tat so, als höre er aufmerksam zu, nickte an den Stellen, an denen es angebracht schien, und gab sich höchst interessiert.
    Alejandro schloß endlich: »Ich habe guten Grund zu der Annahme, daß diese Fälle der Beginn einer weit verbreiteten Rückkehr dieser Seuche sind, denn sie fängt so an, wie es in. Europa der Fall war, schreitet jeden Tag um ein paar Meilen fort, bis man ihre Auswirkungen sogar an der Küste spürt. Es gibt keinen Anlaß, etwas anderes anzunehmen.«
    Gaddesdon schwieg einen Moment.

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