Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel
»Master Hernandez«, begann er dann, den Titel benutzend, der sie einander gleichstellte, wenn auch Alejandro weit besser ausgebildet war, »wir sind hier der Meinung, daß die vereinzelten Fälle, von denen Ihr berichtet, nicht bedrohlich genug sind, um die Bürgerschaft zu alarmieren. König Edward wünscht, daß die Dinge so bald wie möglich wieder normal werden, denn in diesem Jahr werden seine Einkünfte aufgrund der Geschehnisse im letzten Jahr recht ärmlich sein. Wir führen einen Krieg, und Ihr wißt sicher, daß das eine teure Angelegenheit ist. Ich fürchte, man kann nichts tun, solange nicht viel bedeutendere Beweise vorliegen.«
»Ist das Aussterben eines ganzen Klosters nicht genug? Und was ist mit der Familie, die vorher umkam? Reicht das nicht als Beweis?«
Gaddesdon sagte: »Wie könnt Ihr wirklich sicher sein, daß die Leute in jenem Kloster nicht letzten Herbst gestorben sind und nur noch nicht bestattet wurden?«
»Der Geruch war der von frischen Leichen, nicht von alten.«
»Der Tod riecht immer schlecht, und in einem warmen Gebäude, so wage ich zu behaupten, könnte auch der schärfste Geruchssinn keine solche Unterscheidung treffen.«
»Und was ist mit dem Heilmittel? Wird der König mir bei dieser Entdeckung beistehen?«
»Seine Majestät ist der Ansicht, daß es ein großes Sakrileg wäre, denen, die bereits gestorben sind, noch weiteren Schaden zuzufügen. Ich habe ihm mitgeteilt, daß ich kein derartiges Heilmittel für irgendeine andere Krankheit kenne und daß ich den Nutzen Eurer Behandlung bezweifle. Aber er hat sich bereit erklärt, darüber nachzudenken, und ich glaube, das hat er Euch bereits wissen lassen. Ihr müßt Geduld haben und warten, wann es ihm gefällt, Euch zu antworten.«
Da wurde Alejandro klar, wie unwillkommen er war, und er dachte: Dieser Mann glaubt, daß ich seine Stellung beim König usurpiere! Und weil er so kleinlich ist, werden viele zu Tode kommen. Wütend über Gaddesdons Weigerung, seine Theorie zu unterstützen, sagte er: »Ich werde das bei seiner Rückkehr mit dem König persönlich besprechen.«
»Das steht Euch natürlich frei«, sagte Gaddes- don, »aber Ihr werdet feststellen, daß er heute abend sehr beschäftigt ist und kaum geneigt sein wird, sich Eure Geschichten anzuhören. Morgen wird er von der Ernennung vieler neuer Ritter in Anspruch genommen sein, unter denen auch Ihr seid, wie man mir sagte. Natürlich gratuliere ich Euch und zweifle nicht daran, daß Ihr die Ehre verdient. Aber was die andere Angelegenheit betrifft, bringt uns weitere Beweise, dann wird der König Euch sein Ohr leihen.«
Alejandro wußte nicht, was er tun sollte. Er würde Adele suchen müssen, und mit ihrer üblichen Weisheit würde sie ihm einen Rat geben.
26
Janie packte Sarin an den Schultern und schüttelte ihn. »Was meinen Sie damit, daß Caroline nicht tot ist?« Ihre Augen waren ungläubig aufgerissen.
Sarin wich zurück, erschrocken über ihren plötzlich explodierenden Ärger. Er war verwirrt; er war sicher gewesen, daß sie das, was er ihr zu sagen hatte, freuen würde. Er wiederholte sich in der Hoffnung, daß sie nicht so heftig reagieren würde. »Sie ist nicht tot.« Seine eigene Stimme klang weit entfernt, als sei er anderswo. »Da ist etwas, das ich tun sollte, aber ich kann mich nicht erinnern. Ich bin so müde ...«
Doch Janie war schon an Carolines Bett und preßte ihren Kopf auf Carolines Brust.
»Ich höre ihr Herz schlagen!« Janie nahm Carolines fast schwarze Hand in ihre und suchte am Handgelenk nach einem Puls. Er war schwach, aber vorhanden, und schlug mit einer Entschlossenheit, die Janie einem von der Krankheit so mitgenommenen Körper nicht zugetraut hätte.
»Mr. Sarin«, rief Janie, »ich brauche ein paar Sachen. Einige Handtücher, einen Topf mit heißem Wasser, starke Seife und eine scharfe Schere .« Bevor sie ihre Liste beendet hatte, unterbrach er sie. »Das hilft nichts.«
Sie hielt inne. »Was meinen Sie damit? Ich bin Ärztin, ich weiß, wovon ich rede .«
Er sah sie direkt an; Janie merkte, daß er allmählich aus seiner Benommenheit aufwachte. Sie war erstaunt, wie scharf sie seinen stechenden Blick empfand.
»Sie können nichts tun, um sie zu retten. Das sollte meine Aufgabe sein, und ich wollte es gerade tun, als mein Hund starb . « Er schaute auf das Tier in seinen Armen, und neue Tränen traten ihm in die Augen.
»Ich verstehe nicht ...«, sagte Janie.
Sarin legte den Körper des Hundes auf den
Weitere Kostenlose Bücher