Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel
Liebe zu Euch, einer Liebe, die für sie zu einer Tragödie geführt hat! Wo ist ihre Loyalität mir und meiner Familie gegenüber? Kann sie auch nur entfernt jemals der Loyalität gleichkommen, die ich für sie hege?«
Ihr pathetisches Gerede war für Alejandro nur ein Hintergrundgeräusch, eine ärgerliche Ablenkung; zu sehr war er damit beschäftigt, Adele zu untersuchen, um Isabella irgendwelche Beachtung zu schenken. Erst als er die Worte »wollüstiger Mißbrauch« und »Empfindlichkeit ihres Zustands« hörte, achtete er genauer darauf, was hinter ihm gesagt wurde. Abrupt drehte er sich um und unterbrach Isabella.
»Was habt Ihr über ihren Zustand gesagt?«
»Ihr scherzt wohl, Monsieur. Ihr seid doch der Arzt! Adele ist schwanger. Sie behauptet, es sei Euer Kind.«
Alejandro stand auf und sah Isabella an. »Sie ist schwanger ?«
»Ja«, warf die Nurse ein, die den Arzt nervös beobachtete, denn sein Zorn war nur zu offensichtlich. »Ich habe es selbst festgestellt.« Sie nahm seine Hand und führte ihn langsam von Isabella fort, fort von der Möglichkeit eines Ausbruchs, und legte sie fest auf Adeles Leib. »Seht, wie weich ihr Leib ist. Sie wird im ersten Frostmonat gebären.«
Alejandro betrachtete sie traurig; sein Gesicht war ein Inbild des Kummers. »Gute Nurse, ich zweifle nicht an der Wahrheit Eurer Worte, aber ich fürchte, die Lady hat ein näherliegendes Problem.«
Sanft hob er Adeles Kinn und wies auf einen kleinen, aber deutlich sichtbaren dunklen Fleck. Kate, die sich während der ganzen Szene hinter einem Stuhl versteckt hatte, eilte nun hervor und stürzte sich auf Alejandro, der fast nicht schnell genug die Arme öffnen konnte, um sie aufzufangen.
»Oh, Doktor«, jammerte sie. »Bitte, heilt sie! Heilt sie, wie Ihr mich geheilt habt!«
Isabella und die Nurse starrten ihn beide an, entsetzt über das Geständnis, mit dem Kate herausgeplatzt war, und suchten nach einer Erklärung. Isabella sagte: »Sie heilen ?« Rasch wandte sie sich an Kate und fragte: »Ist das wahr? Wart Ihr krank, und wurde die Ansteckung aus Eurem Körper vertrieben?«
Alejandro stand da und wußte nicht, was er gefahrlos sagen konnte. Isabella war bereits schrecklich erregt, und er vertraute nicht darauf, daß sie der Stimme der Vernunft lauschen würde.
Doch Kate wartete nicht, bis er antwortete, sondern rief aufgeregt: »Ja! Ja! Es ist wahr! Vierzehn Tage lang lag ich krank, und sie gaben mir eine scheußlich schmeckende Medizin, und Ihr seht ja selbst, daß ich wieder gesund bin.«
Isabella sah Alejandro an. »Sie? Wer waren >sie«
Er ließ den Kopf hängen und antwortete leise: »Es waren Adele und ich, auf unserer Reise zu Kates Mutter. Das Kind wurde auf dieser Reise krank. Während wir im Haus ihrer Mutter waren, erfuhren wir von einem Mittel, die Pest zu heilen, und suchten danach. Mit diesem Mittel konnten wir ihr Leben retten. Deshalb hat sich unsere Rückkehr verzögert.«
»Adele wußte davon, und sie hat mir nichts gesagt!« Isabella betrachtete ihre Gefährtin, ihre Kindheitsfreundin, die hilflos auf dem Bett lag und ein Schluchzen unterdrückte. Mit Tränen in den Augen wandte sie sich an Alejandro und sagte: »Entsprach das Euren Anweisungen?«
»Wir vereinbarten miteinander, daß es am besten sei zu schweigen. Wir fürchteten um die Sicherheit des Kindes.«
Tiefer Schmerz zeichnete sich auf Isabellas Gesicht ab. »Oh, was für eine grausame Falschheit!« sagte sie bitter. Sie sah Alejandro an, und ihr schönes Gesicht war nun fast so bleich wie Adeles. »Ihr wart weise, das zu verheimlichen, denn hätte mein Vater von ihrer Krankheit gewußt, hätte sie nicht zurückkehren dürfen. Und nun, fürchte ich, muß ich mit ihm darüber sprechen, was zu tun ist.« Sie sah das Kind an und sagte streng: »Ihr werdet diesen Raum nicht verlassen, bis die Angelegenheit geregelt ist.«
Die Nurse, die sprachlos vor Schreck über das war, was sie soeben gehört hatte, fand endlich ihre Stimme wieder. »Könnt Ihr nun Lady Adele heilen?«
»Gott allein, gute Frau, weiß, ob ich nicht schon zu spät komme. Aber ich werde alles versuchen.« Er wandte sich wieder Adele zu und legte zärtlich seine Hand auf ihren Leib. »Aber ich fürchte, sie wird das Kind nicht behalten. Diese Krankheit tötet alles, was gut und heilig ist.«
Rasch sah er sich im Raum nach einer Flasche oder einem Gefäß um, um das kostbare Wasser aus der Quelle bei der Hütte darin zu tragen, und sah eine große Flasche mit
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