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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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antwortete nervös: »Entschuldigen Sie, Dr. Ransom, tut mir leid, daß ich Sie störe, aber Dr. Cummings hat gerade aus dem Labor angerufen. Er erwartet Sie ungeduldig.«
    Oh, Scheiße, dachte er, als er den Knopf drückte. »In Ordnung, ich gehe gleich. Aber tun Sie mir einen Gefallen. Rufen Sie ihn noch mal an und sagen Sie ihm, daß ich mich in einer Minute auf den Weg mache.«
    Er beendete den Abschnitt, den er gerade diktierte, und druckte ihn rasch aus. Er war nicht so wohlgeordnet, wie er gehofft hatte, aber er würde reichen müssen. Da er sich ein bißchen zerknittert fühlte, ging er in seinen Waschraum und überprüfte sein Aussehen. Zufrieden damit, daß er niemanden erschrecken würde, eilte er mit wehendem Laborkittel durch das Vorzimmer, den Aktenordner in der Hand, und stieß sich prompt an einem Stuhlbein den Fuß.
    »Scheißkerl«, murmelte er im stillen. Es würde kein leichter Tag werden.

5
     
    Für den Rest des Tages ritten sie in schnellem Tempo und versuchten, möglichst viel Entfernung zwischen sich und Alejandros Heimatstadt Cervere zu legen. Dabei hielten sie stets nach Quellwasser Ausschau. Alejandro gewöhnte sich rasch an den Rhythmus des Reitens und fühlte sich recht behaglich im Sattel; keiner, der ihn beobachtete, hätte ihm angesehen, daß er ein Anfänger war.
    Hernandez, der die Geschicklichkeit seines Schützlings bemerkte, sagte: »Ihr seid für den Sattel geboren, Jude; ich glaube, Ihr vergeudet Eure besten Gaben als medicus. Der Beruf kommt mir ohnehin wertlos vor, voller Täuschungen und Tricks; wenn ich mich von einem Bader operieren lasse, geht es mir hinterher unfehlbar schlechter als vorher.«
    »Dann müßt Ihr nicht den Bader aufsuchen, sondern einen Arzt, wenn Ihr Beschwerden habt, denn ein gut ausgebildeter Arzt besitzt ein Wissen, das kein Bader für sich in Anspruch nehmen kann.«
    »Einer wie Ihr?« fragte Hernandez. Alejandro stieß ein zynisches Brummen aus. »Ihr könnt versichert sein, ich bin gut ausgebildet, aber täglich verfluche ich meine Unwissenheit.«
    »Na, dann ist es doch klar. Wenn Eure gegenwärtige Arbeit Euch nicht befriedigt, müßt Ihr das Schwert nehmen. Dann werdet ihr zufriedener sein, da bin ich sicher.«
    Alejandro gefiel die Wendung nicht, die das Gespräch zu nehmen schien; er entfernte sich ein wenig von Hernandez, um weitere Wortwechsel zu erschweren. So ein Unsinn, dachte er bei sich, wie kann irgendeine Berufung edler sein als meine? Was habe ich nicht alles dafür geopfert ! Und warum belästigt dieser Nichtsnutz mich mit solchem Gefasel, wo ich doch viel gewichtigere Dinge zu bedenken habe?
    Doch Hernandez ließ sich nicht abschütteln. In den wenigen Stunden, die sie zusammen verbracht hatten, hatte Alejandro ihn als überaus spaßhaften Burschen kennengelernt, der gern redete. Als hätte er die Gedanken des jungen Arztes gelesen, trieb der Spanier sein Pferd näher heran und sagte: »Ihr werdet kein nobleres Handwerk finden als das des Soldaten, junger Mann; und Ihr seht aus wie einer, der es leicht erlernen könnte.«
    »Und Ihr würdet es mir natürlich gern beibringen, fürchte ich .«
    »Warum denn nicht? Welche Zeit wäre dafür besser geeignet als eine Reise, die durchaus gefährlich werden kann?«
    Wir haben keine Zeit, uns mit dem Erwerben von Fertigkeiten abzugeben, dachte Alejandro bei sich. Inzwischen ist der Mord am Bischof entdeckt worden, und ich werde noch mehr gejagt als zuvor. Er fragte sich, ob Hernandez einen Verdacht hatte; er hatte nichts gesagt und benahm sich nicht wie jemand, der einen Flüchtling begleitet, von dem er wußte, daß er der Mörder eines Bischofs war. Sie ritten zwar in schnellem Tempo, aber doch nicht so, als seien sie auf der Flucht; sie versteckten sich nicht, und Hernandez war zu allen freundlich, denen sie begegneten.
    »Lieber nicht«, sagte Alejandro schließlich auf Hernandez’ Angebot.
    »Ach, kommt, junger Mann, was kann das schon schaden?«
    Und trotz Alejandros offensichtlichem Widerstreben forderte Hernandez ihn heraus. »Wir fangen mit etwas Leichtem an. Ihr sollt derjenige sein, der einen Rastplatz für uns aussucht, wo es Wasser gibt.«
    Alejandro war zwar auf der Hut vor dem kleinen Spiel seines Begleiters und der Diskussion müde, aber Herausforderungen machten ihm Spaß. Wasser war außerdem kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, und er sagte: »Und wenn ich kein
    Wasser finde, was dann? Sind wir dann in Gefahr?«
    »Dann werde ich Euch meine Weisheit beweisen, indem

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