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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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umklammern musste, als er auf den offenen Hof ritt. Als er zu guter Letzt die Kraft aufbrachte, seinen Blick dem Haus zuzuwenden, stellte er mit beinahe beschämender Erleichterung fest, dass es einen verwahrlosten Eindruck machte, vielleicht sogar verlassen war. Obwohl es ihn schmerzte, das herrliche Anwesen in einem solch heruntergekommenen Zustand zu sehen, sprach er ein stilles Dankgebet zu Gott, dass dieser ihm heilige Ort nicht durch andere Bewohner entweiht worden war.
    Dann wendete er sein Pferd. Windsor wartete.
    Weitere vertraute Marksteine säumten seinen Weg: ein Haus, das er wiedererkannte, obwohl man mittlerweile daneben eine neue Scheune errichtet hatte; eine Hügelkuppe, hinter der er, wie er wusste, einen ersten Blick auf das Schloss werfen konnte. Er folgte der Straße bis zum höchsten Punkt der Kuppe und blieb dort stehen.
    Schon einmal hatte er von einem Pferderücken aus das zu seinen Füßen liegende Schloss betrachtet, nur dass er es damals in aller Offenheit hatte betreten dürfen. In der Ferne sah er die eine oder andere Schar von Gratulanten, alle auf dem Weg zu den Festlichkeiten, die an diesem Abend stattfinden sollten. Er band sein Pferd an einer versteckten Stelle an und machte sich an den Abstieg, verwundert darüber, wie es möglich war, mit solch steifen, zittrigen Beinen einen Schritt vor den anderen zu setzen. Aber die Antwort war ganz einfach: Diese Beine würden ihn zu Kate bringen.
    Nach dieser Nacht der Täuschungen, nach so vielen Jahren der Trennung wären sie wieder vereint, und sein Herz jubelte bei der Vorstellung, sie wieder an seiner Seite zu haben. In Chaucer und der alten Nurse hatte er zwar zwei Verbündete gefunden, aber davon abgesehen war er allein auf seinen Verstand und das scharfe Messer angewiesen, das sich an seine Wade schmiegte, in einem seiner mit Ruß geschwärzten Stiefel verborgen - die dank Sarahs Verkleidungskünsten wohl nie mehr ihren ursprünglichen Glanz zurückbekommen würden.

    Aber wenn er dafür seine Tochter zurückbekäme, würde das ohne Bedeutung sein.

    Hinter dem Opferstock, wiederholte er im Stillen. Nachdem Chaucer sich vergewissert hatte, dass niemand ihn beobachtete, steckte er die Einladung wie versprochen in den schmalen Spalt zwischen Opferstock und Mauer. Dann eilte er davon, in der Hoffnung, dass er nicht zu spät kommen würde. Er erreichte den Audienzsaal just in dem Augenblick, als alle an dem Handel Beteiligten sich dort versammelten. Vor der Tür strich er sein Gewand glatt und holte ein paarmal tief Luft. Beim Betreten des Saals hoffte er, dass man ihm die Unruhe, die sein Herz erfüllte, nicht ansähe. Der König begrüßte ihn überaus freundlich und stellte ihn seinen Gästen vor, deren Namen Chaucer auf der Stelle wieder vergaß - mit einer Ausnahme.
    Er bedachte Benoît mit einem kurzen hasserfüllten Blick, gerade lange genug, dass dieser seine Verachtung mitbekam. Dann wandte er sich wieder dem König zu, wie stets lächelnd zu Diensten. Schweren Herzens sah er zu, wie die Schriftstücke von allen Anwesenden unterzeichnet und mit ihrem Siegel versehen wurden. Man würde Abschriften davon anfertigen lassen und nach den Festlichkeiten austauschen - Chaucer hatte keinen Zweifel daran, dass diese Aufgabe ihm zufallen würde, da es sich um eine delikate Angelegenheit handelte. Er würde die bittere Pille noch viele Male schlucken müssen.
    Er reichte dem König den vervollständigten Vertrag und machte eine tiefe Verbeugung. »Mit Eurer Erlaubnis, Euer Majestät, werde ich mich nun zurückziehen, um mein Kostüm anzulegen.«
    »Zur elften Stunde, was, Chaucer? Wohlan, Ihr könnt gehen.«
    So würdevoll wie möglich verließ er den Audienzsaal, während man drinnen die Gläser hob, um auf die zukünftigen Erfolge anzustoßen. Sobald er außer Hörweite war, fing er an zu
laufen und rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, zu Kates Gemächern.
    Er fand sie auf ihrem Balkon vor, von wo aus sie das Eintreffen der Gäste beobachtete. »Endlich!«, rief sie, als er zu ihr trat.
    »Ich bitte um Verzeihung, aber meine Verspätung war nicht zu verhindern - die Frage der Mitgift war nicht endgültig geklärt! Sie standen beinahe eine Stunde über mich gebeugt und stellten wechselseitig ihre Forderungen.«
    »Was ist mit Père ? War er dort? Spracht Ihr mit ihm?«
    »Ja, er war dort, und ich sprach mit ihm.«
    Sie packte ihn atemlos an seinem Rock. »So berichtet doch …«
    »Er ist wohlauf, seid unbesorgt, und so entschlossen

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