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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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er.
    »Père.«
    Sie standen still beisammen.
    »Ihr seid da, endlich«, sagte sie schließlich.
    »Ja«, flüsterte Alejandro. »Und du auch.« Das Atmen fiel ihm schwer. »Lass mich dich in die Arme nehmen und …«
    »Nein«, sagte sie rasch, »das dürfen wir auf keinen Fall. Meine Wächter sind in der Nähe - in diesem Moment ruhen ihre Augen auf uns.«
    So standen sie weiter still da, ein schwarzer Teufel und eine Äbtissin in Weiß, und hielten einander bei den Händen, während Bären und Löwen und Narren und Bräute um sie herumtanzten. Glückseligkeit hielt sie wie in einer Glaskugel gefangen, und nichts drang durch deren in allen Regenbogenfarben schimmernde Oberfläche hindurch zu den beiden vor. Keiner von ihnen wagte es, sich zu bewegen, aus Angst, den anderen wieder zu verlieren. Endlich sagte Alejandro: »Wir müssen handeln, wie du es ersonnen hast. Sag mir, was du tun willst.«
    Kate nickte. »Seht nicht hin, zwanzig Schritte in Richtung des hinteren Saalendes stehen meine Wächter. Es sind zwei, und sie tragen keine Kostüme, sondern ihre gewöhnliche Kleidung. Große Kerle und nicht eben sanftmütig, wenn man sie reizt. Wir dürfen also nichts tun, was sie verärgert.« Sie warf einen
raschen Blick nach links und sah ihm dann wieder in die Augen. »Chaucer wartet an einer verborgenen Stelle. Sobald die Musik ertönt, die den Einzug des Königs verkündet, wird er sein weißes Gewand und die Maske anlegen und dort drüben beim Abtritt warten.« Sie deutete verstohlen darauf. »Wenn der Tanz beginnt, werde ich mich anschließen, und kurz darauf wird er durch die Menge kommen und mein Band nehmen, und ich werde auf der anderen Seite davonschlüpfen, sodass die Wächter es nicht genau sehen können. Wenn der König mit seinem Gefolge erscheint, werden meine Wächter für kurze Zeit zu ihren Kameraden treten. Gerade lange genug, damit Chaucer das weiße Gewand ablegen kann. Darunter trägt er ein zweites Kostüm, und er wird sich auf die andere Seite des Saals begeben. Die weißen Gewänder wird man auf dem Abtritt finden.«
    »Dann wirst du durch das Tor gehen …«
    »Nein. An der südlichen Mauer gibt es eine Treppe, die Hundert Stufen. Sie bedarf der Instandsetzung, niemand achtet darauf, solange auf den Hügeln keine Feinde stehen. Es ist kein leichter Abstieg, man muss steil nach unten klettern.«
    »Ich erinnere mich«, sagte er. »Sie hat ihre Tücken …«
    »Ich hatte genug Zeit, mir ihre Eigentümlichkeiten einzuprägen.« Sie sprach jetzt rascher. »Die fünfzehnte Stufe ist gebrochen; achtet darauf, mit Eurem Fuß nah an den rechten Rand zu treten. Und von der zweiundvierzigsten Stufe ist kaum noch etwas übrig. Versucht darüber hinwegzusteigen, oder Ihr werdet straucheln! Wenn Ihr unten angelangt seid, dann wendet Euch nach rechts und geht ein paar Schritte geradeaus. Dort gibt es an der äußeren Mauer eine niedrige Stelle, der Abstand zum Boden beträgt nur etwa zweimal unsere Körperlänge. Ich erwarte Euch auf dem Hügel, unter dem Apfelbaum. Erinnert Ihr Euch daran? Wir sahen über die Mauer, als ich ein Kind war; Ihr sagtet, wir könnten eine Schaukel dort aufhängen, wenn die Pest vorüber sei. Jeden Tag blickte ich voller Sehnsucht zu dem Baum hinüber. Er steht jetzt in voller Blüte, die
Blütenblätter fallen zu Boden wie Schnee. Ihr werdet ihn selbst in der Dunkelheit leicht finden. Dort treffen wir uns.«
    Eine Fanfare ertönte und ließ sie beide zusammenzucken.
    »Ich werde darauf achten, dass ich nur wenige Schritte hinter dir bin.«
    Sie nickte mit feuchten Augen. »Ich muss Euch jetzt verlassen, Père.«
    Er umklammerte ihre Hand noch fester. »Noch nicht!«
    »Bitte«, flehte sie leise, »Isabella und de Coucy werden sich nach dem Tanz als Brautleute zeigen. Danach wird man mich rufen, und der König wird verkünden, dass er mich als seine Tochter anerkennt. Ich muss das Schloss zuvor verlassen haben!«
    Er drückte ihre Hand ein letztes Mal. »Gib Acht auf dich, meine geliebte Tochter«, sagte er, und dann, voller Furcht, dass er sie nie wieder in die Arme schließen könnte, ließ er sie gehen.

    Eine Abordnung Soldaten drängte die Menge auseinander, als König und Königin eintraten. Der Anblick des Königs rief in Alejandro heftigen Widerwillen hervor, für die Königin empfand er jedoch Mitleid, da sie nur noch ein Schatten ihrer selbst war. Ihre Hand ruhte auf dem Arm ihres Gemahls, der mit emporgerecktem Kinn die wenigen Stufen hinabschritt. Für jeden seiner

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