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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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einem Grinsen und machte eine knappe Verbeugung. »Seid willkommen, Reisende«, sagte er mit kindlicher Unschuld. »Wie ich sehe, habt Ihr Euch von unserer Fahne nicht abschrecken lassen.«
    Zwölf Jahre, dachte Alejandro, dem Aussehen und der Stimmlage des Knaben nach zu urteilen. In diesem Alter hatte ihn Kate jeden Tag aufs Neue in Erstaunen versetzt - so voller Leben und Neugier, trotz aller Widrigkeiten.
    »So ist es, junger Mann, und wir danken dir für deinen freundlichen Willkommensgruß«, sagte Alejandro. »Wie heißt dieser Ort?«
    »Eyam«, antwortete der Knabe.
    »Eyam«, wiederholte Alejandro. Unter dem aufmerksamen Blick des Knaben sah er sich auf dem Platz um. »Ein hübscher Ort, möchte ich sagen. Und wie ist dein Name, Knabe?«
    »Thomas Blackwell, Sir.« Er verbeugte sich erneut, diesmal mit einer für sein Alter und seine Herkunft erstaunlichen Eleganz. »Der Jüngere.«
    Thomas Blackwell, wiederholte Alejandro im Stillen. Der Name rief eine schwache Erinnerung bei ihm wach. Schließlich fiel es ihm wieder ein:

    Hier liegen meine zwölf Kinder und meine treue Gattin

    Er hatte diesen Namen auf einem Grabstein gelesen, als er mit Kate aus Canterbury geflohen war. Alejandro verscheuchte das düstere Bild und lächelte den Knaben an. Es konnte sich nicht
um denselben Mann handeln, es war eine völlig andere Gegend. »Und wie viele Jahre zählst du, Master Blackwell?«
    »Zwölf«, erwiderte der Knabe und blähte die Brust. »Und der Name meines Vaters ist ebenfalls Thomas. Er wird hier der Ältere genannt.«
    »Kein Wunder. Man möchte doch meinen, dass er älter als sein Sohn ist.«
    Damit brachte er den Knaben zum Kichern. »Ja, Sir, Ihr habt recht. Mein Vater ist ein wenig älter als ich.«
    »Und deine Mutter?«
    Der Knabe lachte fröhlich. »Auch älter als ich, wenngleich ein wenig jünger als mein Vater.«
    »Ah«, sagte Alejandro. Er betrachtete den Knaben wohlwollend. Kate stand schweigend hinter ihm.
    »Wir werden nicht lange in Eyam bleiben, aber für eine Weile benötigen wir eine Unterkunft. Gibt es so etwas hier?«, fragte Alejandro.
    »Es gibt eine Taverne, aber da ist keine Kammer zu vermieten«, erklärte ihnen Thomas Blackwell. »Missus Tarnoble hat ihren Mann wieder einmal rausgeworfen, und er hat sich dort einquartiert. Sie sagt, das ist gewiss recht bequem für ihn, weil er sowieso die meiste Zeit in der Taverne verbringt. Ihr habt also kein Glück.« Dann zog ein breites Lächeln über sein Gesicht. »Aber ich glaube, dass mein Vater einen zahlenden Gast willkommen heißen würde.«
    »Umso besser«, sagte Alejandro. »Ich ziehe es vor, bei einer Familie unterzukommen. Es ist so viel … angenehmer.«
    Der Knabe grinste. »Es wird Euch aber einen Penny kosten, das sage ich Euch.«
    »Dann soll es so sein«, erwiderte Alejandro. »Ich bin müde und meine Tochter ebenfalls. Ein Penny ist ein angemessener Preis für eine gute Unterkunft.«
    »So folgt mir«, sagte Thomas Blackwell der Jüngere.
    »Einen kurzen Augenblick noch«, sagte Alejandro. Er zog Kate zur Seite. »Ich weiß, dass du noch ein Kind warst, aber
erinnerst du dich daran, wie wir aus Canterbury flohen - wir kamen an einem Grab vorbei …«
    »Es kann nicht derselbe Mann sein.«
    »Tochter«, sagte er und genoss den Klang des Wortes, »die Erfahrung hat mich gelehrt, dass es so etwas wie Zufall nicht gibt.«
    Sie sah ihn nachdenklich an und sagte: »Vielleicht habt Ihr recht.«
    In der Hoffnung, ihre Neugier stillen zu können, folgten sie dem Knaben über den von Menschen gefüllten Marktplatz. Nichts deutete auf die Krankheit hin. In der Mitte des Platzes, unweit der Taverne, stand ein reich verziertes steinernes Kreuz, dessen Kanten von Wind und Wetter abgeschliffen waren. Beherrscht wurde das Städtchen von einer steinernen Kirche, um die sich kleinere Häuser drängten. Die Leute starrten sie unverfroren an, als sie an ihnen vorbeigingen; Alejandro fühlte ihre misstrauischen Blicke auf sich ruhen. Nach einer Weile wurden diese jedoch freundlicher, als stieße etwas an ihrer Erscheinung auf Zustimmung. Es kam ihm ziemlich merkwürdig vor.
    Thomas Blackwell grüßte die Bekannten, denen er unterwegs begegnete, mit einer Munterkeit, die nicht recht zu den finsteren Zeiten zu passen schien, in denen er lebte.
    Noch passte sie zu einem von der Pest heimgesuchten Ort. Alejandro beugte sich zu Kate und sagte: »Dies ist ein bemerkenswert freundliches Städtchen.«
    »Das scheint mir auch so.«
    Jeder von ihnen

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