Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
Bleibe.«
Thomas Blackwell der Ältere sah sie zweifelnd an. Es war nicht das erste Mal, dass jemand sie musterte und zu dem Schluss kam, dass sie unmöglich miteinander verwandt sein konnten. Der Ausdruck auf seinem Gesicht wechselte langsam von Skepsis zu Belustigung. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick in schallendes Gelächter ausbrechen, aber er hielt sich auf bewundernswerte Weise zurück.
»Wir haben eine bequeme Dachkammer oben, wenn Euch der Lärm nichts ausmacht«, sagte er. »Ich habe vier Kinder«, fügte er hinzu.
»Kinderlärm bereitet mir eher Freude«, sagte Alejandro. Er berührte Kate leicht am Arm. »Es ist viel zu lange her, seit meine Tochter ein Kind war.«
»Ah«, sagte Blackwell. Zu Alejandros Missfallen wanderte sein Blick einmal von oben bis unten über Kate. »In der Tat«, sagte er. »Das kann man sehen.«
Er trat vor und streckte die Hand aus. »Thomas Blackwell, zu Euren Diensten, Sir.« Als Alejandro seine Hand ergriff, fragte er: »Und wie ist Euer Name?«
»Alejandro.«
»Ein Spanier«, stellte Blackwell fest.
Alejandro nickte. »Und dies ist meine Tochter Katarina.«
Kate sah ihn überrascht an, was Blackwell jedoch entging, da ihn ein lautes Quieken aus dem Schweinepferch ab lenkte. Am Zaun gab es ein kleines Gedränge um den besten Platz.
»Wenn ihr so weitermacht, könnt ihr noch ein wenig länger
auf euer Futter warten«, rief er den Schweinen zu. Dann wandte er sich wieder Alejandro zu. »Die beiden sind ein recht gefräßiges Paar.«
»Kein Wunder - so groß, wie sie sind.«
»Das gibt in Kürze ein schönes Schlachtfest«, fuhr Blackwell fort. »Genug Speck, um Eyam eine ganze Weile zu versorgen. Wir halten hier sehr viel von ausgelassenem Speck. Es hilft gegen die Pest.«
»Eure Fahne zeigte uns, dass Euer Ort von der Pest heimgesucht wurde.«
Blackwell spie über die Bretter des Schweinepferchs aus und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Ja«, sagte er, »das war letztes Jahr. Ein Mann kam in unser Dorf, so wie Ihr, aber er stieg in der Taverne ab. Es gefiel uns nicht, wie er aussah, um die Wahrheit zu sagen - er war ausgemergelt und bleich, als er hier ankam. Zuerst wurde er krank, dann die Wirtin. Sie starb rasch, innerhalb eines Tages. Die Tochter des Wirts traf es ebenfalls, aber sie erholte sich wieder.« Mit seiner fleischigen Hand schlug er rasch ein Kreuz. »Allerdings wird sie ihre Schönheit nicht wiedererlangen, fürchte ich. Die Krankheit hat sie gezeichnet.«
»Und sonst traf es niemanden?«
»Nein, Christus und allen Heiligen sei Dank. Das Mädchen zog sich in seine Kammer zurück und nahm brav ausgelassenen Speck zu sich, bis es wieder gesund war, und auf diese Weise wurde die Seuche aufgehalten.«
Kate trat einen Schritt vor und sagte: »Ich hörte einen herumziehenden Bettler davon berichten, dass die Pest derzeit im Norden wütet. Das war vor zwei Wochen.«
»Dann habt Ihr wohl den alten Will getroffen. Diese Geschichte erzählt er jetzt seit beinahe einem Jahr. Wir scheren uns nicht weiter um ihn. Von Zeit zu Zeit stellen wir ihm etwas zu essen hin, und dann geht er wieder seiner Wege, Gott allein weiß, wie, aber er schlägt sich durch.«
»Aber das war weit südlich von hier.«
»Der Mann hat nichts anderes zu tun, als durch die Gegend zu reiten«, erklärte Blackwell.
»Dann war das, was er sagte, nicht wahr?«
»Nicht ganz.« Er griff in einen Sack und holte eine Handvoll Körner heraus, die er den Schweinen zuwarf. Sie quiekten vergnügt und begannen sofort im Schlamm zu wühlen. »Wir sind fest entschlossen, die Pest von hier fernzuhalten, und dazu ist es am besten, wenn wir jedem, der es hören will, erzählen, dass sie bereits hier ist. Dann kommt sie nicht her, zumindest nicht durch einen Reisenden.« Er wischte sich die Hände an seinem Kittel ab. »Ich wette um die Unterkunft für eine Nacht, dass Ihr einige Blicke auf Euch gezogen habt, als Ihr durch das Dorf kamt.«
Alejandro nickte.
»Viele beklagen es, dass weder Händler noch Reisende zu uns kommen, dazu zähle auch ich. Einige fanden es am klügsten, von hier wegzugehen, um der Pest zu entkommen. Aber wohin soll man fliehen, frage ich - sie kann einen überall überfallen. Ich weiß das.« Er deutete auf den Boden und fuhr in bitterem Ton fort: »Ich begrub alle Kinder, die ich mit meiner ersten Frau hatte, und dann die gute Frau selbst. Man kann nirgendwohin fliehen.«
Es verhielt sich also tatsächlich so. Vor ihnen stand ebenjener Thomas
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