Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
Auftrag. Wir dürfen uns nicht ablenken lassen. Und wir haben möglicherweise eine Gewebeprobe von einem an der Pest Gestorbenen in unserer Satteltasche. Dem dürfen wir nicht eine ganze Gruppe Leute aussetzen.«
Eine ganze Gruppe Leute. Wie schön sich das anhörte.
Aber ihre Begeisterung erhielt schnell einen Dämpfer.
»Sieh mal«, sagte Lany und deutete einen Hügel hoch. Drei Gräber mit Kreuzen darauf. Die Erde, die sie bedeckte, schien frisch aufgeworfen zu sein.
»Ich schätze mal, damit ist klar, wo der geheimnisvolle Unbekannte herkam«, sagte sie.
»Ich weiß nicht. Dann hätte er stromaufwärts paddeln müssen, um an die Stelle zu gelangen, an der wir ihn gefunden haben. Und er sah nicht so aus, als wäre er dazu in der Lage gewesen.«
»Vielleicht war er bei seinem Aufbruch noch nicht so krank.«
»Warum sollte er sich dann überhaupt auf den Weg gemacht haben?«
Janie sah sie an und sagte: »Vielleicht geschah das ja nicht ganz freiwillig.«
Sie gingen wieder zu den Pferden und ritten in raschem Tempo davon, bemüht, sich nicht bemerkbar zu machen. In einiger Entfernung hielten sie an und blickten zurück. Janie erwartete fast, ein paar Augen zu sehen, die ihre Blicke erwiderten. Das Gebäude sah wie ein Kloster aus, dachte sie.
Die Pferde fielen auf das Kommando ihrer beiden Reiterinnen hin in einen schnellen Trab. Die Sonne hatte bereits ihren Zenit überschritten, sodass sie nur noch etwa fünf Stunden bei Tageslicht würden reiten können.
»Wenn wir die Stadt weit genug hinter uns gelassen haben, würde ich gern kurz mit meinen Leuten Kontakt aufnehmen. Steve wird sich schon Sorgen um uns machen.«
»Gut«, sagte Janie. »Vielleicht können sie dann in meinem Namen eine Mail an Alex schicken.«
Zwei Kilometer weiter verschwanden auch die letzten Reste der Zivilisation, bis auf einen kleinen Rastplatz mit Tisch und Bänken, die glücklicherweise nicht verrottet waren, sodass man noch dort sitzen konnte. Sie banden die Pferde fest und streckten kurz ihre Beine, dann setzten sie sich einander gegenüber an den verwitterten Tisch.
»Oje«, sagte Lany, als sie die ersten Tasten des Palmtops drückte. »Ich hoffe, ich erinnere mich überhaupt noch, wie dieses Ding funktioniert.«
Sie hielt ihn vorsichtig in beiden Händen, damit sie ihn nicht fallen ließ, und drückte mit beiden Daumen die Tasten. »So, er läuft«, sagte sie. »Jetzt gehe ich auf Auswahl …«
Sie fummelte noch ein paar Sekunden daran herum, dann sah sie grinsend zu Janie auf. »Da ist eine Signalanzeige«, sagte sie. »Mein Gott. Wie lange ist es her, dass ich so etwas gesehen habe?«
Janie setzte sich neben sie. »Nicht besonders hoch«, sagte sie. »Aber vielleicht reicht es.«
»Er muss reichen.« Lany drückte ein paarmal schnell hintereinander auf die Tastatur. Dann tippte sie Buchstabe für Buchstabe die Nachricht ein, was mühevoll war und ewig dauerte, da ihre Finger völlig aus der Übung waren.
Bis jetzt alles in Ordnung, knapp zwanzig Kilometer. Sind an möglicherweise freundlich Gesinnten vorbeigekommen. Schickt eine Mail an TA von J.
Sie schrieb nichts von den Gräbern; das musste bis zu ihrer Rückkehr warten, weil es zu vieler Erklärungen bedurfte. »Okay, ich schicke sie ab. Und los«, sagte sie. »Drück die Daumen.«
Sie tippte auf den grünen Pfeil. Eine Fortschrittsanzeige erschien, die sich langsam von links nach rechts bewegte, während die Nachricht zum nächsten Sendemast gebeamt wurde:
Nachricht erfolgreich versendet.
»Wow, es hat funktioniert!« Dann fügte sie etwas leiser hinzu: »Zumindest steht das da.«
Janie sagte: »Steve hat versprochen, dass sie sofort eine Antwort schicken, wenn sie unsere Nachricht erhalten haben.«
»Zehn Minuten, hat er gesagt, damit die Batterien nicht zu schwach werden.«
Sie warteten und zählten die Sekunden wegen des kostbaren Batteriestroms.
Da piepste der Palmtop leise.
Janie zuckte zusammen. Lany hielt den Palmtop hoch, damit sie beide das Display lesen konnten.
Hallo, Lewis und Clark, hier alles in Ordnung, Mail an TA geht heute Abend raus. Ladet die freundlich Gesinnten doch zum Abendessen ein *grins*. Macht weiter so und meldet euch möglichst noch mal vorm Schlafen.
Welchen Schlaf meint er?, dachte Janie. Heute Nacht würde sie jedenfalls kaum ein Auge zukriegen.
Fredo entdeckte Bruce in seinem Labor im Institut für Biowissenschaften.
»Die Teams sind bereit, Boss«, sagte er.
»Gut. Kennt jeder seine Position?«
»Wir haben
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