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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sie vor einer halben Stunde bekannt gegeben.«
    Er atmete einmal tief durch. »Gut, dann können wir wohl los. Ich bin in einer Minute da.«
    »Okay, bis gleich.«
    Als Bruce wieder allein war, setzte er sich auf seinen Stuhl und stützte die Ellbogen auf den Tisch. Er legte das Gesicht in die Hände und saß einen Moment lang nur da und sammelte sich.
    Ich bin kein Kämpfer, sagte er sich.
    Tief aus seinem Inneren antwortete eine Stimme: Du bist das, was du im jeweiligen Moment sein musst, oder du bist tot.
    Er erhob sich und verließ das Labor, lief durch die labyrinthartigen Gänge unter der Erde, die einmal gewimmelt hatten von Studenten auf dem Weg von ihren Unterkünften zu den Unterrichtsräumen und der Mensa und zurück, gut geschützt vor den eiskalten Wintern, die sich jedes Jahr mehr als vier
Monate über das Blackstone Valley senkten. Sie hatten großes Glück gehabt - die Brunnen förderten noch trinkbares Wasser, die von Mauern umgebenen Höfe waren sonnig und der Boden fruchtbar genug, dass sie Gemüse ziehen konnten. Und es gab in den Vorratskammern neben der Mensa genug getrocknete Nahrungsmittel und Konserven; bis an ihr Lebensende würde der Bestand reichen.
    Bevor er sich zu seinen Schicksalsgenossen auf der anderen Seite des Hofs gesellte, wollte er noch eine Sache erledigen. Er trat in eines der Vogelhäuser und wurde von den Greifvögeln, die dort hausten, mit den üblichen Protesten begrüßt.
    »Hallo«, sagte er laut und erhielt eine Sinfonie aus Vogelschreien zur Antwort.
    Er griff in eine kleine Metallkiste und zog einen Salamander heraus. Er ließ das agile Tierchen durch die Stäbe gleiten, wo es auf dem Käfigboden landete, genau unter einem Ast, auf dem ein junger Adler saß. Der Vogel schüttelte ein paarmal sein Bein, um die winzige Metalldose, die genau oberhalb des Fußes befestigt war, loszuwerden.
    »Du solltest dich besser an das Ding gewöhnen«, sagte Bruce. »Vorher werden wir dich nämlich hier nicht rauslassen.« Dieses Adlerküken war aus einem der Eier geschlüpft, die er Nr. 908 weggenommen hatte, einem ihrer ältesten Weibchen; der Vogel hatte sich in der letzten Zeit seltsam verhalten. »Wir wollen mal hoffen, dass du dich besser anstellen wirst als seit Neuestem deine Mama.«
    Der Vogel kreischte mit seiner Kükenstimme.
    »Ja, schrei du nur. Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du dich wie ein Dinosaurier anhörst?« Er schnalzte, um den Laut nachzuahmen, den ein Muttervogel beim Füttern machte. »Aber eines sage ich dir, wenn es uns damals schon gegeben hätte, dann hätten wir den Klimawandel überlebt, wir können nämlich denken.«
    Plötzlich hüpfte der Kleine von seiner Stange und verschlang den Salamander. Dann flatterte er zurück auf die Stange und
schlug wild mit den Flügeln, während er das Tier hinunterwürgte.
    Bruce ging an den Käfigen entlang, bis er zu demjenigen kam, in dem sich ein junger Truthahngeier befand. Er öffnete ein metallenes Futterbehältnis, das am Boden des Käfigs befestigt war, und drehte angeekelt den Kopf weg, als er mit einer Metallzange ein Stück verfaultes Kaninchenfleisch hervorzog. Er schob es durch das Gitter und hielt es so, dass der Vogel es im Ganzen hinunterwürgen konnte.
    »Das ist brav«, murmelte er. »Immer schön aufessen! Wir haben schließlich Großes mit deinem Magen vor.«
    Er verließ das Vogelhaus und betrat die wohltuende Stille des Hofs. Ein Blick in den grauen Himmel sagte ihm, dass ein Sturm aufzog. Schlecht für die Doppeldeltas, von denen die ersten heute ankämen, wenn die abgefangenen Nachrichten zutrafen. Sie würden voller guter Absichten kommen. Er und seine Leute würden zusehen und, wenn ihre Geräte ausreichten, auch zuhören - ohne sich selbst zu verraten hoffentlich -, um sicherzugehen, dass ihnen kein Leid geschähe. Er fragte sich, ob auch sie selbst beobachtet wurden, und stellte sich mit einer gewissen Ironie eine Kette von Beobachtern vor, die um die ganze Welt, bis nach Afghanistan, Iran, Osteuropa, vielleicht sogar bis nach China reichte. Wer wusste schon, bis wohin sich die Koalition mittlerweile ausgedehnt hatte?
    Er fühlte sich gewappnet, aber dennoch sträubten sich ihm die Nackenhaare. Er wusste nicht genau, warum, aber das war auch egal. Er würde noch früh genug erfahren, ob die Koalition darauf vorbereitet war, sich auf ihre bevorzugte Beute zu stürzen. Es lief auf einen Krieg der Vögel hinaus. Er hatte das Ganze schon so oft durchdacht, und er war immer zu

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