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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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demselben Schluss gekommen: dass sie irgendeinen Vogel dazu benutzten, ihr neues Bakterium in die Welt zu tragen und die einheimische Nagerpopulation damit zu infizieren. Darauf waren sie gekommen, als sie ihre eigenen Vögel hinausgeschickt hatten, die schönen Adler, mit Sensoren an den Beinen. Und schließlich
würden es die Truthahngeier sein, wie er hoffte, die das Heilmittel mit sich trugen. Alles, was er tun musste, war, dafür zu sorgen, dass es funktionierte.

    »Da vorne ist ein Haus«, sagte Lany. »Sollen wir es uns einmal ansehen?«
    »Ja, vielleicht«, erwiderte Janie. »Bei dem Licht können wir jedenfalls nicht mehr weiter.«
    Sie banden die Pferde hinter dem Haus fest und gingen von Zimmer zu Zimmer. Lany hatte ihren Revolver gezogen, Janie trug das Messer in der Hand.
    »Scheint verlassen zu sein«, sagte Lany, als sie auch noch den ersten Stock abgesucht hatten.
    »Ich würde mich wohler fühlen, wenn es ein wenig weiter von der Straße entfernt läge.«
    »Ich mich auch, aber ich glaube, wir können es wagen.« Lany sicherte die Pistole und verstaute sie wieder in dem Holster an ihrem rechten Bein. »Falls wir schnell abhauen müssen, nehmen wir die Hintertreppe.«
    »Gut. Dann wollen wir mal die Pferde holen.«
    Sie brachten die Pferde ins Erdgeschoss und schlossen die Eingangstür.
    Sie selbst machten es sich im ersten Stock bequem. Janie wollte gerade eine ihrer kleinen Laternen anzünden, da packte Lany ihre Hand, bevor sie das Streichholz anreißen konnte. »Brauchst du unbedingt Licht?«
    Nach kurzem Nachdenken erwiderte Janie: »Eigentlich nicht. Aber lieber wäre es mir. Wir müssen etwas essen.«
    »Ich glaube nur, dass es besser wäre, wenn es dunkel bleibt. Wir haben nur belegte Brote dabei, und um die zu essen, brauchen wir kein Licht. Wir wissen, dass nicht allzu weit entfernt Leute leben, und ich habe Angst, dass uns jemand sehen könnte. Es kann durchaus auch noch mehr Gruppen geben, jedenfalls sollten wir wohl davon ausgehen - der Tote muss schließlich irgendwoher gekommen sein.«

    Janie wusste, dass sie recht hatte, aber sie fühlte sich dennoch in der Dunkelheit äußerst unbehaglich. Das Essen verschaffte ihr ein wenig Trost; das Vollkornbrot war mit Hartkäse belegt, aber es hätte auch ein Filet Mignon sein können, so gut schmeckte es, nachdem sie den ganzen langen Tag über nichts gegessen hatten. Als sie fertig war, ging sie, sich vorsichtig von Stufe zu Stufe tastend, die Hintertreppe hinunter. Draußen angelangt, trat sie ein paar Schritte vom Haus weg und erleichterte sich schnell auf freiem Feld. Noch einmal würde sie sich nicht von einem Berglöwen überraschen lassen.
    Die Nacht war tiefschwarz, eine Schicht Wolken verdeckte die Sterne an dem mondlosen Himmel. Sie bekam eine Gänsehaut in der kalten Nachtluft. Zitternd stieg sie die unbekannte Treppe wieder hinauf und schlüpfte mit klappernden Zähnen in ihren Schlafsack.
    Das einzige Geräusch, das zu hören war, waren die Insekten draußen, und nichts lenkte sie von ihrem Schmerz ab.
    O Tom, wie sehr vermisse ich dich. Wenn er nicht sein Bein verloren hätte, hätte er darauf bestanden, sie zu begleiten, Doppeldelta hin oder her. Sie rollte sich zusammen, aber es half nichts. Und bitte, lieber Gott, kümmere Dich um meinen Sohn. Tränen füllten ihre Augen, und sie musste schniefen; sie wischte sich die Nase mit dem Bündchen ihres Pullovers ab.
    »Ist alles in Ordnung bei dir?«
    Sie schniefte noch einmal. »Wenn ich ehrlich sein soll, nein. Ich vermisse meinen Mann, ich mache mir Sorgen um meinen Sohn, und ich weiß überhaupt nicht mehr, warum ich hier im Dunkeln liege, fern von allem, was ich liebe und brauche. Ich war im Grunde von vornherein gegen diese Unternehmung, aber als wir losgeritten sind, habe ich gehofft, es würde mich ablenken von - allem. Bislang hat es nichts genutzt. Und ich werde partout nicht warm. Ich höre einfach nicht auf zu zittern.«
    Lany robbte in ihrem Schlafsack über den Boden, bis sie bei
Janie angelangt war. »Hier«, sagte sie, »mach den Reißverschluss deines Schlafsacks auf und verbinde ihn mit meinem. Mir ist es warm.«
    Janies lebenslange Konditionierung ließ sie zögern.
    Dann überlegte sie, wie oft Alejandro mit einem anderen Menschen im selben Strohbett geschlafen haben mochte, nur um sich warm zu halten.
    Nach einigem Hin und Her hatten sie es trotz der Dunkelheit geschafft, ihre Schlafsäcke miteinander zu verbinden. Ihr wurde warm, aber der Schmerz blieb. Sie

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