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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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würgte, aber es kam nichts, weil sie nichts in sich hatte, das sie hätte erbrechen können.
    Sobald Jellybean den Boden unter ihren Hufen verloren hatte, fing sie, mächtig mit den Beinen tretend, zu schwimmen an, aber dennoch trieben sie in der starken Strömung langsam flussabwärts. Janie stieß die Stange auf der flussabwärts zeigenden Seite des Pferdes ins Wasser und drückte sie gleichzeitig nach vorne und gegen die Strömung. Dennoch wurden sie immer weiter abgetrieben, und zwar wesentlich schneller, als Janie gedacht hätte; sie bewegten sich fast genauso schnell nach Süden wie nach Westen.
    »Komm schon, Baby«, rief Janie gegen das Tosen der Strömung. Sie presste ihre Beine mit letzter Kraft gegen die Flanken des Pferdes und stieß die Stange wieder und wieder in den Schlick. Sie bewegten sich auf eine Sandbank auf der anderen Seite zu, aber bei dem Tempo, in dem sie abtrieben, würden sie nicht rechtzeitig auf ihrer Höhe sein. Noch dazu verbreiterte sich der Fluss, und das Ufer rückte in größere Ferne.

    Ihre blau gefrorenen Lippen formten ein Gebet. Dein Wille geschehe, nur bitte, lass mich nach Hause zurückkehren, damit ich meinen Mann und meinen Sohn wiedersehe. Sie biss die Zähne zusammen und hieb mit aller Kraft die Stange in den Schlick.

29
    Mein geliebter Alejandro, ich bete darum, dass dieser neue Tag Dich und Deine Tochter wohlauf und in Freiheit vorfinden möge. Mich findet er mit einer leichten Übelkeit vor; ich weiß, dass das vorübergehen wird, nur dauert es schon zu lange.
    Guillaume bekam von de Chauliac ein wunderbares Messer geschenkt! Gestern lieferte man ihm einige schöne Stücke Holz, und er gab sie ihm für seine Schnitzereien. Der Knabe ist überaus entzückt von diesen schönen Geschenken, und sie kommen gerade zur rechten Zeit, um ihn zu beruhigen und zu trösten, da uns einige schlechte Neuigkeiten erreichten. Sein Spielgefährte, der Sohn einer der Köchinnen, ist an den Pocken erkrankt und kam nicht mehr ins Haus, seit sich die ersten Pusteln bei ihm zeigten. Zunächst hatte ich große Angst um Guillaume, jeden Tag untersuchte ich ihn gründlich und dankte Gott für seine Gnade, als ich keine Anzeichen an dem Knaben entdeckte. Am vierten Tag meiner Untersuchungen zeigte er mir dann die Stelle an seinem Arm, wo ihn, wie er sagte, »Grand-père kratzte, um die Pocken fernzuhalten«. Dies wirst Du mir freilich nach Deiner Rückkehr erklären müssen, die, wie ich hoffe und bete, bald erfolgen wird.
    Unsere Arbeit an der Cyrurgia schreitet voran. Heute Morgen, Gott sei für den raschen Fortgang der Arbeit gepriesen, widmeten wir uns der Aufgabe, Vater Guys Theorien
über den schlechten Atem zu erörtern und niederzuschreiben. Wäre es keine solch ernste Angelegenheit, mein Liebster, so hätte ich herzlich gelacht! Gewiss wirst Du es nach Deiner Rückkehr selbst lesen, aber ich kann nicht umhin, ein oder zwei Zeilen zu kopieren, um die düsteren Gedanken zu vertreiben; selbst Vater Guy musste lachen, als er las, was er da geschrieben hatte.
    Will einer den stinkenden Atem kurieren, so gibt es zwei Regeln, die gemeine und die besondere. Die gemeine betrifft die Diät und das Purgieren. Es erfolge nach der Art der Säfte, von denen der Gestank oder Unrat herrührt. Es zeigt sich, dass der stinkende Atem, der dazu neigt, dem von Fisch ausgehenden Geruche recht ähnlich zu sein, bei akutem Fieber Schlimmstes befürchten lässt. Und Haferschleim und alle Brühen und eingetunkte Brotbrocken und Knoblauch und Zwiebeln rufen schlechten Atem hervor.
    Bring Deinen süßen Atem bald nach Paris zurück, damit er sich wieder mit dem meinen vermischen kann.
    Am nächsten Vormittag begann die Frau des Schneiders sich unwohl zu fühlen. Sie lag im Bett, bis die Sonne hoch am Himmel stand, und es blieb ihrer kleinen Tochter überlassen, sie zu pflegen. Als das verängstigte Kind am darauffolgenden Tag Alejandro und Kate die Tür öffnete, sprudelte es sogleich hervor: »Ich tat, was Ihr uns auftrugt, aber meiner Mutter und meinem Vater geht es gar nicht besser!«
    Sie folgten ihr zum Herd, vor dem ein Eimer mit einem Tuch stand. Eine Spur von Wassertropfen auf dem Holzboden führte zu der Stelle, an der die Eltern auf ihren Strohsäcken lagen. Alejandro kniete zwischen beiden nieder und schlug ihre Decken zurück. Er brauchte sie nicht zu berühren, da die Beulen mit bloßem Auge zu sehen waren und ihm schon ein Blick verriet, wie es um sie stand.
    Er blickte zu Kate, und ihre Miene

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