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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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vermutete«, sagte der Franzose
zu Guillaume de Grimoard, der nach seiner Wahl im vergangenen Jahr den Namen Urban angenommen hatte, wie vor ihm bereits vier andere Päpste. »Euch plagt ein Anfall von Rheumatismus. Ihr müsst ruhen, Euer Heiligkeit, sonst wird Euch die Krankheit noch viel schlimmere Beschwerden verursachen.«
    »Gewiss kann sie keine schlimmeren Beschwerden verursachen als jene Angelegenheiten, über die ich entscheiden soll - die Schwierigkeiten mit England wollen einfach nicht aufhören! Beinahe täglich, wie mir scheint, erhalte ich Botschaften von Edward. Jedes Mal, wenn ich höre, dass sich ein Vogel auf dem Dach niederlässt, zittere ich bei dem Gedanken, was wir an seinem Fuß finden mögen! Er zürnt wegen längst vergangener, völlig bedeutungsloser Dinge und will mich einfach nicht in Ruhe lassen.«
    Längst vergangene, völlig unbedeutende Dinge. De Chauliac stellte die Schüssel weg und richtete sich auf. »Ich habe Anweisung gegeben, dass man Euch jeden Tag eine kleine Menge Laudanum verabreicht. Das wird Eure Schmerzen lindern und Euer Temperament beruhigen. Ihr werdet jedoch feststellen, dass seine Wirkung im Laufe der Zeit nachlässt, deshalb wird der Apotheker die Menge nach meinen Anweisungen ein wenig erhöhen. Und er wird Euch Umschläge machen, die der Bildung von Galle förderlich sind. Sagt mir, Euer Heiligkeit, welche Angelegenheiten trägt Edward Euch denn vor?«
    »Wie es scheint, haben die Vorbereitungen für die Vermählung Benoîts mit der Tochter, die ich für legitim erklärte, zu nichts geführt. Er wünscht meine Unterstützung gegen die Ansprüche der Familie de Rais in der Bretagne. Es versteht sich, dass ich das nicht tun kann, ohne sie aufs Äußerste zu beleidigen. Aber so närrisch bin ich nicht.« Er seufzte und streckte den Arm aus. »Wollt Ihr mich zur Ader lassen?«
    De Chauliac nahm seinen Arm und legte ihn sanft zurück auf die Lehne des Sessels. »Dieses Mal nicht. Was ich bei der Untersuchung Eures Urins gefunden habe, lässt eine solche Behandlung nicht notwendig erscheinen.«

    Der Papst wirkte enttäuscht. »Nun gut. Ich bin erleichtert zu vernehmen, dass es nichts Schlimmeres ist, das mich plagt. Man macht sich Sorgen, wenn sich der eigene Arzt so weit weg in Paris befindet. Sagt, wie geht es mit der Cyrurgia voran?«
    »So gut, wie ich es nur hoffen konnte«, erwiderte de Chauliac. »Aber es drängt mich, zu meiner Arbeit zurückzukehren; ich bitte Euch um die Erlaubnis, Avignon ein weiteres Mal zu verlassen.«
    »Sie sei Euch gewährt.« Der Papst hob seinen Stab und schwenkte ihn ein paarmal hin und her, dann schlug er ein Kreuz über de Chauliacs gesenktem Kopf. »Geht«, sagte er, »und tut Eure Arbeit.«
    Als de Chauliac den Audienzsaal unter Verbeugungen verließ, trat ein Kardinal mit einem Stapel Schriftstücken ein. Bei seinem Anblick machte der Papst ein säuerliches Gesicht; de Chauliac wusste, es würde nicht lange dauern, bis man erneut nach ihm rufen würde.
    Er eilte durch den päpstlichen Palast zu seinen Gemächern und tauschte dort die Gewänder des Arztes gegen seine Reisekleidung. Vor der Tür wartete seine Eskorte.
    »Kommt mit«, sagte er. Zu Fuß folgten ihm die Soldaten durch die Straßen von Avignon ins Judenviertel. Als sie die Straße erreichten, in der Alejandro gewohnt hatte, hieß er sie warten.
    Allein ging er die schmale Gasse hinunter und zog dabei viele verwunderte Blicke auf sich, da er gegenüber den Leuten, an denen er vorüberkam, ein wahrer Hüne war. Vor der Tür zur ehemaligen Wohnstatt Alejandros blieb er stehen.
    Er ging ein paar Schritte zurück bis zu einem Haus, vor dem ein Knabe spielte.
    »Ich suche eine Frau namens Rachel«, sagte er zu ihm.
    Der Knabe zeigte auf ihre Tür und rannte weg.
    De Chauliac klopfte und wartete. Es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, bis die Tür geöffnet wurde, und dann auch
nur einen Spaltbreit; er sah nur einen Teil eines Gesichts, das hindurchspähte, und der lag im Schatten.
    »Wisst Ihr, wer ich bin?«, fragte er.
    Die Tür wurde ganz geöffnet. Die Frau nickte und bedeutete ihm einzutreten.
    »Ist er tot?«, fragte sie leise.
    De Chauliac ließ die Frage unbeantwortet. »Ich bin gekommen, um den Vater aufzusuchen, wenn Ihr erlaubt.«
    »Er schläft.«
    »Dann müsst Ihr ihn wecken, denn ich habe nicht viel Zeit.«
    Rachel sah ihn einen Moment lang misstrauisch an, bevor sie sagte: »Wartet hier.«
    Wenig später kam sie zurück. »Er ist wach.« Sie führte ihn

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