Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
war. »Trotz seiner Grillen. Fleißig und, wie ich hoffe, treu.«
Chandos ließ sich einen Moment Zeit, bevor er antwortete. »Ihr gabt stets Anlass zu aufrichtiger Treue, Sire. Vor allem mir.«
Der König sah ihn überrascht an. »Ihr seid ein alter Freund, daher vergebe ich Euch diese Beleidigung meines Verstandes. Nun, nehmt Platz«, befahl er. »Berichtet mir, was sich, gesehen durch Eure treuen Augen, im Norden ereignete.«
Auf dem Ritt zurück durch die Midlands, Benoîts Leiche hinter sich auf dem Pferderücken, hatte Chandos lange darüber nachgedacht, was er dem König sagen sollte. Er hatte beschlossen, ihm zu erzählen, de Coucys Vetter sei von Wegelagerern getötet worden, die sie für leichte Beute gehalten hatten, da sie nur zu zweit waren.
Er würde ihm weder von den hämmernden Kopfschmerzen erzählen, mit denen er aufgewacht war, um festzustellen, dass Alejandro und Kate geflohen waren, noch davon, dass er einen ganzen Tag lang hatte warten müssen, bevor er weitergekonnt hatte.
Er würde ihm nicht erzählen, wie verblüfft er darüber gewesen war, dass sie ihm alle seine Waffen und die Hälfte seines Proviants gelassen hatten. Genauso wenig, dass er zum Schutz vor dem Regen in der Nacht mit seinem Umhang zugedeckt gewesen war. Der König würde nicht erfreut sein zu erfahren, dass sein unerschütterlicher Waffenbruder, der Held zahlreicher Schlachten, einer einfachen List zum Opfer gefallen war. Und er würde auch niemals begreifen, wie dankbar Chandos ihnen für die Großmütigkeit war, die sie ihm gegenüber gezeigt hatten, obwohl er zu ihnen wenig gnädig gewesen war.
Er würde ihm weder etwas von seinem verzweifelten Heiratsantrag erzählen noch davon, dass Kate ihn abgelehnt hatte.
»Sie sind verschwunden, Sire«, war alles, was er sagen konnte.
»Verschwunden? Einfach verschwunden, das ist alles?«
»Ich hörte in Eyam in Derbyshire, nördlich Eures Jagdreviers, von ihnen reden. Ich fand heraus, dass die Leute sie aus ihrem Dorf verjagt hatten. Mehr konnte ich nicht in Erfahrung bringen.«
»Und dann schicktet Ihr Eure Männer zurück?«
Chandos nickte stumm.
»Eure Kameraden wussten es zweifellos zu schätzen, dass sie an dem Fest teilnehmen konnten. Es war - nun, tapfer von Euch, die Suche allein fortzusetzen, Euer eigenes Vergnügen zu opfern, zur Gesellschaft lediglich Benoît - möge der Dummkopf in Frieden ruhen.«
»Mir liegt nicht sehr viel an Festlichkeiten, Euer Majestät.«
»Das ist mir durchaus bewusst.« Der König erhob sich und trat dicht vor Sir John. Mit argwöhnischem Blick sah er auf ihn hinunter. »Ihr habt Erfahrung, Chandos, sagt mir, wie ratsam erscheint es, einen weiteren Trupp Soldaten auszusenden? Die beiden können sich doch nicht einfach in Luft auflösen. Früher oder später werden wir sie finden und ihrer gerechten Strafe zuführen.«
Chandos überlegte kurz, was er erwidern sollte. Als er dem König schließlich antwortete, sah er ihm dabei fest in die Augen. »Ihr seid mein Herr, und ich bin Euer treuer Gefolgsmann. Aber darüber hinaus, Sire, seid Ihr und ich alte Freunde, wie Ihr eben sagtet.«
Der König kniff die Augen zusammen. »Soweit ein König überhaupt einen Freund haben kann, stimme ich zu, dass ich in Euch einen habe.«
»Ich stand Euch und Eurem Sohn in vielen Schlachten zur Seite, und dem zu Ehren bitte ich um die Erlaubnis, offen zu sprechen.«
»Sie sei Euch gewährt«, erwiderte der König ganz gegen seine Gewohnheit ruhig.
Chandos verlagerte nervös sein Gewicht. »Es ist meine feste Überzeugung, dass man die Sache auf sich beruhen lassen sollte.«
»Erklärt Euch«, sagte der König kühl.
»Die Lady wird sich niemals Eurem Willen beugen. Sie zieht die Gesellschaft des Juden der ihrer eigenen Familie vor. Und bei allem Respekt Euch gegenüber, der Ihr ein guter und umsichtiger Herrscher seid, muss ich sagen, dass in Anbetracht der Wendung, die ihr Leben hier vielleicht genommen hätte, ihre Entscheidung mehr als verständlich ist.«
Der König brauchte einen Moment, um Chandos’ Worte zu verdauen. »Eure Geschichte von dem Überfall entbehrt der Glaubwürdigkeit. Ich frage Euch nun, hat der Jude Benoît getötet?«
»Nein, Sire«, erwiderte Chandos leise. »Dessen bin ich ganz sicher.«
»Wenn er es getan hat, dann ist sie daran ebenso beteiligt wie er, selbst wenn er es war, der den Bogen gespannt hat. De Coucy will verständlicherweise Vergeltung für den Tod seines Vetters. Er stellt neue
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