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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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ausgebreitet. Alles war bereit, außer dem Wundarzt selbst.
    Alejandro stand mit dem Skalpell in der Hand über Philomènes entblößten Leib gebeugt, sein Gesicht war aschfahl, und seine Hände zitterten.
    »Ich kann es nicht tun«, sagte er. Er sah de Chauliac an. »Kollege, würdet Ihr …«
    De Chauliac griff zögernd nach dem Messer, das ihm Alejandro entgegenhielt, und nahm dessen Platz an Philomènes Seite ein.
    »Vergebt mir, Madame«, sagte er zu ihr. »Seid Ihr bereit?«
    »Ja«, flüsterte sie. »Gott steh mir bei, ja, ich bin bereit.«

    Zu viel Blut, das ist viel zu viel Blut, dachte Alejandro, als er zusah, wie die rote Flüssigkeit aus dem Schnitt quoll.
    Zu tief! Der Schnitt ist zu tief, sie wird sterben, und mein Kind ist verloren …
    Der Schnitt hätte jedoch nicht besser geführt werden können,
de Chauliac arbeitete rasch, aber sorgfältig, durchtrennte vorsichtig die Hautschichten, darauf bedacht, das darunter liegende Muskelgewebe nicht zu verletzen. Obwohl man Philomène zur Linderung ihrer Angst und ihrer Schmerzen Laudanum verabreicht hatte, war allen klar, dass sie genau spürte, was mit ihr geschah. Tapfer biss sie auf einen hölzernen Löffel, um den Schmerz ertragen zu können und still liegen zu bleiben. Sie weinte laut, als das scharfe Messer in de Chauliacs Hand Schicht für Schicht in ihren Körper drang.
    Alejandro drückte ihre Arme nach unten, mitunter so fest, dass er fürchtete, er würde ihr alle Knochen brechen. Kate wischte ihr die Stirn und strich die Haarsträhnen zurück, die an ihrer schweißnassen Haut klebten.
    Die Hände an Philomènes Leib, blickte de Chauliac Kate an. »Haltet die Zeichnung der Gebärmutter in die Höhe«, wies er sie an. »Auf meiner rechten Seite, sodass ich sie genau sehen kann.«
    Sie suchte sie unter den anderen Zeichnungen heraus und reichte sie der Hebamme, die sie in Augenhöhe von de Chauliac hielt. Einen Moment schien er unsicher, was er tun sollte, dann schob er mit einem tiefen Seufzer die Muskeln zur Seite, um ihre Gebärmutter freizulegen. Deren straff gespannte, glänzende Haut zog sich zusammen und dehnte sich mit den Bewegungen des Kindes, das danach drängte, geboren zu werden.
    »Möge Gott meine Hand führen«, sagte er. Er drückte die Klinge des Messers gegen die feste Wölbung.
    Das Gesinde konnte Philomènes Schreie bis in die Küche im Keller hören. Sie stieß einen letzten wimmernden Klagelaut aus, dann verstummte sie.

    Obwohl er immer noch wie betäubt war, ließ Alejandro sich das Neugeborene von der Hebamme in die Arme legen, nachdem sie es gesäubert und für gesund und lebensfähig erklärt hatte. Mit dem kostbaren Bündel verließ er die Kammer, so wie damals nach Guillaumes Geburt, während de Chauliac
sich um die Versorgung von Philomènes zerrissenem Schoß kümmerte.
    Vor der Tür wartete mit verstörter Miene sein Enkel. Wie alle anderen hatte auch der Knabe die Schreie gehört.
    Alejandro kniete sich nieder und zeigte Guillaume das Bündel. »Darf ich vorstellen, das ist deine …«
    Er hielt inne, wusste nicht, was er sagen sollte. Dieses Kind, seine Tochter, war die Schwester von Guillaumes Mutter. »Deine Tante, nehme ich an«, sagte er.
    Er zog das Tuch über dem Gesicht des Neugeborenen zur Seite, damit Guillaume es betrachten konnte. Es öffnete ein klein wenig den Mund, als wolle es etwas sagen, stieß dann jedoch nur einen kleinen Seufzer aus und schloss ihn wieder. Guillaume lächelte und strich dem kleinen Wesen vorsichtig über die Wange.
    »Wie weich«, sagte der Knabe.
    »Ja«, erwiderte Alejandro. Er erinnerte sich daran, wie es sich angefühlt hatte, Guillaume in den Armen zu halten, als dieser kaum ein paar Minuten alt gewesen war. »Genau wie bei dir.«
    Und ihrer Mutter.
    Er richtete sich wieder auf und verließ seinen Enkel, um Kate den Säugling zu bringen. Dann stieg er in den Turm hinauf und ließ in der Abgeschiedenheit seiner Kammer seinen Tränen freien Lauf.

34
    Sie erreichten den Berggipfel in der Hälfte der Zeit, die Janie mit Jellybean gebraucht hatte. Die Sonne war gerade im Begriff unterzugehen, als Lany und Bruce, gefolgt von ihren beiden Begleitern, durch das Tor in den Hof der kleinen Siedlung ritten.
    Caroline sah sie zuerst und blieb still stehen. Sie musterte
Bruce und dachte, dass er in nichts dem Mann glich, der er einmal gewesen war, ohne es freilich zu sagen. Dann befreite sie sich von der Beklemmung, die sein Aussehen in ihr hervorrief, und trat auf ihn zu.
    Nachdem

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