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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sie einander zur Begrüßung lange umarmt hatten, trat sie einen Schritt zurück und lächelte.
    »Habe ich dir eigentlich in letzter Zeit einmal für all das gedankt, was du für mich getan hast?«
    Sarah kam angerannt, versteckte sich aber ängstlich hinter ihrer Mutter, als sie Bruce sah.
    »Schon gut, mein Schätzchen«, sagte Caroline zu ihrer Tochter. »Das ist ein alter Freund von Janie und mir.« Sie streichelte ihrer Tochter die Schulter. »Er ist gekommen, um Alex zu helfen.«
    Sie warf Bruce einen fragenden Blick zu.
    Dieser nickte.
    »Gut, dann komm bitte mit.«
    Bruce sah sich neugierig um. An diesem Ort hatte Janie also gelebt, praktisch die ganze Zeit, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Als sie im Gemeinschaftsraum anlangten, sagte Caroline: »Einen Moment, ich hole sie.«
    Sie ging zum Schlafzimmer. Janie schlief, halb auf dem Bett liegend. Tom saß auf dem Sessel, sein heiles Bein von sich gestreckt. Auch er schlief, aber es war ein leichter Schlaf, nach seinen unruhigen Bewegungen zu urteilen. Sie betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

    Caroline berührte Janie sanft an der Schulter, und sie war sofort hellwach. Sie setzte sich auf und rieb sich mit der Hand übers Gesicht. Das Nächste, was sie tat, war, Alex’ Handgelenk zu nehmen. Erleichterung erfüllte sie, als sie die Wärme spürte.
    Sie drehte sich um. »Sind sie angekommen?«
    Caroline nickte.
    Janie sah noch einmal ihren Sohn und dann wieder Caroline
an. »Endlich, ich konnte es kaum erwarten. Aber jetzt weiß ich nicht, ob ich dazu bereit bin.«
    »Lass dir Zeit, wach erst einmal richtig auf, bevor du hinübergehst. Ich leiste unseren Gästen derweil Gesellschaft.«

    Ob sie nun bereit war oder nicht, der Moment war gekommen. Janie stand auf und ging zu ihrem Mann, der in seinem Sessel aufgewacht war. Sie sah ihn an.
    »Ich liebe dich«, sagte sie leise. »Nichts wird das jemals ändern.«
    Er deutete auf die Stelle, wo einmal sein Bein gewesen war. »Das auch nicht?«
    »Tom …«, sagte sie mit gepresster Stimme. »Bitte, sag das nicht …«
    Er machte eine abwehrende Geste, dann nickte er in Richtung des Gemeinschaftsraums. »Und das?«
    Ein paar Sekunden lang schwieg sie, und als sie dann wieder sprach, war ihre Stimme fest. »Seither ist viel geschehen.«
    Toms Blick wanderte zum Boden. »Ja, das stimmt. Und wenn man bedenkt, was wir alles durchmachen mussten, haben wir uns doch ganz wacker geschlagen.« Er sah wieder hoch, suchte nach Bestätigung.
    »Sehr sogar.«
    »Aber das ändert alles, das musst du zugeben.«
    Sie wollte schon sagen, Nein, ich muss gar nichts dergleichen, aber sie wusste, dass es sich ärgerlich anhören würde. Stattdessen sagte sie schlicht: »Wir haben einen Sohn, ein Zuhause, eine Familie - selbst wenn sie nicht ganz der Norm entspricht - und ein Leben, das wir uns unter großen Mühen aufgebaut haben. Und das alles würde ich durch nichts auf der Welt in Gefahr bringen. Es ist ein schönes Leben; wenn du die Wahrheit wissen willst, ich bin so zufrieden wie noch nie. Natürlich vermisse ich meinen Beruf und das ganze Drumherum, aber eines Tages werde ich bestimmt wieder eine richtige Praxis haben.« Sie lächelte. »Landärztin zu sein ist gar nicht einmal
so übel. Manchmal ist es hart, aber ganz ehrlich - mehr will ich nicht. Wir kommen mit dem aus, was wir haben, und wir haben jeden Tag ein bisschen mehr. Ich brauche dich und Alex und Kristina und alle anderen hier. Ich weiß nicht, was ich ohne dich täte.«
    Tom humpelte auf seine Krücke gestützt auf sie zu. Als er sie erreicht hatte, lehnte er die Krücke gegen Alex’ Bett und balancierte auf einem Bein. Er legte die Arme um seine Frau und hielt sie ganz fest.

    »Warte«, sagte Caroline, als Janie schließlich aus dem Schlafzimmer kam. »Da ist etwas, das du wissen solltest - was Bruce angeht …«
    Janie blieb stehen. »Was denn?«
    »Er - er hat sich verändert.«
    Janie nahm die Hand vom Türknauf. »Was meinst du damit?«
    »Sein Gesicht … es ist völlig vernarbt, Janie. Er muss einen schrecklichen Unfall gehabt haben. Ich habe mich furchtbar beherrschen müssen, um nichts zu sagen.«
    Janie stand einen Moment lang schweigend da. Dann sagte sie: »Danke«, holte tief Luft und ging in den Gemeinschaftsraum.
    Er wartete allein auf sie; Lany hatte dafür gesorgt, dass alle anderweitig beschäftigt waren. Als Janie durch die Tür trat, stand er mit dem Rücken zu ihr da. Beim Geräusch ihrer Schritte drehte er sich um

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