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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Lederjacke mit allen möglichen Nieten und klirrenden Ketten getragen. Seine tiefe Stimme hatte einen Klang, der einem Angst einjagen konnte.
    »Jemand da?«
    Bruce war in seinem Versteck in der Materialkammer geblieben und hatte beobachtet, wie Fredo sich in aller Ruhe im Schwesternzimmer umsah und anfing, in den Schubladen herumzukramen.
    Nach einer Weile hatte er seine Suche aufgegeben, und da offenbar nichts von Wert zu finden gewesen war, hatte er sich der nächsten Aufgabe zugewandt, dem Mittagessen. Er holte einen Kanten Brot aus einer Jackentasche und riss ein Stück
mit den Zähnen ab. Lustlos, wie Bruce meinte, kaute er darauf herum.
    »Ich find’s scheiße, immer allein zu essen.«
    Bruce hörte durch den Türspalt zu, wie Fredo ein interessantes Gespräch mit dem Computer begann, der unter dem Schreibtisch im Schwesternzimmer stand.
    »Na, wie kommt’s, dass du keinen USB-Port für mich hast, hm? Da komm ich von so weit her, und du hast nicht mal einen richtigen Port für mich. O Mann! Was soll nur aus dieser Welt werden?«
    Während Fredo sein Brot verspeiste, kam Bruce zu der Überzeugung, dass er nicht der einzige Mensch war, der sich nach einer Unterhaltung sehnte. Er konnte sich nicht einmal mehr erinnern, wie lange es her war, dass er sich das letzte Mal mit einem anderen menschlichen Wesen ausgetauscht hatte. Eine Zeit lang hatte er einen Kalender geführt, aber nach ein paar Monaten hatte er es aufgegeben, unter anderem weil er kein Vertrauen in die Richtigkeit seiner Aufzeichnungen mehr hatte: Während seine Verbrennungen heilten, hatte er sich mit ziemlich starken Schmerzmitteln betäubt, und im Belladonnarausch hatte er bestimmt ganze Tage nichts mitbekommen. Es gab allerdings noch einen anderen Grund, warum er aufgehört hatte, seine Tage zu verfolgen: Er verbrachte sie alle gleich einsam, schweigend.
    Deshalb öffnete er schließlich die Tür der Kammer und trat hinaus. Die erste Frage an den Hünen, die ihm in den Sinn kam, lautete: »Was tun Sie hier?«
    Fredo machte Anstalten aufzustehen, aber als sein Blick auf Bruces Gesicht fiel, ließ er sich wieder auf seinen Stuhl zurücksinken; das Entsetzen stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. »Ich suche ein paar Computerteile.« Dann, nach einer Weile: »Ich kann mir schon denken, was Sie hier tun. Aber sagen Sie, wie sehen Sie denn aus?«
    »Flugzeugabsturz.«
    Fredo wurde knallrot. »O Mann, tut mir leid, war nicht so
gemeint. Gott, bin ich froh, dass meine Mutter das eben nicht gehört hat. Nein, nein, das war nicht nett. Waren Sie in einem der Flugzeuge, die in Logan abgestürzt sind?«
    Bruce erzählte ihm, dass sie sich schon im US-amerikanischen Luftraum befunden hatten, als die Fluglotsen den Tower am Flughafen Logan verließen. Der Pilot hatte es gerade noch geschafft, das Flugzeug wieder nach oben zu ziehen, sodass es nicht in die kleine Maschine krachte, die unvermittelt auf ihrer Landebahn aufgetaucht war - gerade als sie den Punkt erreicht hatten, an dem es kein Zurück mehr gab -, aber dann war die Landebahn nicht mehr lang genug gewesen. Der Pilot hatte keine Chance mehr gehabt, das Flugzeug noch zum Stehen zu bringen. Es war durch eine Betonmauer gekracht und in den Bostoner Hafen geschliddert; bei dem Aufprall waren die Cockpit-Crew und viele der Passagiere, die im vorderen Teil des Flugzeugs saßen, zu Tode gekommen.
    »Ich habe drei Kindern auf die Notrutsche geholfen und wollte gerade zurück, um ihre Mutter zu holen, als das Flugzeug explodierte.«
    »Aber die Kinder haben es geschafft?«
    »Sie sind ins Wasser gerutscht, das an dieser Stelle ziemlich flach ist. Ich weiß nicht, ob sie überlebt haben. Ich hoffe es. Dann hätte ich wenigstens die Genugtuung, dass ich diese Fratze nicht völlig umsonst herumtrage.«
    »Wie sind Sie hierhergekommen?«
    »Irgendwelche Leute haben mich hergebracht, keine Ahnung, wer es war. Sie haben mich in die Notaufnahme verfrachtet und sind dann abgehauen.«
    »Die haben Sie hier allein gelassen?«
    »Wahrscheinlich haben sie überhaupt nicht mitbekommen, dass das Krankenhaus verlassen war. Wenn Sie mich fragen, sind sie sowieso davon ausgegangen, dass ich sterbe. Aber wie dem auch sei, jedenfalls verdanke ich ihnen mein Leben.«
    Fredo hatte sich eine Träne weggewischt, nachdem die Geschichte zu Ende gewesen war. Als er erfuhr, womit Bruce sich
einmal seinen Lebensunterhalt verdient hatte, bestand er darauf, dass er ihn begleitete.
    »Wir haben eine Gruppe gegründet. In Worcester,

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