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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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meine Gewohnheit zu baden lustig, die ich von ihm übernommen habe. Und er kennt keine Furcht! Er ist ein ganz außergewöhnlicher Mann und mir ein wirklicher Vater gewesen, obschon er mir nicht das Geringste schuldete, als er mich von hier wegbrachte. Ich hoffe nur, dass mein Sohn noch bei ihm ist, denn dann wird auch er von einem guten Vater erzogen.«
    »Wenn man Euch zuhört, könnte man ihn eher für einen Abenteurer als für einen Medicus halten.«
    »Eine zutreffende Einschätzung.«
    »Welche wunderbare Erzählung sich aus seinen Taten machen ließe!«, sagte Chaucer mit einem Seufzen. »Nun denn, wie auch immer, ich wurde nicht bestraft. Meine Stellung bei
Hofe ist sicher.« Er beugte sich näher zu ihr. »Es sei denn, versteht sich, dass die Enthüllungen, die ich Euch mache, ihrerseits enthüllt würden.«
    »Niemals«, flüsterte sie. Sie warf rasch einen Blick zu den Wachen. Sie sahen zu ihnen her.
    »Ihr müsst mich küssen«, sagte sie.
    Chaucer wich unwillkürlich zurück und blickte ihr in die Augen, als könnte er darin lesen, ob es ihr mit diesen Worten ernst war. »Lady, ich weiß nicht, was …«
    »Beugt euch einfach vor und küsst mich, sanft.«
    Er hob überrascht die Augenbrauen, dann zuckte er die Achseln und tat wie geheißen. Sie packte ihn an seinem Mantel und zog ihn näher zu sich, hielt ihn fest, während sie ihm einen langen Kuss gab. Chaucer überließ sich der Zärtlichkeit nur allzu willig und legte die Arme um ihre Taille.
    Er öffnete ein Auge einen winzigen Spalt und blickte in Richtung der Wachen, die das Geschehen inzwischen mit dem allergrößten Interesse verfolgten.
    Schließlich lösten sich die beiden voneinander. Chaucer sah ihr lange in die Augen. »Euer Kuss ist so süß wie der Tau auf einer Rose. Welch ein Geschenk, ihn kosten zu dürfen! Ich muss Euch gestehen, Lady, dass ich mich auch veranlasst fühlte, Euch zu Hilfe zu eilen, weil ich … weil ich Euch verehre.«
    Sie errötete leicht. »Auch Euch gebührt Verehrung. Bitte haltet mich wegen dieses Kusses nicht für schamlos - ich bedarf dringend Eurer Hilfe, und ich flehe Euch an, mich weiterhin zu besuchen, wie Ihr es heute getan habt, und mir Eure Unterstützung bei der Vorbereitung meiner Flucht zuteilwerden zu lassen.«
    »Aber Ihr könnt nicht von hier fliehen! Das ist unmöglich!«
    »Hättet Ihr nicht auch gesagt, dass es für Père unmöglich gewesen sei, in Paris den Männern von de Chauliac zu entkommen?«
    »Nun ja, aber …«

    »Und war nicht alles vorzüglich vorbereitet?«
    »Ich muss gestehen, es war ein meisterliches Werk der Täuschung.«
    »Dann nehmt die Herausforderung an und bereitet jetzt mit mir meine Flucht vor. Ihr verfügt über einen scharfen Verstand, und Ihr könnt mir helfen!«
    Er trat einen Schritt zurück, ohne jedoch den Blick von ihr lösen zu können.
    »Nun gut«, sagte er leise. »Ich werde Euch helfen. Gott sei mir gnädig, aber ich kann der Verlockung nicht widerstehen.«
    Sie umarmte ihn erneut, dieses Mal aber nicht, um den Wachen etwas vorzumachen. Und sie gab ihm noch einen Kuss.
    »Ich stehe so tief in Eurer Schuld, dass ich sie niemals begleichen kann.«
    »Warten wir es ab. Die Begleichung erfolgt oftmals auf ganz unverhoffte Weise.«
    »Ich danke Euch aus tiefstem Herzen. Jetzt müsst Ihr mich um der Schicklichkeit willen verlassen. Kommt morgen wieder. Dann habe ich Zeit, darüber nachzudenken, wie sich das Vorhaben in die Tat umsetzen lässt.«
    Er verbeugte sich und wandte sich zum Gehen. Sie griff nach seiner Hand und drückte sie an ihren Busen.
    »Euer Herz … es schlägt so heftig«, sagte er, aufrichtig überrascht.
    »Das hat Euer Kuss bewirkt«, erwiderte sie. »Er hatte nichts mit Täuschung zu tun.«

6
    Caroline war über Tom hergefallen, als dieser vorgeschlagen hatte, den Anzug für Notfälle aufzuheben. Sie hatte ihm mit dem Finger vor dem Gesicht herumgefuchtelt und erklärt, dass er ja ohne das Ding in ein bekanntermaßen kontaminiertes
Gebiet gehen könne. Was er denn als einen Notfall bezeichnen würde, wenn nicht das?
    Jetzt stand ein fester schwarzer Stiefel auf dem Tisch, und Janie befreite gerade den anderen aus seiner knisternden Hülle. Sie stellte ihn zu seinem Gegenstück, dann faltete sie den Plastiksack sorgsam zusammen und legte ihn auf die Seite. Sie nahm die Stiefel am Schaft und stellte sie auf den Boden. »Ich habe ganz vergessen, wie schwer die Dinger sind«, sagte sie.
    »Stimmt«, sagte Caroline. »Ich mag mir nicht einmal

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